Wasserfliegen Rorschach 2011 am Bodensee
Wenn die Schweizer Freunde zu ihrem Wasserflugmeeting bitten, dann können sie sich auf internationale Beteiligungen verlassen. Der Bodensee ist für die Schwimmerflieger eher ein bindendes, als ein trennendes Element. So kamen zum nun zweiten Wasserflugmeeting neben einigen österreichischen auch die deutschen Wasserflieger Anfang Juni an das Rorschacher Ufer.
Pünktlich um 10 Uhr begann das Meeting mit der Ausgabe der vorbereiteten Namensschildchen für die angemeldeten Modellpiloten und einem entsprechenden Briefing. Da das Treffen nicht dem Wettbewerb, sondern dem „Plausch“ gewidmet war, fanden sich die Modelle in bunter Reihenfolge vor der Flightline ein. Das hatte zwei große Vorteile. Den Zuschauern bot sich immer ein abwechslungsreiches Programm und die Piloten hatten daher immer reichlich Zuschauer. Das Konzept ist aufgegangen.
Dornier-Treffen
Eine Besonderheit war das bisher einmalige Zusammentreffen von elf Dornierflugbooten und ihren Erbauern. Im kommenden Jahr könnten es sogar noch mehr sein. Denn Hansruedi Zeller, der freundliche Organisator der Veranstaltung, baut seit einiger Zeit an einer Dornier Libelle, die im kommenden Jahr vielleicht schon fliegt.
Ganz sicher sind aber in diesem Jahr die anderen Modelle geflogen. Die Do-24 ATT von Tobias Moser war einer der Hingucker. Perfekt gebaut und perfekt vorgeflogen zog sie immer das Interesse der Zuschauer auf sich.
Heinkel He-18
Die He-18 von Wolf Rohwedder, deren Vorbild aus dem Jahr 1923 stammt, wurde 1988 gebaut. Begonnen hat diese Leidenschaft mit dem Antriebsmotor und einer Risszeichnung der Heinkel. Aus dem in der Skizze eingezeichneten Propellerkreis und dem für den Motor optimalen Propeller ergaben sich die anderen Maße für das in konventioneller Bauweise erstellte Modell.
Man sieht der Antikbespannung nicht an, dass sie nun auch schon einige Flugstunden hinter sich hat. Eine Kennung fehlt nicht, denn auch das Original verzichtete damals auf sie. Vortrieb erhält das Modell durch einen Fünfzylindersternmotor von Seidel. Mit seinen 40 Kubikzentimeter Hubraum entwickelt dieser mehr als genug Leistung und hat kein Problem damit, die 8.000 Gramm (g) wiegende und mit 2.520 Millimeter (mm) Spannweite große Heinkel in die Luft zu befördern. Vorausgesetzt, die Motoreinstellung stimmt. Aber Herr Rohwedder kennt seinen Motor recht gut. Auf dem Wasser kann es wegen der Luftfeuchtigkeit schon mal vorkommen, dass ein Start mangels Leistung abgebrochen und nach ein paar Handgriffen erfolgreich wiederholt wird. Das stabile Leerlaufverhalten seines Sternmotors erreicht er mit einer Mischung von genau Null Prozent Nitro und ziemlich mageren 6 Prozent Glissol. Fünf NiCd-Zellen versorgen den Empfänger von Weatronic und die Servos mit Strom. Gesteuert wird das Modell mit einer mc-24.
Der bunte Fredi
Die Pilatus PC-6 Walter Margreiters von der Modellbaugruppe Bludenz in Vorarlberg fällt ebenso wie das Original durch ihre Farbgebung auf. Schließlich würde man von dem Militärflugzeug mit der Kennung 3G-EL des Österreichischen Bundesheers eher Tarnfarben erwarten. Aber für manche Einsätze ist es eben besser, aufzufallen. Ein paar Änderungen gegenüber dem als ARF erhältlichen Modell machen es interessant. Für den Vortrieb sorgt ein Hacker A60-16 L in Verbindung mit einem Jeti MasterSPIN 99 OPTO Steller. Für ordentlichen Zug an der Motorwelle ist ein 20 × 12-Zoll-APC-Propeller verantwortlich. Zwei LiPo-Packs mit je sechs Zellen werden seriell verschaltet und liefern mit je 5.000 Milliamperestunden (mAh) Kapazität die benötigte Energie. Bei einer Spannweite von über 2.700 mm wiegt die E-Version mit knapp 8.500 g gut 2.000 g weniger als die ursprüngliche Verbrennervariante. Das Elektromodell hat dann auch leichtes Spiel auf dem Wasser – oder, wenn gewünscht, als Schleppmaschine. Besonders liebevoll ist die Pilotenpuppe „John“ ausgeführt. Sie erinnert Herrn Margreiter an einen Fliegerkameraden.
Alte Tante
Mit einer perfekt unperfekten Oberfläche glänzte die Ju-52 „Fritz Simon“ von Peter Vierhauser – ebenfalls von der MBG Bludenz. Die GFK-Konstruktion mit verschiedenen Sperrholzspanten stammt von Meinrad Kammerlander und wird von seinem Unternehmen in Amriswil in der Schweiz vertrieben. Die Ju hat eine Spannweite von 3.250 mm und, seit sie auf LiPo-Zellen umgerüstet ist, ein Gewicht von 14.500 g mit Schwimmern. Natürlich könnte sie auch mit einem Fahrwerk oder Skiern ausgerüstet werden. Drei Propeller von Ramoser mit den Maßen 15,2 × 8 Zoll drücken die Luft nach hinten. Die dazu notwendige Energie liefern drei Motoren von Flyware mit je einem 6s-LiPo-Akku von 5.000 mAh Kapazität über einen 60-Ampere-Steller an.
Wasserflugklassiker
Besonders herausheben darf man die DHC Beaver von Andreas Bischel. Das Modell überzeugte im Flug und auch bei genauer Betrachtung am Ufer mit einer für funktionsfähige Wasserflugzeuge seltenen Detailtreue. Bei einem Maßstab von 1:4,5 und somit einer Spannweite von etwa 3.300 mm ist dafür auch reichlich Platz gegeben. Das geht so weit, dass sogar die Abstände der imitierten Nieten mit dem Original übereinstimmen.
Mit dem Meeting in Rorschach hat die Wasserflugszene einen neuen und von Sympathien getragenen Termin im Kalender. Die perfekte Organisation und die gute Beteiligung durch die Piloten und das Publikum sollten den Verantwortlichen Grund genug für die nächste Auflage der Veranstaltung 2012 sein.