Doublemaster – robbes Partner für kommende Champions

Doublemaster – robbes Partner für kommende Champions

Kleine, oft in Hartschaumbauweise entstandene Fertigmodelle, die man inklusive all ihrer Innereien bekommt? Nichts Neues eigentlich. Oder doch? robbe macht einen Schritt nach vorn und zeigt, wie dies mit einem hochwertigen und kunstflugtauglichen ARF-Modell geht. Dem neuen Doppeldecker sind ab Werk nämlich gleich sechs ­Digitalservos sowie der komplette Antriebsstrang eingebaut.Es ist nicht zu übersehen, dass die Konstruktion des Doublemaster dem Konzept der F3A-Modelle entlehnt ist. Langer hoher Rumpf, dünnes vollsymmetrisches Profil, schnittiges Gesamtbild. So war auch der klassische Kunstflug Vater des Gedanken und weniger dreidimensionale Ambitionen, wie sie gegenwärtig en vogue sind. Die Ausführung als Doppeldecker macht das Modell zu etwas nicht Alltäg­­lichem und zu einem Sportgerät, das sich vortrefflich zum Ausfeilen der eigenen Fähigkeiten im Pilotieren klassischer Figuren eignet.

Holz unter Folie
Das Grundgerüst des Doublemaster ist klassisch aufgebaut. Kastenrumpf mit Spanten und Gurten aus Sperrholz, balsabeplankt, runder Rumpfrücken aus Styropor, ebenfalls balsabeplankt, Seitenflosse angeformt. Die beiden Trag­­flächen sind in ihrer Holm-Rippen-Konstruktion bis auf den Ausschnitt für die Kabienverglasung exakt deckungsgleich, dünn und vollsymmetrisch profiliert sowie teilbeplankt. Das Seitenruder ist als sich nach hinten verjüngende Balsafachwerkplatte aufgebaut. Vollsymmetrisch profiliert und teilbeplankt ist das Höhenleitwerk konstruiert. Die beiden Teilflächen des Höhenruders sind durch eine stabile Hartholzdübelstange miteinander verbunden. So verdreht sich nichts beim Ziehen und Drücken. Sämtliche Holzteile sind lasergeschnitten und passgenau verbaut. Alles ist durchdacht konstruiert. Trotz des Leichtbaus werden die im Flug auftretenden Kräfte gut verteilt.

All das verschwindet auf ästhetische Weise unter bunter Folie. Sieben Farben hat die Haut. Nicht irgendeine Folie wurde verwendet. Nur gutes Oracover durfte es sein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Blasen und Falten sucht man vergebens, Nachbügeln ist kaum nötig. Oben farbenfroh, unten orange-weiß. So ist die Fluglage immer gut zu erkennen. Formen und Farben sind also genügend vorhanden und so beschränkt sich der Dekorbogen lediglich auf Schriftzüge, die dem Modell den letzten Schliff verleihen.

Schon drin
Wie eingangs erwähnt, sind nicht nur Holz und Folie von guter Qualität. Im Rumpf befestigt, strecken zwei große Digitalservos ihre weißen runden Arme dem Monteur entgegen und verlangen nach Anschluss an die Ruder im Heck. Ihre Kabel sind lang konfektioniert und enden in Steckern am für den Empfänger prädestinierten Ort. Für jedes Querruder befindet sich in den beiden Flächen bereits ein Digitalservo, dessen Kabel samt Stecker in der Flächenmitte heraustritt. Die Rudermaschinen sind auf Halt zu überprüfen! Zwei der vier Flächenservoschächte bedurften der Nacharbeit. Erst danach hatten die Befesti­gungsschrauben der Rudermaschinen Kontakt zum Holz.

Im gut verzahnten hölzernen Motordom halten bereits vier Schrauben einen Roxxy-Außenläufer mit seinem Montage­kreuz am Motorspant. Da eine Typenbezeichnung nicht zu entdecken war, musste es sich, den Gehäusemaßen folgend, um den Roxxy 5055-08 handeln. Dieser Motor hätte aufgrund der technischen Daten jedoch nur bedingt zum Modell und zur empfohlenen Zellenzahl gepasst. Auf An­frage bei robbe war zu erfahren, dass lediglich das Gehäuse besagtem Motor entliehen, die Wicklung jedoch speziell für den Doublemaster ausgelegt sei.

