Dolphin – Delta von Wild Technik
Man sieht sie zwar nicht mehr oft auf dem Modellfluggelände, aber sie sind immer noch vorhanden, die Deltas. Der Dolphin von Wild Technik wird sogar mit angesteuerten Canardflügeln ausgeliefert. Angepriesen als Jet-Trainer, kann er mit Elektromotor oder Verbrenner ausgerüstet werden. Entgegen dem allgemeinen Trend, alles elektrisch zu fliegen, bekommt in diesem Delta ein 10-Kubikzentimeter-Motor seinen Arbeitsplatz.
Fertig gebaut bedeutet in diesem Fall, dass zum Verschicken an den Kunden ein Transportkarton im XXL-Format nötig ist. Drin enthalten sind mit weißer Bügelfolie fertig bespannte Tragflächen. Die zusätzlichen, auf der Oberseite aufgebrachten blauen Zierstreifen sind sauber ausgeführt und bedürfen keiner Nacharbeit. Gleiches gilt für den Rumpf, der im Bereich des Cockpits zusätzlich eine schwarze Folie bekommen hat.
Die beiden Seitenleitwerke liegen ebenfalls fertig bebügelt bei. Ruder zur Ansteuerung sind nicht vorgesehen. Ergänzt wird der Bausatz durch einen Tank, einen Motorträger für Verbrennungsmotoren, ein Dreibein-Fahrwerk, eine Kabinenhaube, eine Mini-CD mit der Bauanleitung und reichlich Zubehör, zum Beispiel für die Ruderanlenkungen. Die Bauanleitung sollte man sich unbedingt vor dem Baubeginn ausdrucken und genauer ansehen. Sie ist zwar mit Bildern und Text versehen, jedoch bleiben einige Fragen offen.
Unsymmetrisch
Beginnen wir mit der Tragfläche. Die Montage der Querruder mit den beiliegenden Vliesscharnieren stellt kein Problem dar. Eine erste Herausforderung hingegen ist die Montage der Querruderservos, denn deren Position ist in der Bauanleitung nicht klar erkennbar. Erst der Zubehörbeutel mit zwei rautenförmig, bebügelten Sperrholzrahmen bringt langsam Licht in die Angelegenheit. Die Servos werden weit vorne eingebaut, zirka 400 Millimeter (mm) von den Querrudern entfernt. Die Öffnungen werden freigelegt, auf der linken Seite sind ein Sperrholzbrett und zwei Befestigungsklötze eingeklebt, die das Servo aufnehmen. Auf der anderen Seite ist das Brett herausgebrochen, es liegt auch nicht in der Fläche. Der Hersteller hat hier einfach die Fläche bebügelt, ohne das Brett und die Aufnahmeklötze zu erneuern.
Nachdem diese Hürde genommen wurde, geht es an die Fertigstellung des Hauptfahrwerks. Die Schlitze der Nuthölzer auf der Unterseite der Tragfläche werden ebenfalls freigelegt. Auch hier offenbaren sich Unterschiede. Auf der einen Flächenseite ist die Bohrung für die Aufnahme der Fahrwerksdrähte einwandfrei, auf der anderen Seite ist das Loch 15 mm weiter zum Rand hin verschoben. Da die Fahrwerksdrähte fertig gebogen sind, bleibt einem nichts weiter übrig, als ein neues Aufnahmeloch zu bohren. Hört sich einfach an, ist es aber nicht, da die Bohrung schräg erfolgen muss.
Kleinigkeiten
Die Seitenleitwerke sind unten im Klebebereich von der Folie zu befreien. Da jedes Seitenleitwerk zusätzlich durch zwei Dreikantleisten aus Balsa verstärkt beziehungsweise geführt wird, muss hier ebenfalls die Folie entfernt werden. Die Schlitze auf der Oberseite der Tragfläche lassen sich gut ertasten und sind schnell freigelegt. Das Einkleben der Seitenleitwerke und der Verstärkungen geht dann schnell von der Hand. Nachdem die Arbeiten am Tragwerk abgeschlossen sind, kommt der Rumpf an die Reihe.
Im vorderen Rumpfbereich werden die Canardflügel montiert und angelenkt, dann das lenkbare Bugfahrwerk und im hinteren Bereich das Drosselservo und der Tank eingebaut. Entgegen der Bauanleitung wird der Tank mit den Saug- und Druckanschlüssen in Flugrichtung nach vorne eingebaut. Die Bauanleitung sieht vor, dass die Schlauchanschlüsse hinten sind. Das geht nicht ewig gut. Wenn man mit etwas weniger Sprit im Tank senkrecht nach oben fliegt oder Delta-typisch das Modell steil anstellt, könnte die Kraftstoffversorgung ausfallen. Die Erfahrung bei anderen Modellen mit Druckantrieb hat gezeigt, dass hier Probleme vorprogrammiert sind, wenn der Tank gemäß der Bauanleitung eingebaut wird.
