Downloadplan milano

Downloadplan milano

„Ach was!“ „Doch, wirklich!“ „Aber das ist doch GFK!“ „Nein, wirklich nicht. Alles Depron. Mit roter Folie beklebt.“ „Und die Flügel?“ „Auch.“ „Heißgeschnitten oder was?“ „Nein, nein, 6er-Depron, ebene Unterseite, und die Oberseite ist verschliffen.“ „Mords-Schleifarbeit, oder nicht?“ „Och, das geht an zwei Konturlinien entlang ganz fix. Die Unterseite ist allerdings noch dünn mit Glas belegt, wegen der Festigkeit.“ „Aha! Also doch GFK …!“

Es ist in der Tat schwer zu glauben, wenn man den schnittig-eleganten Flitzer mit seiner ungewöhnlichen Flügel­geo­metrie zum ersten Mal fliegen sieht. Trotz simpler Depron-Bauweise und den daraus resultierenden 180 Gramm (g) Abfluggewicht besitzt der milano einen verblüffenden Durchzug. Den verdankt er dem dünnen Flügelprofil. Und die senkrechte Steigleistung seinem preisgünstigen, aber effizienten Antriebssetup. Bei nur 1.060 Millimeter (mm) Spannweite kann man im Raketenstart maximal 20 Se­­kunden das Gas stehen lassen, dann spätestens hört man vom nebenstehenden Zuschauer: „Huch, wo isser nu?“ „Da ganz oben, direkt über uns.“ „Oha.“

Auch für die harte Tour
Dank seines eigenstabilen Flugverhaltens braucht man beim milano auch in größerer Höhe oder bei stärkerer Thermik nie Sorge um den Flugzustand zu haben. Knüppel loslassen bedeutet Gleitflug – verlässlich. Einen Strömungsabriss muss man gewaltsam provozieren, und wenn man Höhe und Seite weiter voll gezogen hält, folgt eine gemütlich Steilspirale. Jederzeit kontrollierbar, kein Thema. Aber das wirklich Gute ist der große Geschwindig­keitsbereich. Das wendige Modellchen macht für sein Westentaschenformat ganz schön Strecke und kann ­deshalb auch bei windigeren Verhältnissen sorglos am Hang rausgeschmissen werden.

Bei der riesigen Marktauswahl an Brushlessantrieben habe ich mir einen nahezu überall verfügbaren robbe roxxy-Motor (1820-10, 18 g, 2.520 kv) samt Steller roxxy Micro 10A herausgesucht. Das Klappluftschraubenset kommt von Graupner und beinhaltet Plastikmitnehmer, 6 × 3-Zoll-Blätter und Spinner. Leider ist es momentan noch immer so, dass solche Klappprops für die Wellen der guten alten Speed-400-Motoren dimensioniert sind: 2,3 mm Durch­messer. Moderne Bürstenlose besitzen allerdings zumeist 2,0-mm-Wellen, da ärgere ich mich immer wieder drüber. Also ist Kreativität gefragt. Die fehlenden drei Zehntel dicke ich mit einer geschlitzten Quetschhülse aus dem Elektrobedarf auf. Den Schlitz kriegt man rein, indem man die Hülse mit einer feinen Zange hält und ein hauchdünnes Mini-Kreissägeblatt für die Proxxon oder den Dremel verwendet. Dann fluppt die Schlitzhülse über die Welle, wo ich sie mit dünnflüssigem Sekundenkleber fixiere. Alternativ kann man auch einen passenden Schrumpf­schlauch über die Welle ziehen. Aber bitte: bei einer solchen (leider nun einmal zwingend notwendigen) Antriebs­mo­difikation gilt: nie-niie-mals im Luftschraubenkreis oder davor aufhalten oder gar die Finger zwecks Festigkeitsprüfung reinhalten!

Als Stromspender genügt ein mit 25C belastbarer 2s-LiPo mit 250 Milliamperestunden Kapazität vollauf. Er wird bei Vollgas mit 5 bis 6 Ampere gefordert werden. Die Flugzeit ist dann zwar nicht so, dass man zwischendurch Hunger kriegt, aber die kleinen Dingerchen sind derart preiswert – nehmen Sie gleich fünf, sechs oder mehr davon, dann reicht’s für einen ausgedehnten Flugnachmittag. Ein niedriges Abfluggewicht wird stets von hoher Steigleistung belohnt und das macht einfach einen kindischen Spaß.

Selber schnitzen
So. Feuer gefangen? Dann geht’s doch direkt an den Bau! Laden Sie sich wie gewohnt den für private Zwecke kostenlosen Bauplan von www.modell-aviator.de – Rubrik Downloads – herunter und drucken ihn auf dem A4-Drucker aus. Nur wenige Seiten müssen mit Hilfe von Tesafilm zusammengestückelt werden, da bemühe ich mich jedes Mal um maximalen Minimalismus.

