Jodel Robin DR 400 von Modellbau Lindinger

80 oder 100 Kubikzentimeter? Zwar ist in der Bedienungsanleitung eine Motorisierung oberhalb 80 Kubikzentimeter angegeben und bei den ersten Planungen wurde auch noch ein 85er-Boxer favorisiert, jedoch führt das Gewicht eines solchen Motors zu starker Kopflastigkeit und ein passender Propeller über 24 Zoll Durchmesser berührt fast schon den Boden. Weiter­hin ist der Platz für ein vernünftiges Schalldämpfersystem nicht vorhanden, es sei denn, der oder die Töpfe werden unterhalb des Rumpfs montiert. Soll, bis auf den bei einigen Originalen verwendetem kleinen Nachschalldämpfer, nichts außerhalb der Maschine zu sehen sein, ist nur der Einbau eines schlanken Resorohrs möglich. Durch das verminderte Platzangebot im Rumpf stellt ein Resorohrtunnel mit einem Durchmesser von 65 mm das Maximum dar. Der vorhandene, leistungsstarke MVVS 50 IRS in Ver­bin­dung mit dem passenden Resorohr passt genau, lediglich der Krümmer muss neu angefertigt werden. Der Auslass des Tunnels befindet sich auf der linken Unterseite des Rumpfs, hinter der Tragflächenaufnahme. Unter Volllast bringt diese Motor-Resorohr-Kombination im Stand eine 24 × 10-CFK-Luftschraube locker auf 6.700 Umdrehungen in der Minute, was allemal ausreicht, um auch größere Segelflugzeuge nach oben zu befördern. Apropos Segelflugzeuge nach oben bringen: In der englischen Anleitung sucht man vergebens nach Hinweisen, wie und wo eine Schleppkupplung angebracht und be­­dient werden soll. Der richtige Platz ist direkt hinter der Kabinenhaube auf dem Rumpfrücken. Aber ohne das Öffnen der hinteren Kabinenwand gibt es dort kein Heran­kommen. Der Ausschnitt wird so groß gewählt, dass der in Eigen­regie angefertigte Umlenkmechanismus leicht einzubringen sowie zu befestigen ist und jederzeit zugänglich bleibt. Die kräftige Rudermaschine findet noch einen Platz auf dem Brett vor dem Höhen- und Seitenruder­servo. Als Kupplung wird ein vom Autor schon in mehreren Schlepp­flugzeugen erprobtes Drehteil mit einer Querbohrung und einem 2,5 mm starken Stahldraht verwendet. Dieses robuste Bauteil lässt sich relativ leicht herstellen und bombenfest einkleben. Ganz schön groß! Insgesamt sind in der Robin DR 400 neun Servos verbaut, die die Signale von einem 2,4-Gigahertz-Empfänger robbe FASST mit 14 Kanälen beziehen. Für eine sichere Strom­ver­­sorgung stehen zwei 2s-LiPos zur Verfügung. Als Spannungsregler kommt die PowerBox Gemini zum Einsatz, da dieses Gerät nicht nur die stabilisierte Servo- und Empfängerspannung von 5,9 Volt bereitstellt, sondern gleichzeitig stabilisierte 5,5 Volt zur Ansteuerung von Kreiselsystemen ausgibt. Für den Schleppbetrieb soll später nämlich ein Kreisel auf die Querruder gelegt werden. Die Robin steht nun fertig montiert auf dem Werktisch zur Einrichtung der Fernsteuerung, Feststellung des Schwer­punkts und Messung der EWD. Das Konfigurieren der neun Rudermaschinen in der Robin ist mit dem Futaba Sender T12FG innerhalb kürzester Zeit abgeschlossen, was zügig zum Einstellen der Schwerpunktlage führt. Das Modell steht zwar auf allen drei Beinen, jedoch deutet die geringe Bugradlast auf eine Schwanzlastigkeit hin. Also heißt es, die Jodel im Schwerpunkt anzuheben. Aber wo soll man solch einen Brocken am besten unterstützen? Die einfachste Variante ist die, die Außenflügel etwas abzuziehen und die Lage des Schwerpunkts auf den Endrippen des Mittelteils zu markieren. Hier lässt sich das Modell nun leicht und sicher mit einem zusätzlichen Helfer an­­heben. Insgesamt müssen noch 300 Gramm Blei in der Motorhaube befestigt werden, damit die Robin in Waage liegt. Die Ermittlung der EWD ist auch bei einem Pendel­leitwerk vor dem ersten Start angebracht. Stellt man die Nasenleiste des Höhenleitwerks über die eingebrachte Markierung am Rumpf, ergibt