Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Elektrosegler Fiable aus FlugModell 07+08/2019

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Elektrosegler Fiable aus FlugModell 07+08/2019

Elektrosegler aus der 2-Meter-Klasse zählen zu einer der beliebtesten Kategorien im Modellflug. Ihre Größe ist in vielerlei Hinsicht optimal. Hilmar Lange entwarf mit Fiable einen solchen Typ, den sich jeder anhand des kostenlosen FlugModell-Downloadplans nachbauen kann.

Völlig entspannt kehre ich von meiner bevorzugten Flugwiese heim. Aus der Packtasche des Fahrrads ragen die Teile meines neuen 2.000 mm spannenden Depron-Elektroseglers Fiable heraus, mit dem ich vorhin mit nur einem Akku eine gute Stunde genüsslich den blauen Himmel bekreist habe. Die einzigen, aber dafür zuverlässigen Thermikanzeiger waren dabei die im nahegelegenen Zoo beheimateten Störche, nach denen ich die Skala der Thermikstärke von 1 bis 10 benenne. Heute hatten wir kaum Wind und immerhin vier Storch.

Optimal-Auslegung

Fiable wiegt nur 1.050 g und besitzt ein abnehmbares Höhenleitwerk. Die teilbaren Flügel werden mit Gummiringen am Rumpf befestigt. Das so im Handumdrehen zerlegbare Modell besteht im Wesentlichen aus Depron und ist dadurch mit erfreulich wenig Aufwand zu bauen. Der Flügel verfügt mit seiner doppelten V-Form über ein doppelt gestuftes Kfm3-Profil, weshalb es zu keinem Zeitpunkt zu einem Strömungsabriss kommen kann. Zieht man immer weiter, wird lediglich der Gleitflug immer schlechter. Irgendwann wird’s schwammig, aber alles bleibt dennoch steuerbar. Diese Eigenschaft macht Fiable zu einem fantastischen Thermikschleicher, weil die Fluglage stets eigenstabil und unkritsch bleibt.

Gesteuert wird nur über Höhe, Seite und Motor. Auf ein Querruder wurde bewusst verzichtet, und man vermisst es auch nicht, insbesondere wenn man die Seitenruderfunktion auf den Querruderknüppel hinzumischt, dann bemerkt man eigentlich keinen Unterschied. Die Einfachheit ist bei Fiable stets das Grundprinzip: Mit wenig Aufwand viel Spaß und viel Flugzeug haben, darum geht’s. So wird beim Antrieb beispielsweise auf das komplette, einbaufertige Set für den Easy Glider 4 von Multiplex zurückgegriffen. Dann hat man Propeller, Mittelstück, Spinner, Motor und Regler direkt aus einer Hand. Jetzt noch zwei 8-g-Digitalservos, einen leichten Empfänger, und schon sind wir komplett ausgestattet. Einen gängigen 3s-LiPo mit 2.200 mAh Kapazität hat man nicht selten sogar noch im Bestand herumliegen.

Bei Voltmaster im Online-Shop fand ich einen interessanten Tuningantrieb für den Easy Glider 4, wobei ein Torcster 3542/1060 KV BL-Motor mit 130 g Gewicht und ein 40-A-Steller sowie 11 x 4 Zoll große Propellerblätter vom Typ aero-naut Cam mit dem Multiplex-Spinnerset kombiniert werden. Dieser Antrieb lässt Fiable gemütlich, aber auch senkrecht steigen, und das für insgesamt fünf bis fünfeinhalb Minuten Motorlaufzeit bei besagtem 2.200er-Akku. 40 Minuten Flugzeit sind damit stets das Minimum.

Softliner

Fliegerisch ist Fiable ein klassischer Softliner. Das Profil hat mit wirklich dynamischem Fliegen natürlich nicht viel am Hut, aber die Festigkeit genügt für motorgestützte Loopings und Turns allemal. Hektik ist dem Segler weitestgehend fremd, was ihn auch für Einsteiger und weniger erfahrene Piloten prädestiniert. Mit einer Gleitfluggeschwindigkeit von knapp 35 km/h beschränkt sich der Einsatz in etwa auf Windstärke 4. Im angestochenen Sinkflug werden nicht mehr als 70 bis 80 km/h erreicht, was der Flügel ohne zu flattern aushält. Ein Absteigen aus der Thermik ist daher mit Drücken stets möglich.