Der zum Motor passende Roxxy-60-Ampere-Regler ist eben­­falls bereits mit an Bord und sitzt günstig im Luftstrom an der Unterseite des Rumpfs. Bis auf die Programmier­anlei­tung des Reglers und die Montageanleitung liegt dem Modell keine weitere Dokumentation bei. Technische Daten zu Rudermaschinen und Motor sucht man leider vergebens. Bei einem Modell dieses Kalibers sähe man die richtige Auswahl der Komponenten durch den Hersteller gerne mit verlässlich ermittelten Angaben untermauert, han­­delt es sich letztlich nicht um einen Schäumling mit Spielzeugcharakter.

Beilagen
Auch wenn das Hauptgericht sterneverdächtig ist – es kann nur bestehen, wenn die Beilagen es hebend unterstreichen. Und auch hier wartet Meisterliches. So liegt dem Doublemaster nicht nur eine farblich abgestimmte und an allen richtigen Stellen ausgesparte GFK-Motor­haube bei, sondern auch ein in derselben Farbe lackierter Spinner, der darauf wartet, die ebenfalls beiliegende APC-Luftschraube aufzunehmen. Die Spinnerkappe bedarf hierfür keinerlei Dremeleien und auch die Luftschraube verlässt die kellereigene Wuchterei ohne notwendige Verrichtung. Die Kabinenverglasung ist bereits auf Kontur geschnitten und passt an die ihr zugedachte Stelle.

In seiner Stabilität beinahe etwas überdimensioniert er­­scheint das zweiteilige GFK-Hauptfahrwerk. Auch wenn hierdurch etwas übergewichtig, verzeiht es indes einmal ruppigeren Bodenkontakt. Stichwort Boden: Hier bleiben keine Wünsche offen, denn je nach Terrain können die großen 80-Millimeter-Räder oder die kleinen 50er samt Radschuhen montiert werden. Letztere schauen dann aber nur wenig aus ihren Beinkleidern, weshalb beim Test­­modell auf noch vorhandene 65er-­Räder zurückgegriffen wurde. Wie leider bei so vielen Fertigmodellen sollen die Räder auch beim Doublemaster auf dem Gewinde der als Radachsen dienenden M4-Schrauben laufen. Besser wäre es, hier Zylinderschrauben mit Schaft einzusetzen, um unnötigen Abrieb zu vermeiden.

Immer wieder interessant ist, was sich die Konstrukteure einfallen lassen, wenn es um Spornfahrwerke und deren Anlenkung geht. Oft sind gute Lösungen dabei. So auch hier: Eine ins Seitenruder eingedrehte Schraube läuft in einem Langloch und nimmt auf diese Weise das Spornrad mit. Durch einen Stellring ist das Ruder vom Gewicht des Modells entkoppelt und ein zweiter Stellring erlaubt die separate Richtungsjustierung des Spornrads. Das Seiten­ruder wird durch diese Konstruktion nur so weit wie nötig belastet. Allerdings sollte man an der Nasenleiste des Ruders eine Nut anbringen, um dem Fahrwerksdraht Platz zu schaffen. Darüber hinaus ist es ratsam an entsprechender Stelle einen Hartholzdübel einzuleimen, sodass die Mitnahmeschraube nicht das Balsaruder ausschlägt.

Montage, Dienstage …
Dass ein Doppeldecker etwas mehr Zeit benötigt, bis er das Dunkel des Kellers erstmalig verlassen darf, liegt auf der Hand. Daran ändert auch die weite Vorfertigung des Doublemaster nichts. Dennoch sind etwa zehn Abende wahrlich nicht zu lang, erntet man doch auf jedem Flug­platz viel Aufmerksamkeit, denn zwei Tragflächen sind wohl auch aufgrund der längeren Rüstzeit noch immer eher selten.

Alle Ruder sind noch anzuschlagen. Vlies- oder auch CA-Scharniere liegen in ausreichender Zahl bei. Man ist daran gewöhnt, diese mit Sekundenkleber zu befestigen. Jenen, die Probleme mit den Dämpfen haben sei gesagt, dass solche Scharniere auch gut mit schnelltrocknendem Holzleim halten, wenn man sowohl Scharnierschlitz als auch Scharnier vorab gut mit Leim tränkt. Überschüssiger Leim lässt sich vor dem Trocknen mit einem feuchten Tuch abwischen und so bleiben im Gegensatz zu Sekundenkleber keine Spuren zurück.

Der Doublemaster bringt eine wohlbebilderte deutsche Montageanleitung mit, die kaum Fragen offen lässt. Wie man die Querrudermaschinen zum Empfänger hin verbindet, kann natürlich jedem selbst überlassen bleiben. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, ob man jeder Ru­­dermaschine ihren eigenen Empfängersteckplatz gönnen möchte oder ob ganz simpel mit Y-Kabeln gearbeitet werden soll. Der Einsatz von MPX-Steckern scheint am zweckmäßigsten, lassen sich auf diese Weise doch Kabel­stränge zusammenfassen, ohne auf die Möglichkeit der Pro­­gram­mier­ung jeder einzelnen Rudermaschine verzichten zu müssen.