dies eine EWD von + 0,9 Grad. Bewegungsfreiheit Die Tür zum Bastelraum muss schon eine gewisse Größe haben und der Vorraum ausreichend Platz zum Jonglieren des großen Rumpfs mitbringen. Mit montiertem Propeller und Spinner misst die Robin über das Seitenruder immerhin 2.170 mm. Zwar sind die beiden Höhenruderblätter abnehmbar, nicht jedoch so ohne Weiteres das Verbindungs­rohr aus Aluminium und der dahinter angebrachte Stahl­draht. Hierzu müsste die Anlenkungs­mechanik des Pendelleitwerks ausgebaut werden. Also ist nichts mit Seitenleitwerk zwischen die vorderen Sitzlehnen des Kombis schieben. Soll das Höhenleitwerk angebaut bleiben, müssen Spinner, Propeller und Motorhaube entfernt werden, ebenso das Bugfahrwerk. Auf einem selbst hergestellten Transportwagen lässt sich danach der Rumpf mit Motor voran in den Kombi einschieben. Jetzt liegt die Mo­­­tor­­­­achse zwischen den Lehnen und durch die tiefe Lage des Leitwerks lässt sich auch die Heckklappe schließen. Auf dem Fluggelände angekommen, wird zuerst die Tragfläche komplett aufgebaut. Danach hält ein Helfer die Robin in der Senkrechten mit Motor unten zum Anbringen der Tragfläche. Steht die Maschine erst einmal auf dem Hauptfahrwerk, ist das Bugfahrwerk schnell montiert. Durch die für einen sicheren Halt der Madenschrauben angeschliffene Drehachse des Fahrwerks wird die exakte Ausrichtung erleichtert. Motorhaube befestigen, Propeller und Spinner anbringen und auftanken. Alles in allem ist diese Prozedur einfacher und schneller zu erledigen, als das komplette Höhenleitwerk samt Alurohr und Stahlstab ab- beziehungsweise auszubauen. Kurze Startstrecke Mit leicht nach unten gefahrenen Landeklappen rollt die Maschine zur Startposition. Ein letzter Rudercheck und dann Drosselknüppel nach vorn. Der MVVS 50 beschleunigt die Robin in beeindruckender Weise, sodass nach rund 40 Meter eine leichte Höhenrudereingabe das Modell abheben lässt. Auf Sicherheitshöhe steigen, Klappen in Normalstellung und austrimmen. Man kann es nicht oft genug sagen: Flugzeuge in dieser Größe fliegen einfach besser. Selbst die rund 13 Kilogramm Startmasse merkt man dem Vogel nicht an. Durch die große Fläche, immerhin hat man es hier mit einer Tiefe von fast einem halben Meter zu tun, wird genügend Auftrieb erzeugt, um originalgetreu fliegen zu können. Das Kurvenverhalten wird noch überprüft und die Querruderdifferenzierung etwas nachjustiert. Nach rund acht Minuten Flugzeit werden in ausreichender Höhe die Landeklappen gemäß Anleitung ausgefahren. Mit dem Zusatztrimmer wird die Tiefenruderbeimischung angepasst, damit die Nase des Modells leicht nach unten zeigt. Relativ langsam lässt sich das große Modell anfliegen und mit Motordrehzahl an die Platzgrenze ziehen. Motor auf Leerlauf und ausschweben. Weich setzt die Robin auf dem gedämpften Hauptfahrwerk auf, um kurz darauf in die Federung des Bugfahrwerks zu fallen. Das Schleppseil wird eingehängt, um einen 4.800-Millimeter-Segler nach oben zu ziehen. Natürlich ist ein 45-Grad-Steig­flug mit einem gut sechs Kilogramm schweren Segler mit der vom Autor verwendeten Motorisierung nicht möglich. Aber ein originalgetreuer F-Schlepp, auch mit noch größeren Segelflugzeugen, ist allemal sicher durchführbar. Bilanz Zwar gehört die Robin DR 400 von Modellbau Lindinger nicht gerade zu den Leicht­gewichten, dafür ist sie aber sehr robust und für den rauen Schleppbetrieb bestens geeignet. Dass so ein Flugzeug nicht als anfängertauglich gelten kann, versteht sich von selbst, zumal einiges an Erfahrung bereits bei der Fertigstellung des Modells erforderlich ist. Hat man jedoch die wenigen, kleinen Problemchen gelöst, besitzt man ein gut fliegendes Großmodell, das sich nach wie vor von den meisten Schleppern wohltuend abhebt.
 

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