Twin X-Lite VON FrSky/Engel

Twin X-Lite VON FrSky/Engel

Maximale Leistung bei geringem finanziellen Einsatz, den Spagat legt die Twin X-Lite von FrSky aufs Parkett. Das Senderdesign mag zwar polarisieren, aber die inneren Werte des Senders lassen aufhorchen. Ein Geheimtipp? In Kennerkreisen schon lange nicht mehr. Warum die neue X-Lite ein sehr guter Allrounder ist und wofür das Twin steht, das erklärt der Erfahrungsbericht.

Respektable 24 Kanäle stellt die Twin X-Lite ab Werk zur Verfügung – genauso viel wie die Vorgängerin Taranis X-Lite. Damit sollten sich eigentlich 99,9 % der am Markt befindlichen Modelle steuern lassen. Wenn, dann limitiert die Menge der herstellerseitig implementierten Geber das Ausreizen der Möglichkeiten. Direkt im Gehäuse sind zwei Zweiwege- und zwei Dreiwege-Schalter, zwei Taster und zwei Drehgeber sowie die beiden Kreuzknüppel verbaut. Mit diesen lassen sich Funktionen direkt steuern, wie man es von anderen Sendern kennt.

Bei der 346,90 Euro kostenden Twin XLite kommen noch vier frei belegbare Taster hinzu, die sich frei programmieren und beispielsweise wie vier Zweiwege-Schalter nutzen lassen. Grob gerechnet können RC-Piloten 16 Kanäle direkt ansteuern. Für einen so kleinen Sender beachtlich. Kreative Köpfe könnten softwareseitig sogar Trimmgeber umprogrammieren – aber nicht alles, was geht, ist vernünftig.

Kleiner Tipp: Die X-Lite gibt es auch in einer für FrSky typischen S-Version (428,90 Euro). In der ist ein Bewegungssensor integriert, mit dem sich alleine durch Bewegen des Sendergehäuses in alle drei Achsen Funktionen steuern lassen. Ziemlich lässig, aber sicher auch nur für geeignete Sonderfunktionen ideal – eine Fahrwerksoder Wölbklappenfunktionen sollte man durch Kippen oder Schwenken des Senders besser nicht steuern.

Die Anzahl der Geber dürfte für etwas komplexer programmierte Modelle gerne höher ausfallen

König Software
Warum diese Erbsenzählerei gleich zu Beginn des Artikels? In der Twin XLite ist die Programmier-Software Ethos integriert, die gefühlt keine Einschränkungen beim Setup komplexer Modelle kennt. Mit Ethos kann man beinahe mühelos ein Achtklappen-Modell mit vier Motoren, Einziehfahrwerk plus Fahrwerksklappen, Beleuchtung, Rauchpatrone und Ballastabwurf programmieren – wenn man so etwas fliegen möchte. Dass die Twin X-Lite in Bezug auf die Geber-Anzahl dann an ihre Grenzen stößt, ist Jammern auf hohem Niveau. Vielmehr zeigt es, zu was diese kompakte Fernsteuerung dennoch in der Lage wäre. Lassen Sie sich vom Senderdesign nicht ablenken – die neue X-Lite leistet erheblich mehr, als es den Anschein hat. Trotzdem, sollte FrSky beim nächsten Redesign zwei oder vier weitere Dreiwege-Schalter integrieren, wäre das klasse.

Ethos ist das Zauberwort, und zwar bei allen jüngst von FrSky vorgestellten Sendern. Viele Interessenten empfanden die ehemalige Programmiersoftware OpenTX als zu kompliziert und das hat sie vom Kauf eines FrSky-Senders abgehalten. Die Menü-Struktur von Ethos hingegen lässt sich intuitiv erfassen und Modelle logisch programmieren, sofern man über minimales Grundwissen im Einstellen von Flugmodellen verfügt. Für absolute Einsteiger ist auch Ethos zunächst ein Buch mit sieben Siegeln. Die wiederum könnten sich von der Senderoptik in Form eines Gaming-Controllers angesprochen fühlen. Eine Anleitung, die erste Programmierschritte erklärt, gehört leider nicht zum Lieferumfang – auch da darf FrSky gerne nachlegen.

Hinter der rückseitigen Klappe verbirgt sich eine Schnittstelle zum Verbinden externer Module

Erster Kontakt
Zum Einschalten der Twin X-Lite ist der beweglich gelagerte Bildschirm nach oben zu schieben. Danach ist der Zugang zum Ein-Aus-Schalter, den Kreuztrimmern beider Steuerknüppel und einem Bügel frei. Letzterer ist zum Einhängen eines normalen Umhängegurts mit Karabinerverschluss geeignet. Eingehängt pendelt der Sender nicht neutral aus, sondern neigt sich deutlich vor. Die meisten Nutzer werden die X-Lite vermutlich ohnehin die ganze Zeit über in den Händen halten und darin liegt sie richtig gut. Ergonomisch ist das Design des Senders top und die Schiebemechanik des berührungsempfindlichen, 3,5 Zoll großen Farbdisplays ein cooles Gimmick. Selbst bei grellem Sonnenlicht lässt sich der Inhalt noch gut erkennen.

