Downloadplan Nieuport
„Nein, wie niedlich! – Süüß!“, ruft es aus dem Hintergrund. Es ist doch immer wieder das Gleiche: Die Kleinen ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. In diesem Fall spielt die Szene beim Hallenflugtermin, und die Sympathie zu dem handlichen Oldtimer-Modellchen steht den Fliegerkollegen ins Gesicht geschrieben.
Die Vorlage ist ein Nieuport-Monoplane von 1911, dessen Dreiseitenansicht ich aus dem Buch „The Air Racer“ von Charles A. Mendenhall entnahm. Bei meinem Modellnachbau entschied ich mich für eine Spannweite von 650 Millimeter (mm). Dies ergibt bei einer Originalspannweite von 8,40 Metern einen Maßstab von etwa 1:13.
Alles nach vorn
Bei der Nieuport gibt es eine wesentliche Herausforderung: Die Schwerpunktlage muss trotz der unwahrscheinlich kurzen Schnauze dort hinkommen, wo sie hingehört. Das gelingt beim Modell nur dann, wenn die gesamte Elektronik so weit nach vorn wandert wie irgend möglich. Aus diesem Grund befindet sich absolut alles, was irgendwie Strom führt am Motorspant. Gesammelte Werke sozusagen: Motorsteller, Empfänger, zwei Servos und Motor. Selbst der Akku haftet mit Klettstreifen an der Motorspant-Rückseite.
Die Maßnahme zeigt im Nachhinein Wirkung: der Schwerpunkt passt ganz ohne Bleizugabe. Prima. Meine verwendeten Komponenten: 22 Gramm (g) leichter Außenläufer von Staufenbiel im Set mit einem 10-Ampere-Steller (AL 2028 Combo, Artikel-Nummer 03121400C), Spektrum-Empfänger der 4-g-Klasse, zwei Servos Dymond D37
(je 4 g), GWS-Luftschraube 7 × 6 Zoll und ein 2s-LiPo mit 340 Milliamperestunden Kapazität.
Mit diesem Setup sind kräftige Flugfiguren drin; auch mal ein gewagtes Rettungsmanöver. Und bei weniger als Halbgas kann man gemütlich umhergondeln. Ein leichterer Motor hätte von der Power her zwar genügt, aber dann bekommt man eben die oben genannten Schwerpunktprobleme. Der 22-g-Außenläufer ist da goldrichtig.
Das Komplettieren und Einbauen des Motorspantes ist ein wichtiger Bauschritt und sollte mit der gegebenen Sorgfalt erfolgen. Beachten Sie auch hier die informativen Hinweise, die der Bauplan an entsprechender Stelle liefert.
Exakt umsetzen
Die Flugeigenschaften des lediglich über Höhe und Seite gesteuerten Oldies sind absolut unkritisch und folgsam – wenn man das Modell aufmerksam eingeflogen hat. Auch das ist nicht schwer, aber ein paar Regeln muss man dabei schon beachten, sonst gibt es beim Erstflug unliebsame Überraschungen. Der Weg zum Erfolg geht folgendermaßen.
Die Tragflächen dürfen untereinander keinesfalls verwunden geraten. Das würde einem vertrimmten Querruder gleichkommen, was Sie allein mit dem Seitenruder nicht kompensieren können. Das Modell käme in einen Schiebezustand (Slip) und würde in die Gegenrichtung kaum bis gar nicht einlenken wollen. Peilen Sie deshalb von vorn aus der Propellerebene über die Nasenleiste und beobachten dabei die dahinterliegende Endleiste. Wenn Sie das Modell leicht neigen, verschwindet die Endleiste hinter der Profilwölbung. Dies muss über die gesamte Flügelspannweite ganz regelmäßig erfolgen, nicht dass der Endleistenbereich eines Flügels später eher aus dem Blickwinkel verschwindet als der andere. Falls doch, muss man manuell nachbiegen bis alles passt.
Insbesondere beim Bauschritt der Flügelverspannung muss häufig mal nachgepeilt werden, bevor der gespannte Faden mit dem Flügel durch kleine Weißleimtropfen endgültig fixiert wird.
