Cosmic Wind
Beinahe winzige 640 Millimeter Spannweite bringt das Downloadplanmodell Cosmic Wind mit. Für einen Mini-Airracer eine optimale Größe, um eng und tief um die Pylone zu zirkeln. Das Original war mit knapp 6 Meter Spannweite auch kein Jumbo.
Obwohl, und das sei gleich an dieser Stelle gesagt, beim Modell handelt es sich um einen vorbildähnlichen, freien Nachbau. Aus der teils spärlichen Literatur zum eigentlich berühmten Original war nicht herauszufinden, wie genau die Rumpfkonturen verlaufen. Erschwerend kam hinzu, dass bei sämtlichen auffindbaren Skizzen oder Mehrseitenansichten ein grafisches Missverhältnis zwischen Rumpflänge und Spannweite mit den nebenstehend abgedruckten Maßangaben zwar offensichtlich war. Doch die Zeichner schien das weniger zu stören. Eine „Rote Sieben“ hat es auch nie gegeben, doch optisch gefiel mir die Cosmic Wind so am besten.
Wer sich für den Nachbau des Downloadplanmodells entscheidet, sollte ein gutes Verhältnis zu seinen Mitbewohnern pflegen – es wird viel Schleifstaub anfallen. Doch ohne beherzten Einsatz von Schleifschwamm und Schleifpapier sind die Rundungen einfach nicht hinzubekommen. Belohnt wird man dafür mit einer ansprechenden Optik, die viele Depronmodelle leider vermissen lassen.
Solider Plattenbau
Airracer leben gefährlich. Eine robuste, gern überdimensioniert stabile Bauweise kann nicht schaden. Daher bestehen mit Ausnahme der Leitwerke und der Radschuhseitenteile alle Bauteile aus Depron von 6 Millimeter (mm) Stärke. Neben einer gesteigerten Alltagstauglichkeit erlaubt das dickere Material auch einen höherer Abtrag durch Schleifmittel. Ohne Zweifel macht Airrace auch alleine Spaß, doch gerade bei diesen Modellen lohnt es sich, gemeinsam mit mehreren gegeneinander zu fliegen und den besten Piloten auszufighten. Am Schlauesten macht es derjenige, der von allen Bauteilen Schablonen aus 3-mm-Depron anfertigt. Nicht nur wegen des B-Modells, sondern für mehrere Mitspieler.
Los geht es mit den Rumpfseitenteilen. Hier sind zunächst zwei gleich lange Teile mit einem scharfen Cutter auszuschneiden. Anschließend ist Eines wiederum hinten um 10 mm zu kürzen. Das Kürzere ist als Erstes am Rumpfmittelboden zu kleben. Das Größere überlappt dann später das Kürzere. Letzteres ist am Rumpfende zuvorderst dem Konturverlauf des Mittelbodens passend beizuschleifen. So lässt sich ein optimal fließendes Heck erstellen. Nachdem der Mittelboden an einer Rumpfseite verklebt ist, sind der hintere und vordere Boden anzubringen. Das vordere Teil ein wenig mit der Hand über einer Tischkante walken, damit es schlüssig passt. Zum Kleben eignet sich Uhu por am besten. Erst jetzt das zweite Seitenteil verzugsfrei ankleben.
Aufstocken und Andocken
Bevor der nächste Bauschritt am Rumpf erfolgt, sind der Motorspant aus 6-mm-Depron und der Motorträger aus 1,5-mm-Sperrholz samt darauf befestigtem Motor im Rumpf einzubauen. Spant und Träger unter Beachtung von Sturz und Seitenzug mit reichlich Belizell einbetonieren. Erst danach ist exakt mittig auf dem Mittelboden ein 6-mm-Depron-Steg zu kleben, auf dem anschließend der Rumpfdeckel aufgebracht werden kann. In der Draufsicht ergeben Steg und Deckel einen T-Träger. Übrigens: Am Rumpfende ist der Deckel aus Gründen des Konturenverlaufs nur auf minimaler Fläche verklebt. Vorne reicht der Rumpfdeckel so weit über den Motorspant hinaus, dass er in der Länge bündig zum Boden ist.