Der Standard-Startbildschirm ist angenehm übersichtlich gestaltet und zeigt neben einem Modellfoto oder Symbolbild drei Uhren in klar gegliederten Feldern. Letztere sind nichts anderes als sogenannte Widgets und damit individuell veränderbar. Statt des Modellfotos könnte an dieser Bildschirmstelle auch ein Telemetriewert angezeigt werden. Der User kann den Startbildschirm plus weitere Folgefenster individuell konfigurieren und damit persönlichen Vorlieben anpassen. Immer angezeigt werden der Modellname, die Feldstärke, der Batteriezustand, die Lautstärke, die Uhrzeit und die Trimmerstellungen.

Die Programmieroberfläche ist in zwei Hauptmenüs aufgeteilt: Systemund Modell-Menü. Über dahinter befindliche Einzelmenüs, grafisch und namentlich dargestellt, gelangt man zu weiteren Einstelloptionen. Erfahrene RCPiloten, die bisher mit Sendern anderer Hersteller Modelle programmiert haben, dürften sich nach einer gewissen Einarbeitungszeit gut zurechtfinden. Unterm Strich sind alle Untermenüs logisch aufgebaut und die Bedienung durch Fingereingaben leicht gemacht. Die nahezu fehlerfreie Übersetzung der Menü-Texte ins Deutsche ist sehr gut umgesetzt und vermutlich auch zum großen Teil dem bekanntesten FrSky-Importeur Engel Modellbau & Technik zu verdanken.

Unter dem schiebbaren Display ist der Ein-aus-Schalter. Die vier Tasten unten sind freie belegbare Geber

Programmieren leicht gemacht
Im System-Menü werden Einstellungen vorgenommen, die global Gültigkeit besitzen – Display-Helligkeit, Alarme, Datum, Steuermode, Lehrer-Schüler und vieles mehr – und sich nicht auf einen konkreten Modellspeicher beziehen. Zum Setup eines Modells befinden sich alle Einstelloptionen ausschließlich im Modell-Menü. Abhängig vom gewählten Modelltyp sind spezifische Funktionen in den nachfolgenden Untermenüs enthalten oder nicht. Zum Anlegen eines neuen Modells ist das Untermenü „Modelle“ aufzurufen, auf das große „+“-Symbol zu klicken und die Eigenschaften des Modells vorzugeben, also der Modelltyp, die Anzahl der Klappen und der Motoren, der Leitwerkstyp und
Modellname sowie eine Abbildung. Anschließend geht’s an den Feinschliff.

Kleiner Tipp zum Programmieren
für Ethos-Einsteiger: Wenn sich die gewünschte Einstelloption anfangs nicht finden lässt, dann sollte man sich ein wenig durch die Bedienfelder der Untermenüs klicken, indem man mit dem Zeigefinger einfach mal länger auf ein Wort, eine Zahl oder Symbol klickt, um dahinter befindliche Einstellmöglichkeiten zu öffnen, die sich auf dem ersten Blick nicht offenbaren. Ein gutes Beispiel dafür sind die Standardfunktionen Expo und Dual-Rate. Für diese sind keine Extra-Menüs angelegt, sondern sie sind im „Mischer“-Menü zu finden, indem man dort länger die Kanalzahl gedrückt hält. Im Prinzip ist es logisch, so eine Funktion Kanal-zugehörig zu platzieren, aber wer ein Expo-Menü sucht, weil andere Sender-Hersteller dieses haben, muss sich erst einmal umgewöhnen. Im sich dann öffnenden Kanal-Menü lassen sich weitere Einstellungen vornehmen, zum Beispiel, ob Expo permanent denselben Wert haben soll oder abhängig von der Position eines frei wählbaren Gebers.

Um einen Servoweg umzukehren, zu reduzieren oder die Mitte zu verstellen, gibt es kein Servo-Menü, sondern das „Kanäle“-Menü. Auf dem ersten Blick erweckt dieses Untermenü den Eindruck eines klassischen Servo-Menüs. Wieder nach längerem Druck öffnen sich die gewünschten Einstelloptionen. Mit der Zeit wächst die Vertrautheit mit der Programmier-Philosophie, die eigentlich ziemlich logisch ist. Funktionen sind immer entsprechend den Kanälen zugeordnet und nicht umgekehrt.