Die beiliegenden Kleinteile sind von guter Qualität und nach Baugruppen sortiert verpackt. Die Querruder werden beidseitig über drehbare Gestängeanschlüsse verbunden, was für ein Modell dieser Größe noch funktionell ist. Ein Tropfen Schraubensicherung darf aber an keinem Gewinde fehlen. Darüber hinaus sollte man die ruderseitigen Klemm­­­schrauben der Gestängeanschlüsse um etwa einen halben Millimeter kürzen, da sonst zu viel Spiel herrscht. Die Ruderhörner mit drei Befestigungsschrauben wirken für das Modell etwas überdimensioniert, sind diese doch eher im Reich der Großmodelle beheimatet. Sie lassen sich einfach montieren, wenn zunächst nur ein Loch gebohrt wird und das Ruderhorn für die restlichen beiden als Schablone dient. Ein Sicherheitsrisiko stellen die stehend montierten Querruderservos dar, da sie über drei Zentimeter aus den Tragflächen ragen. Ein liegender Einbau wäre hier eleganter gewesen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil dann die Dreh­richtung von Servo und Ruder in derselben Ebene verlaufen würde. Tun sie dies wie im vorliegenden Fall nicht, verwindet sich der Servoarm und die Rudermaschine wird unnötig belastet.

Befestigungen
Der Anschluss der Ruder im Heck geschieht über Kunst­­stoffgabelköpfe und Anlenkungsdrähte, die leider auch hier, wie so oft bei Fertigmodellen, zu weich geraten sind. Man sollte sie in jedem Fall austauschen. Die obere Trag­­fläche wird über eine Platte aus GFK im Baldachin eingehakt und mit einer Schraube gesichert. Die Flächenstiele befestigt man auf dieselbe Weise. Natürlich sollte vor dem Einharzen der GFK-Teile vorab alles einmal zu­­­sam­menge­­steckt werden, denn Anpassungsarbeiten sind an dieser Stelle unvermeidlich. Die Befestigungsschrauben von Hauptfahrwerk und unterer Tragfläche drehen sich nur widerwillig in die Gewinde der Einschlagmuttern. Ein Nachschneiden der Muttern schafft Abhilfe.

Naturgemäß ist das Aufrüsten eines Doppeldeckers etwas knifflig und zeitaufwändig, doch während des Baus be­­kommt man Übung. Beim Doublemaster geht es aufgrund nicht vorhandener Flächendrähte jedoch recht flott: Untere Fläche montieren, Stiele einstecken und nach vorne neigen, obere Tragfläche in Stiele und Baldachin einstecken und nach hinten schieben, alles verschrauben. Dann steht da ein schnittiger Flieger, von dem man sich fragt, ob er wohl montiert ins Auto passt. Nun, Versuch macht klug. Die 133 x 150 Zentimeter wollen aber sicher nicht am Stück in jedes Mittelklasse-Fahrzeug.

Stelldichein
Empfänger und Empfängerstromüberwachung sind eingebaut, der fünfzellige Empfängerakku am richtigen Ort, alle Kabel wenn möglich zum Baum gebunden und an der Rumpfwand befestigt. Was bleibt, sind Einstellungs­­ar­­bei­ten. Die in der Anleitung angegebenen Ausschläge passen, wenn 30 Prozent Expo zugegeben werden. Änderungen erfolgen dann nach Geschmack des Piloten. Der sechszellige LiPo-Riegel verschwindet gut zugänglich unter einer magnetisch befestigten Akkuhaube hinter dem Frontspant. So lässt sich der Saftspeicher nicht nur bei Flugbetrieb einfach wechseln, sondern darüber hinaus für die Einstellung des Schwer­­punkts leicht verschieben. Wie die meisten Sportmodelle verfügt auch der Doublemaster über einen recht großen Bereich für den Schwerpunkt. Stellt man ihn für den Erstflug mittig ein, darf er später gern noch weiter nach hinten.

Beim eingebauten Roxxy BL Control 960-6 handelt es sich um einen BEC-Regler. Werden wie hier sechs Digitalservos eingesetzt, ist man jedoch mit einer separaten Em­­pfän­­ger­stromversorgung etwas sicherer aufgestellt. Also die Plus­leitung des Kabels zum Empfänger am Stecker isolieren und dem Einsatz des Empfängerakkus steht nichts im Weg. Das Program­mieren des Roxxy-Reglers ist per Gasknüppel etwas unprak­­tisch. Hier sollte man besser den robbe-Programmer V2 (Bestellnummer 1-8642) verwenden, der die Sache deutlich bequemer macht.

