Die Rollei Bullet HD 4S
Bei Rollei sprang man bereits vor etwa zwei Jahren mit der patronenförmigen Bullet auf den Action-Cam-Zug auf. Mit der neuen Bullet HD 4S legt das Unternehmen nochmals kräftig nach und präsentiert eine Full-HD-Kamera im würfelförmigen Design.
Die Bullet HD 4S ist eine Kampfansage an alle vergleichbaren Kameras, die zurzeit auf dem Markt verfügbar sind, denn sie wartet mit einigen sehr interessanten Features auf. Allein schon der Preis von 299,– Euro lässt aufhorchen. Sieht man sich die Ausstattungsliste an, wundert man sich schon fast. Denn zu dem obligatorischen wasserdichten Gehäuse gibt es noch einen bereits enthaltenen Bildschirm, eine Rollei-gebrandete Micro-SD-Speicherkarte mit 4 Gigabyte Speicherplatz und eine Fernbedienung. So kann man gleich nach dem Laden des Akkus loslegen und mit dem Filmen beginnen.
Handling
Die 4S bietet auf der Oberseite insgesamt vier Bedienelemente. Einzig der Ein-aus-Schalter links oben könnte etwas besser platziert oder umgestaltet werden. Denn beim Umgang mit der Kamera kann man den Schiebeschalter schon mal versehentlich umlegen. An der rechten oberen Ecke befindet sich ebenfalls ein Schiebeschalter mit der vielsagenden Bezeichnung VOX. Schiebt man diesen auf ON, schaltet sich die Kamera bei einem Schallpegel von mehr als 65 Dezibel selbstständig ein. Fällt die Umgebungslautstärke länger als zwei Minuten unter diesen Wert, schaltet die Kamera die Aufnahme wieder ab. Möchte man nun nicht unbedingt Stasi spielen, ist diese Funktion für uns als Modellflieger nicht wirklich brauchbar. Denn fasst man die 4S nur an, springt sie auf Aufnahme.
Der Rest ist heiter Sonnenschein. Links und rechts unten findet man zwei normale Tastknöpfe, mit denen man zum einen die Videoaufnahme starten und zum anderen ein Foto schießen kann. In der Mitte der Oberseite befindet sich ein kleines Display, das uns mit den wichtigsten Informationen wie Akkuladung, momentaner Modus und während der Aufnahme mit der Videolaufzeit versorgt. Zusätzlich sind noch zwei kleine LED vorhanden. Das rechte, rote Licht zeigt an, dass die Kamera eingeschaltet ist, das linke grüne blinkt während der Aufnahme.
Doch nur auf blinkende Lichter müssen wir nicht achten, hierzu gibt es noch das ansteckbare Display. Damit erhöhte sich zwar das Kameragewicht von 94 auf 120 Gramm, doch das Mehrgewicht sollte sich bei den meisten Trägersystemen nicht negativ auswirken – ganz im Gegenteil: Mehr Gewicht erhöht die Massenträgheit und minimiert daher Vibrationen im Bild. Schaltet man die 4S mit angestecktem Display ein, ertönt ein Jingle: Im Display ist zudem ein kleiner Lautsprecher eingebaut. Der Bildschirm ist schön hell und kann daher auch bei Sonnenschein gut abgelesen werden. Auch die Auflösung ist mit 320 × 240 Pixel ausreichend.
In den Tiefen
Das Display hat neben seiner eigentlichen Funktion, das aktuelle Videobild wiederzugeben, auch den Vorteil von sieben verbauten Tasten. Mit dem Druck auf die Taste M gelangt man ins Menü. Hier hat man zu drei Hauptreitern (Video, Foto und Grundeinstellungen) jeweils mehrere Unterfunktionen. Beim Video zum Beispiel lassen sich die Auflösung, die Frame-Rate, die Bit-Rate, ein Laserpointer und der Aufnahmemodus (mit Bild und Ton oder nur Ton) einstellen. Das Wichtigste hier für uns dürfte sein, dass die 4S bei der Auflösung 720p mit satten 60 Bildern in der Sekunde aufnimmt.
Unter dem Menüpunkt Kamera lässt sich einstellen, ob nur ein einzelnes Bild oder Serienaufnahmen (ab 2 Sekunden) geschossen werden sollen. Zudem ist ein Selbstauslöser verfügbar. Fotos nimmt die Kamera mit einer Auflösung von bis zu 8 Megapixeln auf. Im Setup-Menü kann man alles Weitere wie Tonsignal, Datum, Zeit, die Standby-Zeit, den TV-Standard (PAL oder NTSC) oder die Sprache einstellen. Zudem ist es noch möglich, die Aufnahmeschleife zu aktivieren. Diese macht allerdings nur Sinn, wenn man die 4S direkt per Mini-USB ans Ladekabel hängt. Denn mit Bildschirm hält der verbaute 1.000-Milliampere-LiPo höchstens 2,5, ohne bis zu 3 Stunden. Wer mag, kann auch die Speicherkarte formatieren. Apropos: Für einen kurzen Clip oder ein paar Fotos ist gar keine Speicherkarte nötig, denn die Kamera besitzt selbst einen internen Speicher. Das macht sich spätestens beim Anschließen an einen PC bemerkbar. Denn verbindet man das USB-Kabel, meldet der Rechner zwei Wechselspeicher: einmal die Kamera und einmal die Karte.