Leicht zugänglicher Mikro-SD-Kartenslot. Praktisch ist der Kopfhörerausgang, zum Beispiel bei Verwendung von Vario- und Telemetrie-Ansagen

Feinheiten
Das mit dem Durchklicken ist ein ernst gemeinter Tipp. Die Funktion „Butterfly“ für Segelflugmodelle würde man im „Mischer“-Menü vermuten – dort steht sie aber nicht. Genauso wenig wie viele andere Mischfunktionen. Sie alle auf der Startseite des Untermenüs aufzulisten, würde es unübersichtlich machen. Mit dem Klick auf das „+“-Symbol im „Mischer“-Menü öffnet sich ein weiteres Fenster mit zum Modelltyp passenden fertigen Mischern und freien Mischern. Der Nutzer wählt einfach aus, was fürs jeweilige Modell benötigt wird und nimmt dann Feineinstellungen vor. Das kann beispielsweise bei freien Mischern so weit gehen, dass mehrere Kanäle abhängig von Schalterzuständen beliebig gemixt werden können – Ethos setzt da keine Grenzen.

Natürlich kann man bei der X-Lite Flugphasen programmieren, und zwar bis zu 20, wenn gewünscht. Zudem lassen sich bis zu acht Timer pro Modellspeicher festlegen. Die Zahl der Mischer ist scheinbar grenzenlos. Eine Ethos-Spezialität ist es, Kurven frei zu programmieren, abzuspeichern und in den Menüs wieder aufzurufen. Umfangreich in seinen Möglichkeiten ist auch das Telemetrie-Menü. Abhängig von den angeschlossenen Sensoren werden Daten vom Modell auf dem Display wiedergegeben. Spätestens jetzt wird deutlich, dass die X-Lite etwas Sprach-faul ist. Ansagen von Schalter-Ereignissen, die man selbst auswählen und zuordnen könnte, gibt es nicht. Ich habe es scheinbar nicht vermisst, denn mir fiel erst nach einiger Zeit der Nutzung auf, wie angenehm lautlos die X-Lite ist. Natürlich teilt sie über akustische Ansagen oder Vibrationen Warnungen beziehungsweise Alarme mit, beispielsweise von Timern oder niedrigen Akku-Zuständen sowie Telemetrie-Ereignissen. Doch im Grunde ist sie ein ziemlich ruhiger Sender.

Pfiffiges und praktisches Detail ist das schiebbare Display, das sich auch bei Sonnenlicht gut ablesen lässt

Doppelt gut
Eine Besonderheit der neuen X-Lite ist die brandneue Twin-Funktion. FrSky ist dafür bekannt, beim Kommunikationsprotokoll
zwischen Sender und Empfänger regelmäßig Neues auszuprobieren. Diese X-Lite beherrscht die Protokolle ACCST D-16, ACCESS, ELRS und ganz neu Twin. Parallel zur X-Lite sind damit auch erste Twin-fähige Empfänger erschienen.

Twin ist, wie es der Name vermuten lässt, ein auf Redundanz beruhendes System. Hier werden zwei 2,4-GHz-Signale gleichzeitig eingesetzt, statt nur einem, wie es sonst üblich ist. In der Twin X-Lite sind dafür, wie beim zugehörigen Empfänger, zwei Antennen-Systeme eingebaut, die parallel arbeiten. Laut Hersteller erhöht das nicht nur die Sicherheit und Reichweite, sondern reduziert auch die Latenzzeit. Die X-Lite ist nicht nur ein sehr ruhiger, sondern auch beruhigender Sender, der seine Aufgaben souverän meistert.


Mein Fazit
Aufgrund ihrer Optik dürfte die Twin X-Lite oft unterbewertet werden, was sie zum Prototypen eines Geheimtipps macht. Die Programmier-Software ist einfach top, die Ausstattung praxistauglich, das schiebbare Display sehr gut, ihr Handling ist hervorragend und die neue Twin-Technologie ein unerreichtes Sicherheits-Plus. Wer mit FrSky fliegen und in puncto Optik ein Ausrufezeichen setzen möchte, erhält mit der Twin XLite einen ausgezeichneten 24-Kanal-Sender.

Mario Bicher


Technische Daten
Twin X-Lite von FrSky
Preis: ab 346,90 Euro
Bezug: Direkt
Internet: www.engelmt.de
Abmessungen: 197 x 131 x 68 mm
Gewicht: 459 g
Akku: 2s-LiIon, 2.100 mAh
Kanäle: 24
HF-Modi: ACCST D-16, ACCESS, ELRS, TWIN
Display: 3,5 Zoll, 480 x 230 Pixel
Speicher: intern 128 MB, extern Mikro-SD-Kartenslot