Build and fly

Build and fly

Screwdriver, Blue Devil und Bloody Mary – vor etlichen Jahren präsentierte die Firma Kavan ein appetitliches Sujet an Cocktailfliegern, von denen es mir gerade die Bloody Mary angetan hatte. Dieses Modell zeigte Charakter. Ausladende Rumpfschnauze und tiefe Fläche. Geflogen bin ich sie nie, hatte das aber immer mal vor. Es wurde Zeit – jedoch als Eigenbau.

Was die Tragflächengeometrie der Bloody Mary betrifft, macht diese nicht wirklich was her. Hier fehlte der gewisse Schwung – das gehörte modifiziert. Der ausgebeulte Rumpf sollte jedoch kopiert werden. Und da es nichts Leckeres als einen Caipirinha gibt, stand auch der Name schnell fest: Caipi.

Fliegengewicht
Zur Schaltzentrale sollte der lediglich 3,3 Gramm (g) ­wiegende Sechskanalempfänger RX-6 light M-Link von Multiplex werden. Also kamen auch nur zwei leichte 2,5-g-Servos infrage, die bereits mit den passenden JST-Microsteckern versehen waren und noch ungenutzt ­herumlagen. Zufällig fand sich auch noch ein kleiner 5-Ampere-Regler mit passendem Servostecker, an dem ein 5-g-Außenläufer mit einem 5 × 3-Zoll-GWS-Prop baumelte. Zusammen brachte es das Starterkit auf schmale 18 g. Verstärkt von einem 2s-LiPo mit 350 Milliampere­stunden Kapazität stieg das Gesamtgewicht auf 41 g. Um diese herum sollte das Modell aufgebaut werden. Da durfte einem der „Rest“ des Caipi nicht zu Kopf steigen.

Mit einem Abfluggewicht von geringen 86 g hat der kleine Außenläufer jedoch leichtes Spiel, wie sich zeigte. Viel­mehr präsentierte sich die Steigleistung von ihrer überzeugenden Seite. Es geht beinahe senkrecht rauf. Nippt man gefühlvoll am Gas, lassen sich dem Akku locker 12 Minuten Flugzeit entlocken. Zwar ist außer tiefen Vorbeiflügen, Loopings und Turns nicht viel drin, doch für die kommende Hallensaison strahlt der Caipi auch mehr Extravaganz als fliegerisches Potenzial aus. Negativ fiel nur auf, dass der Kleine beim gelegentlichen Wackeln im Kurvenflug den Eindruck hinterlässt, als habe der Pilot schon zu tief ins Glas geschaut. Hier hilft etwas Unterstützung mit dem Höhenruder. Starten lässt sich das Modell aus der Hand und vom Boden. Zum Landen einfach flach mit etwas Schleppgas anfliegen. Schnell hat man den Bogen raus, wie sich Bocksprünge aufgrund des starren Fahrwerks ­vermeiden lassen.

Mitdenken und vorarbeiten
Viele Teile sind es nicht, die da aus 3 Millimeter (mm) ­dicken Depron geschnitten werden müssen. Zehn sind es für den Rumpf plus ein Balsaholzteil. Aus Depron sind: Zwei Seitenteile, ein langer Streifen für den Boden und zwei Streifen für den Deckel, dann drei Teile für den Akku­schacht und nochmals zwei zum Verschließen des Rumpfs im Frontbereich. Ein 2-mm-Balsaholzstück dient als Motorträger. Der kann genauso gut aus Sperrholz oder anderem, festen Material bestehen.

In beiden Seitenteilen den Ausschnitt fürs Höhenleitwerk und in der linken Hälfte den Ausschnitt für den späteren Akkuzugang einbringen. Der Rumpfboden wird vorsichtig entsprechend dem Konturverlauf vorgeformt. Dazu den Streifen mit der Hand schrittweise über eine Tischkante vorwalken und danach mit Uhu Por festkleben. An­­­schließend folgt das Anbringen der Teile für den Akkuschacht und Rumpfdeckel.

Auch sollten jetzt schon das Höhen- und Seitenleitwerk einschließlich angeschlagenem Ruder fertig vorliegen, denn diese werden gleich benötigt. Die beiden Höhen­ruder sind mit einem 160 mm langen 3 × 0,8-mm-CFK-Stab verbunden und mit Tesa anscharniert. Beim Seiten­ruder fiel die Wahl auf ein Uhu Por-Scharnier. Auch hier stabilisiert ein kurzer CFK-Flachstab das Ruder beziehungs­weise wie beim Höhenruder ist an diesem Stab auch gleich das Ruderhorn angeklebt.

Exakt einstellen
Der RC-Einbau samt Einbringen der Anlenkgestänge erfolgt vor dem Verschließen des Rumpfs mit dem zweiten Seiten­­teil. Die beiden Servos und den Empfänger weit vorne platzieren. Auch Motor und Regler sind jetzt einzubauen. Dabei 2 Grad Seitenzug und 3 Grad Motorsturz berücksichtigen. Die Rudergestänge bestehen aus 0,8-mm-Stahldraht und 1-mm-CFK-Stab. Diese sind je einmal in einem Stück PVC-Rohr gelagert und treten über ein solches hinten aus dem Rumpf heraus.