Wie gut es um Ihre Fähigkeiten als menschliche Schleifmaschine bestellt ist, können Sie jetzt herausfinden. Die Kanten von Rumpfseitenwand und Deckel sind nun durch Schleifen soweit abzuschrägen, dass nahtlos auf ganzer Länge von Rumpfende bis -anfang eine 6-mm-Depronplatte aufgeklebt werden kann. Zum Schleifen unbedingt eine Schleiflatte oder einen festen Schleifschwamm von 3M mit 80er-Körnung verwenden. Alles andere würde runde Kanten ergeben und das Aufkleben der Depronplatten unmöglich machen. Die Menge, die an Material abzutragen ist, zeigt eine Skizze im Downloadplan. Noch ein Tipp: Lassen Sie sich Zeit. Vom Schleifergebnis hängt die spätere Optik des Rumpfs ab.
Links und Rechts sind die offenen Rumpfstellen mit 6-mm-Depron zu bekleben. Dazu einen 80 × 560 mm langen Streifen ausschneiden, am Rumpf anhalten und den Konturverlauf mit einem Stift übertragen. Entlang der Linie ist das Uhu por üppig aufzubringen. Beim Ankleben der beiden Streifen wieder darauf achten, keinen Verzug ins Modell zu bringen. Sobald beide Teile fest sind, kann die endgültige, runde Form mit dem Schleifschwamm oder der Schleiflatte vorsichtig herausgearbeitet werden.
Noch ein kleiner Hinweis zur Rumpfspitze. Deren Größe ist nämlich dem verwendeten, relativ kleinen Motor Hacker A10-12S angepasst. Für größere Motoren ist der vordere Rumpfbereich entweder entsprechend zu modifizieren oder der Motorspant bei ausreichend langer Motorwelle nach hinten zu verlegen.
Profiliert
Die Tragfläche besteht im Wesentlichen aus zwei zusammengeklebten 6-mm-Depronplatten. Unter tatkräftiger Mithilfe von Cutter und Schleifpapier wurde die Fläche profiliert, und zwar einem tragenden Clark-Y-Profil ähnlich. Wer hingegen ein vollsymmetrisches Profil ausprobieren möchte, der sollte gleich zu Beginn die über den Rumpf vorgegebene EWD nivellieren.
Die V-Form der Fläche ergibt sich durch den 3×1-mm-CFK-Flachstab als Holm. Er wird einfach bei 35 mm Flächentiefe in die beiden unteren Tragflächen geklebt, bevor die oberen Flächenteile draufkommen. Um sich später eine Menge Schleifarbeit zu ersparen, besteht die Möglichkeit, mit dem Cutter vorsichtig etwas Material aus den oberen Flächenteilen herauszuarbeiten. Die erforderliche Profilkontur ist jedoch mit den Schleifwerkzeugen herzustellen.
Zu den Standards gehört das Ausschneiden und winklige Anschleifen der Querruder sowie deren Anscharnieren mit Hilfe von breitem Tesaband. Aufgrund der Profildicke ließen sich zwei Querruderservos direkt in die Fläche einbauen. Ein Zentrales erfüllt aber auch seinen Zweck. Halt findet die Tragfläche vorne über zwei Holzdübel, die ihren Gegenpart im Rumpf haben. Hinten hält eine Schraube die Fläche am Rumpf. Beides Methoden, wie man sie aus dem Modellbau zuhauf kennt. Selbstverständlich ließe sich die Fläche auch komplett am Rumpf festkleben. Dann wäre jedoch eine Zugangsklappe zum Akku in einer Rumpfseitenwand erforderlich. Zudem verlöre die Cosmic Wind etwas von ihrem Handgepäckcharakter.
Standfest und Richtungsweisend
Wenn sich die Fläche schon demontieren lässt, sollte das auch beim Fahrwerk der Fall sein. 1,5-mm-Federstahldraht bildet die Grundlage des Fahrwerks. Es besteht aus zwei spiegelbildlichen Teilen, die mit etwas Schrumpfschlauch fixiert sind. Das obere linke und rechte Ende finden in zwei Röhrchen Halt, die mit reichlich Belizell im Rumpf eingeklebt wurden. Einfach einschieben und mit einem Tesastreifen fixieren. Die beiden anderen Drahtenden führen zu den Radpuschen. Diese bestehen aus 6- und 3-mm-Depron. Da der Draht im Depron keinen ausreichenden Halt finden würde, ist er jeweils mit Stabilit Express an einer Sperrholzplatte angeklebt. An diesen wiederum kleben die Radpuschen. Die Moosgummiräder mit etwa 25 mm Durchmesser stammen in diesem Fall aus Restbeständen und könnten gerne größer ausfallen, um die Rolleigenschaften am Boden zu steigern. Auch der starre Hecksporn dürfte gerne gegen ein bewegliches Rad ausgetauscht werden.
