P6 Multi – Vier statt eins
Warum gleich ein neues Ladegerät anschaffen, wenn zeitgleich weitere Akkus geladen werden sollen? Das pultförmige Mobilladegerät P6 Multi von Pichler Modellbau spielt hier den großen Türöffner: es verfügt über vier parallele Universalladeausgänge. Mit denen lassen sich alle Arten modellbauüblicher Akkus zeitgleich aufladen und bei Bedarf auch entladen. Maximal schafft jeder einzelne Ladeausgang bis zu 6 Ampere (A), allerdings nur im limitierenden Rahmen von 50 Watt (W) Ladeleistung. Doch zusammen sind es immerhin 200 W. Gemeinsam ist man eben stark.
Manchmal darf, ja, muss es einfach etwas mehr sein. Sei es, weil mehrere Personen auf ein einziges Ladegerät zurückgreifen, man mehrere Modelle unmittelbar hintereinander fliegen möchte, eine mehrmotorige Maschine mit mehr als einem Akku startklar gemacht werden soll oder ganz einfach, weil neben der Antriebsbatterie auch noch Empfänger- und Senderakkus aufgefrischt gehören: Ein Vierfachlader leistet gute Dienste.
Alle vier Ausgänge sind gleichberechtigt und verfügen über Balanceranschlüsse für maximal sechszellige Lithium-Akkus. Mit den inzwischen üblich gewordenen vier Bedientasten lassen sich Ladeprogramme für alle Akkutechnologien abrufen: Blei- (Pb), Nickel-Cadmium (NiCd), Nickel-Metallhydrid (NiMH), und natürlich alle Lithium-Varianten, wie die so genannten Lithium-Polymer- (LiPo), Lithium-Ionen- (LiIon) sowie Lithium-Eisenphosphat- (LiFe) Batterien. An den Ausgängen 2 und 3 stehen auch Anschlüsse für einen optionalen Temperatursensor sowie ein spezielles USB-Anschlusskabel zur Verfügung, über das Prozessdaten auf einen PC überspielt und mittels der frei verfügbaren Software LOGVIEW (www.logviev.info) weiterverarbeitet werden können. Da die beiden Optionen dem Testgerät jedoch nicht beilagen und eigentlich auch nicht zwingend notwendig sind, bleiben sie in diesem Test unberücksichtigt.
Leicht und sicher zu bedienen
Gleichwohl hält Pichler viel von Komfort und Kundendienst. Das Gerät wird in einem schicken, weich ausgekleideten Alukoffer geliefert. Darin findet sich eine Menge praktischen Zubehörs, wie vier Balanceradapter EH, zwei des Typs XH und ein universeller „Knubbel“ aller denkbaren Akku-Anschlusskabel. Vertreten sind fast alle Anschlussnormen, nur die hierzulande üblichen 4-Millimeter-Goldkontaktstecker fehlen in der Sammlung. Stattdessen enthält das Büschel vorne offene Krokodilklemmen, die dem Berichterstatter immer einen kalten Schauer über den Rücken jagen, weil sie halt sehr zur ladetechnischen Improvisation einladen und weder verpol- noch kurzschlusssicher sind. Dabei stellt nicht der mögliche Kurzschluss des Ladeausgangs das eigentliche Problem dar, sondern der des daran oder an eine der übrigen Buchsen angeschossenen Akkus. Der verantwortungsbewusste Nutzer wird also sofort den Seitenschneider ergreifen, um die beiden Mini-Beißerchen zu amputieren. Dann dürfte es kein Problem mehr bedeuten, dort berührungssichere Buchsen anzulöten.
Dem Koffer liegt neben der englischen auch eine deutschsprachige Bedienungsanleitung bei. Das kleine DIN A6-Heftchen bittet geradezu darum, auch aufs Flugfeld mit zu dürfen. So ist der User niemals um eine Einstellung verlegen. Dabei klappt es auch intuitiv ganz gut, wenn es nur darum geht, Akkutyp, Ladestrom und Zellenzahl zu wählen. Vier blau hinterleuchtete Displays, die auch bei hellem Tageslicht gut ablesbar sind, helfen dabei gerne. Auch sind hinreichende Sicherheitsfeatures vorgesehen. Drückt man START, erfolgt erst mal ein Check mit Prüfung der Zellenanzahl, die vom User bestätigt sein will, ehe die Ladung beginnt. Ablesen lassen sich selbstverständlich auch die Einzelspannungen einer Lithium-Batterie, so der Balancer gesteckt ist. Die Balancerbuchsen verfügen leider über keine galvanische Trennung zur Ladebuchse, sodass (pol)richtiges Einstecken unabdingbar ist.