Finden Sie sich in diesen Schilderungen wieder? Dann schauen Sie sich unbedingt einmal den Bauplan an, den Sie sich für private Zwecke unter www.flugmodell-magazin.de/downloads herunterladen können. Er ist sehr reichhaltig, informativ und darüber hinaus chronologisch gegliedert, sodass er eigentlich keine Fragen offen lassen sollte. Aufgrund der Modellgröße ist er im Format DIN A3 gehalten. Bei Bedarf erstellt wohl jeder Copyshop einen Ausdruck davon. Sie müssen dann lediglich darauf achten, dass der Druck 1:1, also ohne „Seiten-Anpassung“, umgesetzt wird – sonst wird der Bauplan falsch, nämlich etwas zu klein ausgedruckt. Wir wünschen schon jetzt viel Vergnügen beim Nachbauen.

Der Motorspant aus 4-mm-Buchensperrholz (Pappel ist weniger hart, ginge aber auch) besitzt das Bohrbild des im Bauplan vorgeschlagenen Torcster-Motors.

Aus einer Handvoll 4-mm-Pappelsperrholz-Bauteilen setzt sich ein Innengerüst zusammen, welches im vorderen Bereich den Motorsturz sowie den Motorseitenzug fix und fertig einstellt. Um später die Kabinenhaube festzuhalten, setzen wir weiter hinten zwei zylindrische Rundmagnete (4 x 4 mm) ein

Das Holzgerüst leimen wir zunächst auf die rechte Rumpfseitenwand. Zum Verkleben von Holz auf Depron ist wasserfester Weißleim die erste Wahl, weil er im Gegensatz zu Uhu por UV-stabil ist. Daher ist ein mit Leim gebautes Modell erheblich langlebiger, ansehnlicher und wartungsfreier.

Fiable ist kein Bauchrutscher, sondern besitzt ein Hauptrad mit 60 mm Durchmesser. Hierfür wird am Rumpfboden ein Radkasten aufgesetzt, damit kein Dreck in den Rumpf geschleudert wird. Den dort befindlichen Spant komplettieren wir mit einer Akkurutsche sowie dem vorderen Gummiring-Aufnahmedübel.

Im Rumpfheck versteckt sich eine Verstärkungskonstruktion aus 4 mm Pappelsperrholz, welche die neuralgische Stelle des Rumpfübergangs zum Leitwerk vor Beschädigungen schützt, indem es das Leitwerk entsprechend versteift und die Kräfte in den Rumpf leitet.

An der Leitwerks-Auflage sehen wir zwei Bohrungen. Die eine bekommt eine Schraubenmutter, damit das Höhenleitwerk später mit einer Nylonschraube montiert werden kann. Das zweite Loch nimmt einen Torsionsstift auf, damit das Leitwerk verdrehfest sitzt. An markierter Position wird nun der lange Vertikalspant angeklebt.

Die diagonale Verstrebung des Leitwerksgerüsts besteht aus einer 3 x 3-mm-Kiefernleiste, die ihre korrekte Position in einer Auskerbung sowie einem Bohrloch findet

Als Nächstes kommt das Verstärkungsgerüst an seinen Platz an der Rumpfseitenwand, und auch das Höhenruderservo wird in ein passgenaues Nest eingeklebt. So ergibt sich eine direkte und spielfreie Anlenkung, was insbesondere beim Höhenleitwerk immer sehr wichtig ist

Das vordere Rumpfskelett bekommt nach hinten noch eine Erweiterung, damit die Flügelauflage verstärkt wird. Ein interer Spant nimmt den zweiten Gummiring-Aufnahmedübel auf, und dort befindet sich auch ein kleiner Spant zum Einsetzen des Seitenruderservos. Jetzt kann die linke Rumpfseitenwand mit Weißleim aufgesetzt werden. Dabei gut peilen, damit wir keine Banane bauen

Ein kerzengerader Rumpf hat auch ein kerzengerades Leitwerk. Hier sehen wir noch von oben in diesen Bereich hinein und können überall eine verstärkende Weißleimraupe einbringen, bevor der Rumpfrücken endgültig die Tür zumacht

Der Rumpfrücken schließt gleichzeitig auch das Seitenleitwerk. Weil dort eine enge Biegung erforderlich ist, muss man das Depronmaterial beidseitig fein anschleifen, damit die spröde Oberflächenschicht kein Einreißen provoziert. Die gute alte Stecknadelmethode ist auch bei Depronbaugruppen ein gut geeignetes Mittel