Doch all die hübschen Spielereien wie Fernbedienung, Laserpointer, Bildschirm und logische Menüführung nützen nichts, wenn das aufgenommene Videobild nichts taugt. Doch auch in diesem Punkt kann die Bullet HD 4S überzeugen. Ach ja, wurde eigentlich schon erwähnt, dass sie in Full-HD (1.920 × 1.080 Pixel) aufnimmt? Dieses Aufnahmeformat ist mittlerweile schon so als Standard angenommen worden, dass man es schlicht voraussetzt.
Videos
Die Videoaufnahme startet man – ganz gleich ob mit oder ohne angestecktes Display – mit der linken, unteren Taste an der Oberseite der Kamera. Hierbei haben wir die 4S unter den unterschiedlichsten Szenarien getestet. Hält man die Bullet ruhig, bekommt man bei normalem Tageslicht ein knackscharfes Bild. Auch bis in die Ecken verschwimmt nichts oder verblasst – und das bei einem Weitwinkel von bis zu 175 Grad. Auch mit Gegenlicht kommt die Kamera gut zurecht und regelt die Belichtung zügig herunter. Montiert man sie auf einen Quadrokopter, der nicht vibrationsfrei fliegt, bekommt man allerdings den berüchtigten Rolling-Shutter-Effekt. Ein Bildwabern, das man leider auch mit sogenannten Deshaker-Programmen nicht wieder herausbekommt. Hier ist die Minimierung der Vibrationen leider die einzige Möglichkeit für ein ruhiges Bild, denn selbst der Klassenprimus GoPro zeigt unter solchen Bedingungen dasselbe Wabern. So kann man festhalten, dass die Bildqualität der 4S und die der GoPro fast identisch ist. Einzig die Lichtempfindlichkeit ist bei der Bullet HD nicht ganz so gut wie beim silbernen Bruder. Doch das ist das berühmte Jammern auf hohem Niveau. Die 4S schneidet immer noch besser ab, als der Rest der Action-Kamera-Gemeinde.
Fotos
Obwohl ganz klar die Videofunktion im Vordergrund steht, ist gerade im Amateur-Bereich der Fotomodus einer Action-Kamera auch sehr wichtig. Denn Bilder schießt die 4S mit 8 Megapixel Auflösung und die sollten daher qualitativ hochwertiger, als ein Screenshot aus einem Video sein. Der Vorteil des Fotos ist, dass der Rolling-Shutter-Effekt hier kaum zum Tragen kommt. Das bedeutet, schaltet man die Kamera auf Dauerfeuer (alle zwei Sekunden ein Foto), bekommt man auch mit einem unruhig fliegenden Modell scharfe und saubere Fotos. Diese präsentieren sich auch hinterher am Computer-Monitor sehr scharf, hell und mit kräftigen Farben. Stellt man allerdings beim Betrachten am Bildschirm die native Auflösung (ein Bildpunkt des Fotos ist ein Bildpunkt am Monitor) ein, erkennt man leichtes Bildrauschen. Hier arbeitet offensichtlich die Interpolation nicht ganz sauber, doch wirklich störend ist das nicht.
Insgesamt macht sich natürlich Dank des 175-Grad-Weitwinkels der sogenannte Fisheye-Effekt – gerade an den Bildrändern – stark bemerkbar. Doch diesen hat man bei jeder vergleichbaren, anderen Kamera ebenso. Zwar vermindert sich der Weitwinkel-Effekt bei Verwendung von geringeren Auflösungen deutlich, doch macht das eigentlich keinen Sinn. Das schränkt im Nachhinein nur die Möglichkeiten bei der Bearbeitung am PC ein.
Mit der Rollei Bullet HD 4S bekommt der Amateurfilmer eine Kamera an die Hand, die sich dank ihrer vielen Einstellungsmöglichkeiten für fast jede Anwendung eignet. Auch professionelle Filmer werden die einfache Handhabung, das geringe Gewicht und die umfangreiche Ausstattung zu schätzen wissen. Schnappschüsse kann dank des Displays und des Laserpointers jeder erstellen. So ist es bestimmt bald üblich, neben dem Handy auch eine Action-Cam in der Tasche zu haben.