Das Lenkgestänge ist so aufgebaut, dass vor und hinter einem langen CFK-Stab der Stahldraht zunächst mit Schrumpfschlauch fixiert wird, um die Gesamtlänge exakt anzupassen. Der Draht lässt eine Kröpfung zum Ein­­hängen ins Servo- beziehungsweise Ruderhorn zu. Weil man später nicht mehr ans Gestänge und die Servos herankommt, ist das Einstellen der Längen sehr penibel vorzunehmen. Daher den Draht ins Servo einhängen und am Rumpfende jeweils die Leitwerke samt Ruder probehalber ansetzen und den Draht bis zum Einhängungspunkt im Ruderhorn ausrichten. Erst zum Schluss sorgt ein Tropfen Sekundenkleber für eine endgültige Verbindung.

Sobald alles passt, ist das zweite Rumpfseitenteil mit Uhu Por aufzukleben. Anschließend das Höhenleitwerk im Nass-in-Nass-Verfahren einkleben, um es genau ausrichten zu können. Nun das Seitenleitwerk oben drauf und das Abschlussstück unten dran. Zum Verschließen des vorderen Kabinen-/Motorhaubenbereichs sind zwei Depronteile individuell anzupassen. Diese wurden zuvor beidseitig mit Schleifpapier 250er-Körnung bearbeitet, sodass sie sich leichter biegen ließen. Ankleben, Überstand wegschneiden, fertig. Damit ist der Rumpf­bau abgeschlossen.

Hübsch machen
Weiteren Schwung in die Sache bringen die Flächen. Sie sind erst mit einem scharfen Cutter aus einer 3-mm-Depronplatten zu schneiden. Dann ist der Nasenbereich bis zu einer Tiefe von zirka 50 mm beidseitig anzuschleifen. Schließlich sind sie durch Walken über eine gerundete Tischkante zu profilieren.

Als Nächstes sind zwei 100 mm lange 3 × 0,8-mm-CFK-Stäbe mit einem etwa 30 mm langen 3 × 0,8-mm-Stab so zu verkleben, dass sich eine V-Form von etwa zehn Grad ergibt. Das Konstrukt dann mit Uhu Por an der Nasen­leiste der zuvor miteinander verklebten beiden Flächenhälften fixieren. Um die Fläche nun leichter am Rumpf mit Uhu Por anzubringen, wird in der Mitte unter der Tragfläche ein Kasten mit zwei dem Profilverlauf entsprechenden Depronteilen angeklebt. Mit dieser Methode hält man auch die 2 Grad EWD ein. Rein theoretisch ließe sich die Fläche somit auch demontierbar gestalten, beispielsweise eine Gummibandfixierung. Ich hatte zu dieser eleganten Idee aber keine Lust und entschied mich fürs Endgültige.

Die großen Räder bestehen aus je drei rund geschnittenen und verklebten 6-mm-Depronstücken und erhielten in einer kleineren Schleiforgie ihre spätere Form. Alter­nativ bieten sich Styroporringe aus dem Bastelbedarf an. Als Lager für den 120 mm langen 1,5-mm-CFK-Stab im Rumpf und in der Radmitte reichen kleine 0,8-mm-Sperrholzteile. Achse und Lager sind mit Sorgfalt einzukleben, damit ein einwandfreier Rundlauf und gutes Roll­ver­halten garantiert sind.

Grüne Limettenschalen tragen wesentlich zur Optik eines Caipirinha bei. Damit stand die Farbgebung fest. Das Ganze natürlich wieder mit dem erforderlichen Schwung. Aus Depron erstellte Schablonen helfen da ungemein beim Vorzeichnen der Kontur mit einem schwarzen Lackstift. Hier sauber zu arbeiten, zahlt sich später aus. Grüner Acryllack, aufgetragen mit dem Pinsel, füllte den ent­standenen Raum. Ähnlich war es bei den großen Cockpitfenstern.

Cocktailabend
Sie wollen auch einen Caipi? Ich habe fünf Abende mit der Planung, Fertigstellung und dem Finish zugebracht – also sehr überschaubar. Wie immer können Sie sich den Plan zum Modell kostenfrei für private Zwecke aus dem Down­loadbereich unter www.modell-aviator.de runterladen. Sollten Sie eine Vergrößerung des Modells planen, würde ich aus optischen Gründen den vorderen Rumpfbereich etwas verbreitern und bereits am Tragflächenende nach hinten verschlanken. Wichtig ist jedoch, aufgrund der ­kurzen Nase viel Gewicht nach vorne zu bringen, um die Schwerpunktlage – hier 40-42 mm hinter der vorderen Tragflächenkante – einzuhalten.