Schichtsalat – Venti Wurfgleiter für Experimentierfreudige

Schichtsalat – Venti Wurfgleiter für Experimentierfreudige

Es heißt, man kann einem einfachen Gemüt mit kleinen Dingen große Freude bereiten. Ich kann wohl nicht verleugnen, dass dies auf mich zutrifft. Deshalb begebe ich mich hin und wieder mal ans Zeichenbrett und vergnüge mich mit dem Entwurf simpler Wurfgleiter aus Depron, die dann in kürzester Zeit und mit wenigen Handgriffen gebaut sind. Das aktuelle Exemplar besteht aus 6-Millimeter-Depron und verfügt über handliche 650 Millimeter Spannweite.

Aufgrund der Modellgröße ist es schön, wenn der Rumpf eine gewisse Dreidimensionalität besitzt. Einerseits um stabil zu sein und andererseits um dem Flügel optisch angemessene Ausmaße entgegenzubringen. Der erste Gedanke hierzu war ein klassischer Kastenrumpf mit zwei Seitenteilen und einer Ober- und Unterbeplankung. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich da gerne Verzüge beim Bau einschleichen, und dass die Robustheit bei Objektkollisionen (Wand, Baum, Boden) zu Wünschen übrig lässt. Weil der Venti auch für Kinder und Jugend­gruppen einen garantierten Bauerfolg bei geringstem Aufwand ermöglichen soll, entschied ich mich für eine andere Lösung: eine geschichtete Segmentbauweise.

Schichtarbeit
Der Clou dabei ist, dass man das gesamte Modell ­lediglich durch Ausschneiden der Teile sowie Zusammenkleben derselben bauen kann. Die Passgenauigkeit ist dadurch stets gegeben, da alles ganz simpel plan aufeinander gesetzt wird. Wenn Sie nun auch noch Express-Weißleim verwenden, gibt es nicht einmal Lösungsmitteldämpfe. Alternativ empfehle ich bei Depron stets den Einsatz von Uhu Por Kon­taktkleber, den man mit dem Finger oder einem Depron-Reststück beidseitig dünn verstreicht, ablüften lässt und dann die Teile exakt zusammenfügt. Die Klebung lässt sich nun zwar nicht mehr korrigieren, wohl aber mit ein paar Tropfen Waschbenzin wieder anlösen, um dann wieder von vorn beginnen zu können.

Richtig gut wird der Gleitwinkel des Venti erst, wenn man dem Flügel ein Profil verpasst. Hierzu sollten Sie sich eine ­einfache Schleiflatte anfertigen. Ich verwende gern 50 Millimeter (mm) breite MDF-Leisten, auf die mittels Teppichklebeband hochwertiges Nassschleif­papier aufgezogen wird. 60er- oder 80er-Körnung sind super geeignet, um bei Depron zu raschen und gezielten Abtragser­geb­nissen zu gelangen. Die Vorgehensweise des Profilschliffs ist im Bauplan anhand von 1:1-Zeichnungen sowie Kontroll-Linien genau dargestellt und beschrieben. Hier kann eigentlich nichts schiefgehen. Geschliffen wird nur die Oberseite, womit das Profil unten gerade bleibt.

Handarbeit
Nicht nur für die gefällige Optik, sondern auch für ein eigenstabiles Flugverhalten besitzt der Flügel des Venti eine Durchbiegung, die einer V-Form gleichkommt. Der Vorteil liegt darin, dass die Tragfläche keine schwächende Knick-Verleimung benötigt. Außerdem ist das Wölben und Biegen bei Depron – mit der Hand – wirklich ganz einfach, wenn man’s ein paar Mal gemacht hat. Auch ­hierzu finden Sie im Bauplan elementare Tipps zur Vorgehensweise sowie eine Schablone zur Kontrolle des Biege-Ergebnisses.