Leistungsgespräche
Mit 6 A maximalem Ladestrom lässt sich schon einiges anstellen. Allerdings ist dieser bei LiPos nur bis zu maximal 2s-Konfiguration nutzbar. Bei 3s-Betrieb reduziert sich der Strom auf gut 4 A. Mit Ni-Zellen dürfen es auch sechs, vielleicht sogar bis zu sieben Reihenzellen werden. Darüber bestimmt die Höchstleistung von 50 Watt je Ausgang die Stromhöhe. Wer also wirklich 6s-LiPos oder 15-zellige NiCd- beziehungsweise NiMH-Akkus laden möchte, hat am Ende der strombestimmten Ladephase noch 2 A zur Verfügung.
Entladetechnisch sind die Grenzen noch deutlich enger gezogen. 5 W bei maximal 1 A entsprechen bei vollen 6s-LiPos gerade mal 0,2 A. Das hat allenfalls akademische Bedeutung. Glücklicherweise ist ein Entladen zum Zweck der Akkupflege bei Li-Akkus auch gar nicht nötig. Allenfalls kann es hier darum gehen, nach dem Fliegen die verbliebene Restkapazität zu ermitteln.
Ansonsten überrascht der Vierfachlader mit einer Menge an Features, die einfach nur gut und praktisch sind. So darf sich die Eingangsspannung – laut Betriebsanleitung – in einem Bereich von 10 bis 18 Volt (V) bewegen. Der Geräteaufdruck spricht hingegen nur von maximal 15 V. Wer über ein in der Spannung einstellbares Netzgerät verfügt, sollte wissen, dass eine erhöhte Eingangsspannung die Stromaufnahme des Laders im gleichen Maße reduziert. So nimmt sich der P6 Multi bei Ladung eines nahezu vollen 3s-LiPos (12,6 V) mit 4 A bei 12 V Eingangsspannung 4,8 A zur Brust, während er bei 18 V nur noch 3,2 A zieht – so das Testergebnis. Beide Male liegt der Ladewirkungsgrad bei 88 Prozent. Das ist guter Standard. Er sinkt nur leicht ab, wenn die Spannung sich der 10-Volt-Untergrenze nähert.
Komfort
Wer sich für den Pichler-Vierfachlader entscheidet, muss nicht auf üblich gewordene Komfortmerkmale verzichten. Die Delta-Peak-Abschalt-Empfindlichkeit für NiCd- und NiMH-Akkus ist in einem weiten Rahmen wählbar von 1 bis 20 mV. Auch bietet das Gerät selbstverständlich so genannte Storage-Programme für Lithium-Batterien an, bei denen die Zellen nur etwa zur Hälfte geladen werden, um längere Lagerzeiten besser überstehen zu können.
Interessanter noch dürfte in den Augen vieler das – zum Glück unechte – Lithium-Schnellladeprogramm sein, wo es darum geht, die sich ewig hinziehende Endphase der Ladung abzukürzen. Man hat dann eben nur 98 statt 99,9 Prozent der möglichen Kapazität „im Kasten“, was erstens völlig ausreicht und zweitens die Ladezeit erheblich verkürzt.
Bilanz
Warum sich mehrere Ladegeräte anschaffen, wenn das Ganze auch im Viererpack zu haben ist. Modellflieger mit normalem Akku-Leistungshunger werden bei dem Gerät nichts missen. Das P6 Multi kann alles. Mit vier Mal 50 W Ladeleistung werden höchstens 5s- und 6s-LiPos spürbare Grenzen gesetzt. Im 3s-Alltag wird man die Vierseitigkeit des Laders schätzen.