Jetzt können wir uns den Leitwerken widmen. Auch hier werden die Depron-Einzelteile an geeigneten Stellen durch verstärkende Holzelemente ergänzt. Das Ruderhorn besteht aus 1,5-mm-Flugzeugsperrholz. Vlies-Scharniere sorgen für eine sowohl haltbare als auch leichtgängige Verbindung von Ruderblatt und Dämpfungsflosse

Eine Möglichkeit die Vlies-Scharniere in Holz einzubringen, ist eine möglichst dünne Metall-Trennscheibe. Auf diese Weise spleißt das Holz nicht auf

Aber eine Klinge tut’s natürlich auch. Wichtig ist, dass man die faserbelegten Scharnierblättchen mit Sekundenkleber im Holz einsetzen kann, und im Depron mit reichlich Weißleim

Dem Höhenleitwerk fügen wir eine Nasenleiste aus 6-mm-Buchenrundholz hinzu, was sich am mittleren Holzteil mit Sekundenkleber fixieren lässt. Nun fügen wir Weißleim hinzu und halten bis zum Durchtrocknen die durch ihre Biegung unter Spannung stehenden Hölzer mit Klebeband am Leitwerk fest

Fehlen noch die Flügel. Für eine hinreichende Festigkeit besitzen sie einen durchgehenden, stehenden 15 x 5-mm-Kiefernholz-Holm, welcher einen geschäfteten Knick besitzt. Zwecks Steckung kommen im Verbindungsbereich zwei 5-mm-Messinghülsen hinein

Die angeschliffenen Hülsen können wir mit Epoxi im Holm einkleben. Sicherheitshalber wickeln wir an den Stellen, wo der Holm aufsprengen könnte, noch etwas Nähgarn herum und tränken die Wicklungen mit dünnflüssigem Sekundenkleber.

Mit Weißleim setzen wir die fertig vorbereiteten Depron-Flügelbauteile an den Holm an und fixieren sie dort mit kreuzweise gesetzten Stecknadeln bis zum Durchtrocknen. Die großflächigen Verklebungen von Depron auf Depron erledigt man am Einfachsten mit Sprühkleber

Noch ist alles komplett unverschliffen und wurde lediglich aus passgenau ausgetrennten Einzelteilen zusammengefügt. Man erkennt bereits das Kfm3-Profil, welches auf der Oberseite zwei Stufen besitzt. Eine 3-mm-Kante bildet der Holm, und weiter hinten gibt es eine 6-mm-Stufe aus Depron

Die komplette Flügel-Nasenleiste wird mit einem 6-mm-Buchenholzstab ergänzt. Das ist nicht nur robust, sondern gibt auch die Rundung vor, wodurch der Profilschliff deutlich vereinfacht wird

Das korrekte Verschleifen des vorderen Flügelbereichs ist für die guten Segelflugeigenschaften sehr wichtig, weshalb der Bauplan hilfreiche Maß-Angaben sowie letztendlich auch eine Kontrollschablone beinhaltet. Hält man sich daran, dann sieht das Ergebnis aus wie auf dem Foto

Die Flügel-Hinterkante wird bis auf eine Restdicke von zirka 1 mm schräg ausgeschliffen. Hier muss man vorsichtig arbeiten – und mit scharfem Werkzeug. Entweder mit einem Schmirgelklotz mit 80er-Körnung oder mit einer feinen Raspel, die man ausnahmsweise ziehend statt drückend einsetzt. Der Abstand zur Arbeitsplattenkante sorgt hierbei dafür, dass man nicht versehentlich auf Null schleift

Nach dem Runden der Rumpfkanten sind wir auch schon so weit, dass es an die Verschönerungen gehen kann. Der Dekorvorschlag ist im Bauplan enthalten, was wir mit selbstklebender Werbebeschriftungsfolie „Oracal“ und einem kalt eingestellten Bügeleisen umsetzen können. Wer lieber pinselt, kann sich mit wasserbasierenden (lösemittelfreien) Lacken austoben

Für den Schriftzug legen wir den Bauplanausdruck auf die Klebefolie und fixieren alles mit Klebeband auf einer Schneidunterlage. Mit einem scharfen Cutter (frische Klinge!) schneiden wir alles in Ruhe aus und können daraufhin die Einzelteile an die im Plan angegebenen Stellen setzen