Downloadplan Flinky: Flitzkiste zum selber bauen
Im nahegelegenen Stadtpark picke ich mir eine Ecke mit fünf vereinzelten Laubbäumchen heraus und mache Flinky startklar. Nach einer Eingewöhnungs- und Trimmrunde in ausreichender Höhe geht es sogleich zur Sache: Slalom um die natürlichen Hindernisse, dabei immer schön in Bodennähe um die Stämme zirkeln. Manchmal wird’s ganz schön knapp in den engen Kurven, da ist es gut dass, der Flinky keinen Strömungsabriss kennt.
Tempo 300?
Das kann man sich beim Flinky getrost von der Backe putzen. Er ist nicht auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt, auch wenn ihm die Optik einen heißen Race-Charakter einflößt. Pylon im Park, das würde ich als typischen Einsatzzweck umschreiben.
Aber handzahm im Langsamflug ist er, der Kleine. Der Grund dafür findet sich neben dem geringen Abfluggewicht von nur knapp 200 Gramm (g) vornehmlich im Tragflächenprofil. Kline-Fogleman oder kurz KF-Profil nennt es sich, wenn der Flügel eine wirbelerzeugende Stufe besitzt. Im Fall des Flinky ist die Tragflächenoberseite abgestuft. Näheres hierzu können Sie in der zweiteiligen Grundlagenserie von Tobias Pfaff in FlugModell 10/2010 sowie 11/2010 nachlesen.
Eigentlich erklärt sich der Aufbau für den geübten Depron-Modellbauer hinreichend anhand der Baustufenfotos. Darüber hinaus beinhaltet der ausführliche Bauplan viele Details und Hinweise, die den Nachbau deutlich erleichtern. Laden Sie sich den Plan einfach kostenlos unter www.modell-aviator.de herunter und werfen Sie einen Blick hinein. Er ist auf mehrere DIN A4-Seiten aufgeteilt, und es müssen nur zweimal je fünf Seiten mit Tesafilm zusammengefügt werden. Achtung: beim PDF-Druck im Druckmenü die Seitenanpassung auf „keine“ stellen, sonst skalieren Sie den Plan ungewollt.
Grundsätzlich besteht der Flinky aus den drei Baugruppen Rumpf, Flügel und Leitwerk. Beginnen sollte man mit dem Rumpf. Der ist nicht viel mehr als ein völlig simpler, viereckiger Kasten aus 3 Millimeter (mm) Depron. Es sind neben dem Motorspant lediglich zwei weitere Balsaspanten im Bereich der Tragflächenausnehmung notwendig. Das reduziert die Anzahl der Bauteile und den damit verbundenen Bauaufwand deutlich. Als Schulterdecker ausgelegt, wird der Flügel mit Gummiringen oben aufgeschnallt, während ich mir das Ausschneiden einer Kabinenhaube erspart habe. Zum Akkuwechsel nimmt man den Flügel runter. Wer dennoch eine Haube haben möchte, muss das Rumpfvorderteil entsprechend strukturell verstärken.
Variabel: der Antrieb
Um beim Einbau unterschiedlicher Antriebslösungen flexibel zu sein, gibt es einen besonderen Trick: Der Bauplan hält zwei Rumpfnasenvarianten bereit. Einmal für Leicht-Antriebe um 15 bis 20 g Motormasse und einem Spinnerdurchmesser von zirka 24 mm. Zum anderen für Outdoor-Varianten mit Power-Motorisierungen der 30-g-Klasse und Spinnerdurchmessern von 33 mm. Da wäre beispielsweise das Antriebsset für den Multiplex-Merlin als besonders geeignet zu nennen. Wenn Sie sich einen solchen Kraftzwerg heranzüchten möchten, rate ich, besonderes Augenmerk auf einen stabilen Aufbau zu legen. Der reine Depron-Aufbau streng nach Bauplan ist generell ausreichend, aber erwarten Sie dann in Punkto Crash-Festigkeit keine Wunder. Wer gerne mal beim Landeanflug vom spitzen Winkel abweicht, der könnte über einen Rumpf aus Balsaholz nachdenken. Oder Sie schneiden den Rumpf aus Styrodur oder EPP mit einem CFK-Stab
als Leitwerksträger-Versteifung, dann wird der Kleine zum Bolzgerät.
Im Prototypen kommt ein heiß gewickelter 17-g-Außenläufer von VS-Modelltechnik.de zum Einsatz, der den hübschen Namen Speed Elfi trägt. Gemeinsam mit einer Graupner-Klappluftschraube 4,7 × 2,3 Zoll sorgt er an zwei LiPo-Zellen mit 800 Milliamperestunden für senkrechte Steigleistung bei geringer Abflugmasse. Eine gute Mischung aus niedriger Flächenbelastung, extremer Wendigkeit und üppigen Leistungsreserven.