Beginnen sollten Sie mit dem Rumpf. Und hier ist es ziemlich wichtig, dass Sie die benötigten RC-Kompo­nenten bereits vorliegen haben. Wenn Sie sich an die im Bauplan angegebene Liste halten, passt alles sorglos zueinander. Da wären der Motor, der Regler, das Luftschraubenset, die zwei 4,3-g-Servos, ein möglichst leichter Empfänger sowie etwas Baumaterial: ein 5-mm-CFK-Rohr, 0,8er-Stahldraht für die Anlenkungen, 6 × 3-mm-Kieferleiste für den Flügelholm, etwas 1,5 mm Flugzeugsperrholz für den Motorspant, 3-mm-Balsa für Spanten und das Leitwerk, einen Hauch 0,8er-Sperrholz für die Ruderhörner, und nicht zu guter Letzt je eine Platte 3- und 6-mm-Depron. Für die eingangs erwähnte Flügel­unterseiten-Laminierung sind noch ein paar Gramm Fünf­minuten-Epoxi – lässt sich mit Spiritus fließfreudig ver­dünnen! – sowie Glasgewebe (Webart Leinen, 80 g/m²) fällig. Als Klebstoff bevorzuge ich für Depron Uhu Por sowie Weißleim. Und für Holz auf Holz oder Holz auf GFK ist Sekundenkleber prima.

Ein richtiges V machen
Beginnen Sie mit einem Rumpfseitenteil, das Sie mit allen Spanten und Einbauteilen versehen. Dazu gehört auch der passend abgelängte CFK-Stab, der den Heckausleger wirkungsvoll stabilisiert und gleichzeitig dafür sorgt, dass der Rumpf garantiert verzugsfrei gelingt. Dann kommt der Rumpfboden drunter. Bereits jetzt müssen die RC-Kompo­nenten komplett eingebaut und untereinander verdrahtet werden. Beachten Sie dabei die korrekte Drehrichtung des Motors, das ist ein sehr beliebter Fehler. Auch besser jetzt als später: den Sender auf V-Leitwerk programmieren und beide Servos dazu bringen, bei entsprechender Knüppel­betätigung die korrekte Ausschlagsrichtung zu vollführen. Wie das geht, erfahren Sie aus Ihrer Sender-Betriebsanleitung; wichtig ist:
• Drücken – beide Servoarme nach vorn
• Ziehen – beide Servoarme nach hinten
• Seitenruder rechts – rechter Servoarm vor,
• linker nach hinten
• Seitenruder links – rechter Servoarm nach hinten,
• rechter vor.
Wenn das funktioniert, werden die Arme über ihren Vielzahn sowie die senderseitige Sub-Trim-Funktion auf mittige Ruheposition gebracht.

Der Motor hängt noch lose rum, solange können Sie die zweite Rumpfseitenwand anbringen und den unteren Motorraumbereich mit 6-mm-Dreikantleisten aus Balsa auffüttern. Schließen Sie nun den Rumpfrücken und schrauben den Motor an seinem Sperrholzspant fest. Mit Hilfe einer Kontrollschablone wird der Motorseitenzug von 1 Grad am Rumpf gecheckt, was bedeutet dass der Motorspant nun vorn angeleimt werden darf. Auch über dem Motor sind Füll-Dreiecksleisten aus Balsa wichtig, damit später die Rumpfschnauze an den Spinner angepasst werden kann. Somit darf der Kabinenbereich oben verschlossen werden, und der Rumpf wäre bereit zum Rundschliff. Depron schleift man übrigens zunächst mit möglichst grobem, scharfem Schleifpapier. Ich bevorzuge 80er- oder 60er-Körnung eines Bandschleifer-Schleifbandes – auf einen Schleifklotz aufgezogen. Den verrundenden Feinschliff kann man ganz toll mit einem Schleifschwamm erledigen, das müssen Sie mal ausprobieren.

GFK trifft Depron
Weiter geht’s mit dem Flügel, genaugenommen mit dem 6 × 3-mm-Kieferholm. Verschäften Sie den Mittenknick gemäß der Detailabbildung im Bauplan. Komplettieren Sie daraufhin das Flügelmittelstück, indem Sie den Holm mit Flügelvorder- und Hinterteil zusammenleimen. Schon jetzt wird ein wichtiger Warnhinweis fällig: gehen Sie insbesondere beim Flügelbau mit der gegebenen Sorgfalt vor, denn jede Art von Verzügen, die man jetzt einbaut, wirkt sich negativ bis fatal auf die Flugeigenschaften aus. Nur ein verzugsfreier, korrekt gebauter Flügel bringt den Flugspaß, den Sie mit Recht erwarten dürfen. Also stets vor jedem Verleimen alles lieber drei- als zweimal kontrollieren.

Daraufhin ist vorgesehen, die Tragflächenunterseiten mit 80er-Glasgewebe zu belegen. Wer dies überhaupt nicht mag, sollte nun nicht etwa entrüstet weiterblättern. Sie könnten alternativ auch ein so genanntes „tapen“ mit Glasfilament-Klebeband in Erwägung ziehen. Der Epoxi-Laminieraufwand hingegen ist wirklich minimal und bringt enorme Festigkeitsvorteile. In Kombination mit der farbenfrohen Folie Orastick wird das Modell tatsächlich sturzflugfest, trotz schlanker 6-mm-Profildicke.