Einstellungssache
Bei den Einstellwerten für die einzelnen Ruder sind nur die Quer- und Höhenruderausschläge angegeben. Auf die Einstellung oder Beimischung der Canardflügel wird mit keiner Silbe eingegangen. Auf eigenen Erfahrungen beruhend, erhielten die Canardflügel eine neutrale Grundeinstellung und Ausschläge von ±20 mm. Über einen Mischer wurden zu den Höhenruderausschlägen die Ausschläge der Canardflügel zu 100 Prozent zugemischt.
Kommen wir zum Schwerpunkt beim Dolphin. Dieser wird in der Bauanleitung mit 368 mm von der Vorderkante der Tragflächen angegeben. Ausgewogen wurde das Modell mit leerem Tank, da dieser Schwerpunkt-neutral eingebaut ist. Zum Einstellen des Schwerpunkts mussten 210 Gramm (g) Blei und der Empfängerakku in der Rumpfspitze eingebaut werden. Das Abfluggewicht vom Dolphin beläuft sich somit auf 3.490 g und ist für ein Modell dieser Größe voll im grünen Bereich. Die Flächenbelastung liegt bei etwa 50 Gramm pro Quadratdezimeter. Ein Wert, der auf gute Langsamflugeigenschaften schließen lässt.
Eingeknickt
Auftanken, Reichweitentest und Rudercheck, alles easy, alles okay. Der Magnum-Motor wird zum Leben erweckt und dreht die linksdrehende 11 × 8L-Zoll-Graupner-Luftschraube spielerisch leicht durch. Nachdem der Motor eingestellt ist und in allen Fluglagen sauber läuft, soll der Dolphin zur Startbahn rollen. Doch was ist das? Nach wenigen Meter Rollstrecke neigt sich die Nase des Deltas nach rechts unten, das Fahrwerk ist fast eingeknickt und leicht verdreht. Und das, obwohl der Hersteller den Stahldraht mit Abflachungen für eine sichernde Madenschraube versehen hat. Allerdings scheint die seitliche Belastung am Bugfahrwerk zu groß zu sein, da das Rad nur auf einer Seite geführt wird. Schließlich gelang es dann doch, den Dolphin in die Luft zu bekommen.
Agiles Teilchen
Nachdem ausreichend Höhe gewonnen war, zeigte sich, dass nur wenig nachgetrimmt werden musste; schon flog der Dolphin neutral. Der Schwerpunkt kann so wie in der Anleitung angegeben bleiben. Das Überziehverhalten ist überaus gut. Wird das Modell zu langsam, nimmt es die Nase ein wenig nach unten und holt Fahrt auf. Rollen kommen wie an der Schnur gezogen und Loopings können sowohl eng als auch groß geflogen werden. Durch die Zumischung der Canardflügel zum Höhenruder ist das Modell sehr agil auf der Querachse, ohne nervös zu sein.
In der Luft hinterlässt der Dolphin durch seine Deltaauslegung und den Canardflügel einen guten Eindruck. Gewöhnungsbedürftig hingegen ist das Motorengeräusch. Gegenüber herkömmlichen Motorenanordnungen ist das schnelle Delta durch den Druckantrieb etwas lauter. Doch Sound und Flugbild lassen die Fertigungsmängel und Probleme mit dem Bugfahrwerk für einen Augenblick vergessen.
Nach zehn Minuten Flugzeit wird die Landung eingeleitet. Diese kann recht steil ausfallen und der Dolphin dabei extrem angestellt werden. Das Hauptfahrwerk setzt zuerst auf, dann das Bugfahrwerk. Durch die Probleme beim Bugfahrwerk fällt die Landestrecke sehr kurz aus, da der Dolphin vorne wieder einknickt.
Festmachen
In der Werkstatt angekommen, wurde das Bugfahrwerk einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Dabei zeigte sich, dass von den vier Befestigungsschrauben, die den Fahrwerksblock halten, zwei durch die Vibrationen herausgefallen waren. Die beiden letzten Schrauben waren auch bereits lose und hätten nicht mehr lange gehalten. Seit alle vier Schrauben durch neue ersetzt und mit Sicherungsmuttern versehen sind, herrscht Ruhe beim Bugfahrwerk. Nun kommt nicht nur Freude beim Fliegen, sondern schon beim Starten auf.
Bilanz
Der Dolphin hebt sich in seinem Erscheinungsbild am Boden und in der Luft deutlich von allen anderen Modellen ab. Durch die Deltaauslegung in Verbindung mit den angesteuerten Canardflügeln lässt sich ein Strömungsabriss kaum herbeiführen. Und nach den anfänglichen Stolpersteinen geht der Bau zügig voran. Durch das Nachbessern beim Bugfahrwerk kommt auch Freude beim Starten und Landen auf. Kurzum: Der Dolphin von Wild Technik ist durch seine gutmütigen Flugeigenschaften durchaus ein Trainermodell – oder auch ein Jet-Trainer, das kann jeder für sich entscheiden.