Bei einem Testlauf des Motors konnte beobachtet werden, dass es bei niederen Drehzahlen zu „Fehlzündungen“ kommt. Dem kann man mit einem veränderten Timing entgegenwirken. Normalerweise werden hochpolige Außenläufer mit hartem Timing um null Grad versorgt. Der verbaute Motor verlangt nach mittlerem Timing um etwa 15 Grad. Der Antrieb genehmigt sich im Stand 47,4 Ampere (Hyperion-Emeter). Ein moderater Strom, der kein Glied in der Antriebskette über Gebühr belasten dürfte. Das Modell wird im Trockendock kräftig nach vorne ge­­­zerrt und die Spannung auf den Erstflug steigt.

Abflug
Doppeldecker wirken meist größer, als sie es tatsächlich sind. Vor allem bei Scale-Modellen drehen sich die Köpfe und legen sich in den Nacken. Aber auch ein doppeltes buntes Sportmodell mit schnittiger Linienführung sorgt für interessierte Blicke. Mit stoischer Ruhe wird ausgeladen, die etwas längere Rüstzeit genossen, wohl ahnend, dass beim bald folgenden Erstflug eigentlich keine Überra­­schungen zu erwarten sind. Sender an, Modell an, die LED-Leiste der Empfängerstromversorgung klettert von Rot nach Grün, die Digitalservos laufen willig auf Neutral. Rudercheck. Alles klar, alles wie im Keller. Akku anstecken, der Regler meldet sich mit fröhlichem Gepiepse. Reich­­weitencheck erledigen und zurück. Kurz mal Vollgas und das Höhenleitwerk drückt sich deutlich spürbar zwischen Ferse und Wade ins Fleisch. Ha, der Flieger hat keine andere Wahl, als abzuheben. Ein paar Schritte weg vom Modell, die eine Hand am Seitenruder, die andere am Gasknüppel und los geht’s.

Der Doublemaster rollt, wird dann förmlich nach vorne gezerrt, etwas mehr als Halbgas und der Boden ist Geschichte. Eine schöne weite Linkskurve. Hoch genug. Seite und Quer verlangen etwas nach rechter Korrektur. Alles im grünen Bereich. Es ist alles fliegbar aus dem Sortiment des klassischen Kunstflugs. Die Qualität der Figuren wird nicht durch den Doppelmeister, sondern den Knüppel­­meister begrenzt. Doppeldeckertypisch verlangt das Modell dabei immer ein wenig nach Gas – auch an Stellen, an denen man einen Eindecker etwas stärker drosseln müsste. Und genau hier liegt der Vorteil, denn so ist ein Feilen an den Figuren möglich, ohne sich zu viel um eine gleichmäßige Geschwindigkeit kümmern zu müssen. Der Antrieb hat wirklich genug Power. Senkrecht auf Dauer ist überhaupt kein Problem. Gerissenes ist ebenfalls kein Thema. Ein Manko gibt es jedoch. Drückt man den Doublemaster aus einer Figur, neigt er zum drehen über die Längsachse. Doch schnell ist man darauf gefasst und hindert das Modell mit etwas Querruder in solchen Passagen daran.

Der Sender warnt. Landeanflug. Mit etwas Schubgas kehrt das schnittige Zweiflächenmodell brav zur Bahn zurück. Noch etwas Gas raus und lammfromm berühren alle drei Räder den Boden. Ausrollen. Fein.

Bilanz
robbe hat mit dem Doublemaster ein Modell geschaffen, das nicht nur mit einem farben­­frohen und schnittigen Erscheinungsbild beeindruckt, sondern auch im Flug hält, was das Aussehen verspricht. In manchen Fluglagen würde man sich zwar etwas mehr Neutralität wünschen, dennoch bleiben böse Überraschungen aus. Der Doublemaster eignet sich zum Trainieren von klassischem Kunstflug ebenso wie für das reine Spaß­fliegen und ist von jedem querrudererfahrenen Modellpiloten zu beherrschen. Bei der Montage stößt man auf den einen oder anderen Punkt, der kleinere Nacharbeiten ­verlangt, doch gibt es kaum ein Fertigmodell am Markt, bei dem dies anders wäre. Trumpfen kann das Modell sicherlich mit einem sehr ansprechenden Preis, bedenkt man, dass hierfür ein Kunstflugzeug inklusive digitaler Rudermaschinen und komplettem Antriebsstrang erhältlich ist, das zudem sorgfältig gebaut und bespannt ist.