Beim korrekten Einbau des Höhenleitwerks hilft eine Schablone. Mit ihr lässt sich die exakte Position am Rumpf markieren und anschließend der benötigte Platz mit einem Cutter freischneiden. Aufgrund des geteilten Höhenruders ist es zweckmäßig, an dessen Stirnseite einen durchgängigen 3×1-mm-CFK-Flachstab anzukleben und das Ganze danach mit einem breiten Tesastreifen an der Dämpfungsfläche anzuschlagen. Obwohl die Ruderanlekung nur einseitig machbar ist, wird somit das komplette Ruder bewegt. Zugleich ist eine ausreichende Stabilisierung des gesamten Leitwerks erzielt. Eingeklebt wird Letzteres mit Uhu por im Nass-in-nass-Verfahren. Deutlich einfacher geht die Montage des Seitenleitwerks vonstatten. Ruder mit Tesa anscharnieren, Dämpfungsfläche mit Uhu por exakt auf dem Rumpf kleben und das Ruder unten am Rumpf anschlagen – fertig.
Zwei 5-Gramm-Servos übernehmen die Aufgabe, Seiten- und Höhenruder über 1-mm-CFK-Rundstäbe anzulenken. An der Stelle, an der sie aus dem Rumpf austreten, lagern sie in passenden PVC-Röhrchen. Die Servos und der Empfänger, ein AR500 von Spektrum, sind etwas hinter dem Schwerpunkt mit Uhu por zu fixieren.
Kleinigkeiten
Optische Highlights hat die Cosmic Wind nur wenige zu bieten. Dazu zählen die charakteristischen Hamsterbacken, also die lang gezogenen Kühllufthutzen an der Motorhaube, dann der Spinner und schließlich die Kabinenhaube. Alle Details entstanden aus mehreren 6-mm-Depron-Teilen. Ihr Äußeres erhielten die Schichtbauten durch gefühlvolles Schwingen des Schleifschwamms. Selbstverständlich hätte man alle Modelldetails auch mit Hilfe der Tiefziehkiste, wie sie Hilmar Lange in FlugModell 6/11 vorgestellt hat, aus Plastik herstellen können. Kleiner Tipp:
Der Bau eines Depron-Spinners wird ausführlich in FlugModell 3/10 beschrieben.
Weiß ist zwar eine moderne Farbe, aber doch irgendwie auch sehr einfarbig. Optisch hätte mir die Originallackierung in Grün mit goldenen Applikationen und Streifen gefallen. Doch eingedenk des Mehrgewichts und des Lackieraufwands fiel die Wahl auf das für Airracer typische Rote-Streifen-Design. Spinner und Kanzel erhielten Silber. Alles mit Acryllacken auf Wasserbasis.
Let’s race
Racertypisch sind nur geringe Ruderausschläge erforderlich, und die sollten mit viel Expo beaufschlagt sein. Aufgrund der Tragflächengeometrie liegt der Schwerpunkt, auf die Nasenleiste bezogen, relativ weit vorne. Beim Bodenstart ist etwas Höhenruderzug erforderlich. In engen Kurven stützt das Seitenruder die Fluglage. Rollen gelingen mit Unterstützung der Ruder ganz gut. Turns und Loopings sind ohne Umschweife fliegbar. Auf dem Rücken hilft Tiefenruder. In puncto Geschwindigkeit sind vom 145 g wiegenden Modell keine Wunder zu erwarten. Spaß kommt auf, wenn der Parcours eng gesteckt und damit das Geschick des Piloten gefragt ist. Mit einem 350er 2s-LiPo, der vorne im Rumpf untergebracht ist, sind zwischen sechs bis acht Minuten Flugzeit realistisch – je nach Vollgasmentalität. Beim Landen etwas Schleppgas stehen lassen. Im Grunde genommen alles ganz easy. Gentlemen, let’s have a race.