Wenn man alle Materialien parat hat, kann man den Bau bequem in einer Dreiviertelstunde oder weniger erledigen. Drucken Sie dazu den Plan mit dem Computerdrucker auf festes Papier – zirka 120 Gramm pro Quadratmeter – dann können Sie die Einzelteile mit der Schere oder dem Cutter­messer ausschneiden und so oft Sie wollen als Schablone verwenden. Das Depron hingegen schneidet man mit einem frischen, superscharfen Abbrechklingen­messer, wobei als Schneidunterlage 6-mm-Depron ein guter Rat ist. Damit bleibt die Klinge lange scharf und die Bauteile werden ­optimal und ohne hässliches Ausreißen durchtrennt.

Farbspiele
Für das Tüpfelchen auf dem i sorgt etwas Farbe, wobei Sie sich am Muster im Bauplan orientieren können. Ich verwende besonders gern wasserverdünnbare Acryl-Lein­wand­farbe, die ich mit einem weichen Pinsel auftrage. Das deckt prima und gibt eine seidenmatte, schön ­gleichmäßige Oberfläche.

Zum Austrimmen besitzt der Venti eine klassische Ballastkammer in der Rumpfnase, in die sich Bleikugeln einfüllen lassen. Solche bekommen Sie entweder im Modellbaufachhandel, oder Sie entnehmen welche aus einer Gardinenschnur. Die Größe der Ballastkammer ist so gewählt, dass sie etwas mehr als 12 Gramm aufnehmen kann, gerade passend zum korrekten Erreichen der Schwer­punktlage. Komplett wiegt der Wurfgleiter dann 37 Gramm.

Bei den ersten Trimmflügen decken Sie die Öffnung zunächst mit Klebeband ab, und wenn der Venti nach sanftem Schubs geradeaus einen einwandfreien, ge­­streckten Gleitflug ohne Abtauchen oder Pumpen hinlegt, kann man einen Stopfen aus Depron dort einbringen.

Mit dem Venti kann man auf eine Reihe von spannenden Ideen und Versuchen kommen. Werfen Sie ihn mal von einer Anhöhe und machen einen Streckenflugwettbewerb. Oder stecken Sie einen abgerundeten Zahnstocher als Hochstarthaken hinein, dann lässt sich der Venti mit Nähgarn im Laufstart auf Höhe bringen. Daher eignet sich das Modell ideal als Gemeinschaftsprojekt, zum Beispiel für Schulklassen oder Jugendfreizeiten.

Auch beim Modell sind einige nette Variationen denkbar. Bauen Sie doch mal eine mit Gummiringen abnehmbare Tragfläche. Ebenso ließe sich das Höhenleitwerk ab­­nehmen. Dann steht einem Rucksacktransport zum nahegelegenen Spielplatz nichts im Weg, denn ein Klettergerüst gibt einen super Startplatz ab.

High-end-Version
Der Flächeninhalt des Venti ist übrigens absichtlich groß gehalten, damit ein Aufrüsten mit einer leichten RC-­Anlage möglich ist. Ein Empfänger-Servo-Baustein aus einem ausgeschlachteten Kyosho Minium-Modell oder der AR6400 von Spektrum wären zwei ideale Lösungen. Ansonsten kann man Leicht-Servos (2,5- bis 3,7-Gramm-Exemplare) seitlich in den Rumpf stecken und damit die Ruder anlenken.

Für die Ruderanbindung würde ich aus Gewichtsgründen eine außenliegende Seilzug-Lösung vorschlagen, lediglich auf Zug laufend. Die Rückstellkraft könnte dabei mit einer Torsionsfeder aus 0,5-mm-Stahldraht erfolgen. Gewichts-Spar-Potenzial besteht übrigens noch am Heck: hier können Sie Seiten- und Höhenleitwerk ebenso gut aus 3-mm-Depron bauen. Auch ließe sich im Rumpf Material bei den Überlappungen weglassen. Und was nicht noch alles ginge … also machen Sie sich ran.