Nachdem die Einzelteile – je ein Flügelohr und das Flügel-Mittelstück – erfolgreich unterseitig belegt und beschnitten sind, geht es vor dem Zusammenfügen noch an den Profil­schliff. Im Bauplan finden Sie dazu aussagekräftige Schnitt­darstellungen, aber kurz zusammengefasst: Schleifkontur anzeichnen, mit der Schleiflatte anschrägen, entstandene Kanten verrunden, fertig. Das fliegt, und zwar richtig gut.

Bitte knicken
Beim Verleimen der Flügelteile mit Hilfe einer Winkel­schablone entsteht der charakteristische Knickverlauf des milano; wobei die Ohren horizontal liegen. Aber der wahre Trick dabei ist Folgender: die Ohren sind schräg angebracht, wodurch eine Schränkung entsteht. Dort außen existiert also eine geringere EWD als innen, wodurch das zahme Abrissverhalten zu erklären ist. Sie sollten lediglich (erwähnte ich es bereits?) alle Winkel sorgfältig kontrollieren. Insbesondere daraufhin, dass beide Ohren dieselbe EWD besitzen – also nicht etwa untereinander verdreht sind. Das käme einer ungewollten Querruderwirkung gleich. Indem Sie ein langes Stäbchen oder Ähnliches an die Unterseite des rechten sowie des linken Flügels kleben – identischer Abstand zum Flügel­mittenknick – können Sie mit dem zugekniffenen Auge von der Seite peilen, ob alles schön gerade ist.

Jetzt sage ich Ihnen noch etwas im Vertrauen (es liest ­hoffentlich keiner mit): ich habe für meinen Prototyp ganze drei Flügel bauen müssen, bis ich auf diese Tricks gekommen bin. Macht aber nichts – das ging schneller als befürchtet, und dafür sind Sie schon gleich beim ersten Mal deutlich schlauer als ich.

Zum Folieren des Flügels mit Orastick-Bügelfolie gibt es zwei wichtige Kniffe. Erstens: Flügel staubfrei abpusten und mit Sprühkleber grundieren, und zweitens: Finger weg vom Bügeleisen. Am Flügel dürfen höchstens mal die Kanten mit dem Eisen fixiert werden, aber bringen Sie niemals die Folie zum Schrumpfen, schon gar nicht auf der gesamten Fläche. Schreckliche Verzüge wären die Folge, also lassen Sie’s. Ich habe diesen Fehler natürlich selber ausprobiert und kann Ihnen versichern: fliegt vollkommen gurkig. Es genügt vollauf, die Folie schön faltenfrei aufzustreichen – immer vom Holm weg und vorsichtig, so wie man ein schreckhaftes Kaninchen streichelt – dann wird’s gelingen.

Dampf ablassen
Bevor Sie den Rumpf folieren, fehlt natürlich noch das V-Leitwerk. Dessen Anbringung ist unter Verwendung der Aufstellschablone ein Klacks, und Sie können bei aufgeschnallter Tragfläche prima von vorn auf Symmetrie hin drüberpeilen. Wenn alles stimmt, fügen Sie einfach etwas Sekundenkleber an die Verbindungsstelle von Balsa­leit­werkshälften und CFK-Holm, fertig.

Am Rumpf dürfen Sie entgegen aller vorheriger War­­nungen gern alle Rundungen mit dem Bügeleisen ent­falten – also faltenfrei anbügeln. Natürlich nicht zu heiß; tasten Sie sich einfach mit niedriger Temperatur ran. Verziehen kann sich dabei aber nichts. Ein vor­heriges Grundieren mit Sprühkleber ist hier möglich, aber nicht notwendig.

Beim Aufbringen des grünen Dekors wäre ich – sonst eigentlich durch nichts aus der Ruhe zu bringen – haarscharf wie eine Dampfpfeife an die Decke gegangen. Sowas Friemeliges! Und die Folie patscht magnetengleich ständig und unlösbar auf sich selber fest. Aber halt: da fehlt doch wie immer die korrekte Technik. Nun von Anfang an: Nachdem Sie mit Klebeband die übermaßigen Folienstücke unter dem Computerausdruck fixiert haben, schneiden Sie mit einer scharfen Klinge auf einer Schneidunterlage sorgfältig alle Konturen komplett aus. Dann nehmen Sie die grüne Folie samt Wachspapier und legen Sie das Teil in den Negativschnitt des Papier­ausdruckes hinein. Dort mit Krepp-Klebeband fixieren, dann erst die Wachsfolie abziehen. Nun lässt sich die Klebefolie bequem mit dem Papier als stabilisierende Umrandung genau dort auflegen, wo man sie haben möchte. Ach, wäre bloß alles so einfach.

Welch Vergnügen
Ja, und einfach sollte auch der Erstflug sein. Voraus­ge­­setzt, Sie haben mit Ruhe, Sorgfalt, Kontrolle und einem fröhlichen Lied auf den Lippen gebaut. Ruderausschläge und Schwerpunktbereich sind im Bauplan genau ange­­geben. Wenn Sie sich daran halten, werden Sie Ihrem milano bestimmt bald einen Stammplatz auf der Hutablage reservieren.