Vervollständigt
Doch weiter in der Baubeschreibung. Der Rumpf erhält hinten ein Kreuzleitwerk aus Depron. Die Ruder werden mit 0,8-mm-Stahldraht angelenkt, die in passenden PVC-Röhrchen leicht laufen. Ruderhörner kann man im Zubehörhandel kaufen oder gleich die im Bauplan dargestellten Exemplare aus 0,8-mm-Sperrholz ausschneiden.
Ein wichtiger Tipp: Bauen Sie die Höhen- und Seitenruderservos der 6-g-Klasse ein und lenken diese an, bevor Sie den Rumpf schließen. Denken Sie daran, diese zuvor senderseitig auf Neutralposition zu stellen und halten Sie die im Bauplan angegebenen Hebellängen von 10 mm ein. Dann müssen Sie später eigentlich nicht mehr an die Servos heran.
Bleibt noch die Tragfläche. Diese besteht aus einer 6er-Depron-Basisplatte, die den 6 × 3-mm-Kiefernholm aufnimmt. Oben drauf kommt ein Flügel-Aufdoppler aus 3-mm-Depron. Der Holm besitzt einen Schwung nach hinten, damit er so lang wie möglich ausfallen kann. Das zu bauen ist kein Problem, wenn Sie mit PU-Leim – alternativ Weißleim – arbeiten und die Bauteile mit Klebeband bis zum Aushärten beidseitig zusammenhalten. Danach kommt dann mit Kontaktkleber, beispielsweise Uhu Por, der Aufdoppler drauf.
Ein wenig Schleifarbeit wartet noch auf uns, die erledigt man mit einer groben Schleiflatte. Im Bauplan sind Hilfslinien dargestellt, anhand der das korrekte Ausschleifen verständlich und genau definiert wird.
Tuning
Wenn Sie den Flinky eher gemütlich oder gar Indoor bewegen wollen, können Sie die Endleisten-Querruder einfach aus dem Flügel trennen und leichtgängig mit Tesafilm anscharnieren. Bei flotterer Gangart und/oder höherer Abflugmasse neigen diese allerdings zum Flattern, weshalb sie dann eher durch Balsaholz ersetzt werden sollten. Zur Anlenkung eignet sich ein zentrales 6-g-Servo, das mittig unter dem Flügel sitzt.
Abschließend fehlt noch eine peppige Farbgestaltung, die zudem die Fluglagenerkennung deutlich vereinfacht. Wenn Ihnen die Variante wie hier abgebildet gefällt, dann können Sie die Farbfeld-Schablonen aus dem Bauplan entnehmen. Ich habe sie einfach auf Bügelfolie gelegt und diese gemeinsam mit dem Plan-Ausdruck mittels Skalpell ausgeschnitten. Das Aufbügeln aufs Depron ist rasch erledigt, man sollte aber zuerst an einem Probestück die Temperatur testen. Alternativ können Sie auch wasserverdünnbare Acrylfarbe verwenden, zum Beispiel Abtönfarbe, Leinwandfarbe, Airbrushfarbe oder Acryl-Farblack.
Um-die-Ecke-Flitzer
Zum Erstflug an einem windstillen Tag werfen Sie den Flinky mit wenig Gas geradeaus ab. Ein lockerer Wurf aus der Hand genügt bereits, denn die Mindestgeschwindigkeit ist wie eingangs erwähnt angenehm niedrig. Steigen Sie auf Sicherheitshöhe und trimmen Sie das Modell auf exakten Geradeausflug. Stimmen Sie Quer- und Seitenruder so aufeinander ab, dass ein Looping ohne Korrekturen kreisrund gelingt und prüfen Sie die Schwerpunktlage, dieser sollte genau am Holm in Rumpfnähe liegen, mit der Abfangbogen-Methode: Motor aus, senkrecht runter. Flinky muss sich nun ganz sanft von selbst abfangen. Tut er’s nicht, muss der Akku, und damit der Schwerpunkt, weiter nach vorn, was durch leichten Trimm am Höhenruder auf „hoch“ kompensiert wird.
Interessanterweise ist der Kleine auch lediglich mit Höhe und Seite prima fliegbar, allerdings sind damit natürlich nicht ganz so enge Kurven und Lastwechsel möglich. Aber er legt sich trotz Null Grad V-Form brav in die Kurve. Aufgrund dessen ist Flinky leider nicht sonderlich messerflugtauglich, da muss man schon ziemlich gegensteuern, um ihn auf Kurs zu halten.
Andersherum kann man so ein Modell natürlich auch gänzlich über Höhe und Quer fliegen. So richtig wendig und präzise wird’s aber erst, wenn man Querruder und Seitenruder korrekt gemeinsam steuert. Auf alle Fälle macht das unkomplizierte Handling viel Freude und verleitet zu allerlei Einsatz-Unfugs-Ideen, bei deren Umsetzung ich Ihnen besonders viel Spaß wünsche.