Geradeaus
Nachdem Sie aber ein gewissenhafter Modellbauer sind, haben Sie dies natürlich stets genau kontrolliert. Dennoch können sich im Nachhinein feine Fehler im Flügel einschleichen, sei es durch Lagerung oder Transport. Diese kleinen Verzüge können Sie zwar zunächst mit dem Seitenruder wegtrimmen, aber Sie sollten dann nach der Landung die entsprechenden Gegenmaßnahmen ergreifen. Steht das Seitenruder für einen Geradeausflug beispielsweise nach links, dann müssen Sie die rechte Flügel-Hinterkante etwas herunterbiegen und danach das Seitenruder wieder auf Neutralstellung programmieren. Und umgekehrt natürlich. Die Prozedur wiederholen Sie solange, bis Ihre Nieuport bei Halbgas ganz gemütlich schnurgeradeaus fliegt.
Geschafft, jetzt kann man das knuffige Flugbild lächelnd genießen und könnte für längere Strecken auch mal die Finger vom Knüppel nehmen. Eigenstabil zieht die Nieuport ihre Bahn. Das ist so richtig was für die Wiese hinterm Haus, für den entspannten Feierabendflug.
Oldie-Fahrwerk
Genauso entspannt verläuft der Rohbau. Der Bauplan enthält viele Tipps und Hinweise, sodass wirklich kaum Fragen offenbleiben sollten. Laden Sie sich die PDF-Datei des für private Zwecke kostenlosen Downloadplans von der Internetseite www.modell-aviator.de herunter und wagen Sie sich einfach ran. Auch wenn insbesondere die Verspannung auf den ersten Blick kompliziert aussieht – das ist sie eigentlich gar nicht. Ein wenig Geduld, einen starken Zwirnsfaden, Sekundenkleber und Aktivatorspray. Mehr braucht’s nicht, um die Fäden des Fahrwerks zu spannen und zu fixieren.
Die Fahrwerksbeine sowie der obere Verspannungsdom bestehen aus 3-mm-Buchenholzrundstab, während die Kufe etwas dicker ist und daher aus 4-mm-Rundstab gefertigt wird. Den vorderen Bereich sollten Sie wässern und mit Hilfe eines Föns biegen; das geht ganz einfach.
Für ein stressfreies Zusammensetzen der Verstrebungshölzer gibt es Hilfsbauteile aus Depron, die alle Teile mit Klebeband provisorisch auf korrekten Zusammenhalt fixieren. Die Verbindungsstellen können nun in aller Ruhe angepasst und mit ein paar Tropfen Sekundenkleber behandelt werden. Danach entfernt man die Hilfsschablone und umwickelt alle Stoßstellen ein paar Mal mit Zwirnsfaden und tränkt die Wicklungen mit dünnflüssigem Sekundenkleber.
Besonders trickreich ist das auf der Kufe angebrachte Fahrwerk, das grundsätzlich aus einem 1-mm-Stahldraht als durchgehende Achse besteht. Darauf werden drei Lagen 0,8er-Sperrholz derart aufgesetzt, dass sie eine Blattfeder darstellen. Das sieht nicht nur authentisch aus, sondern funktioniert auch noch. Jedes Ende der Achse muss mit dem Rumpf nach oben abgespannt werden, dann bleibt das Fahrwerk in der Horizontalen und kann dennoch nach oben federn.
Details
Die Bauweise der hübschen Speichenräder wurde bereits in FlugModell 2/2011 beschrieben. Wer dies zu lesen versäumt haben sollte, findet nun eine Anleitung dazu im Bauplan. Alternativ kann man natürlich auch käufliche Slowfly-Räder mit 50 bis 60 mm Durchmesser verwenden, ganz nach Belieben.
Eine vollflächige Farbgestaltung sollte vor dem Anbringen der Verspannungsfäden aufgebracht werden. Hier sollte man aufgrund der Lösemittel-Unbeständigkeit von Depron mit wasserbasierenden Lacken arbeiten, wie es auf Acryl-, Airbrush- und Künstlerfarben zutrifft. Auch Abtönfarben oder Leinwandmalereifarben sind gut geeignet. Achten Sie aber auf einen dünnen Farbauftrag, sonst wird das Modell insbesondere hinten zu schwer.
Um mit wenig Aufwand eine wirkungsvolle Optik zu erhalten, sind im Bauplan die französischen Hoheitszeichen enthalten, die Sie farbig ausdrucken und an Ort und Stelle mit UHU por aufbringen können. Wer seiner Tragfläche das Tüpfelchen auf dem i verpassen möchte, imitiert die Rippen plastisch. Wie das gelingt, zeigt der Workshop-Artikel in dieser Ausgabe.