Horizon Force-RC – Echtzeit-Aircombat im Büro
Na warte, du entkommst mir nicht! Rataratarata. Yeah, abgeschossen. Der Kollege hat es schon lange verdient, dass ihm mal einer zeigt, wer hier der Chef ist. Ratarata. Und noch ein Treffer, aber von Herrn Meints aus der RC-Car-Redaktion. Ein unbekannter Verbündeter – interessant. Gut so. Ratarata. Volltreffer. Unaufhaltsam sinkt der Heli von Redakteur Schnare zu Boden.
Stopp! Kriegsspiele im Büro, ist das politisch korrekt? Und ob es das ist. Krieg ist Mist, doch der Stressabbau ist dank Horizon Hobbys neuem Spielzeug nicht von der Hand zu weisen. Ist ja alles nicht echt. Verletzt werden hier höchstens Gefühle. Solange es nicht die eigenen sind, egal.
Neue Denkmuster
Force RC nennt sich die topaktuelle Produktlinie von Horizon Hobby, die sich vor allem wegen ihres andersartigen und hohen Spielwerts von gängigen Heli-Modellen unterscheidet. Vielmehr entziehen sie sich dem klassischen Verständnis von Modellflug. Fliegen ist Mittel zum Zweck. Im Zentrum steht das „Battle“. Nur Derjenige mit der besten Strategie gewinnt: Anpirschen und Abschießen. Die Spielidee des Echtzeit-Aircombat ist dabei so einleuchtend wie simpel: Gemeinsam mit anderen Spaß haben. Im direkten Fight mit gleichgesinnten Kontrahenten entspinnt sich ein zünftiger Wettstreit. Der sonst gähnend langweiligen Schreibtischlandschaft im Büro lassen sich völlig neue Perspektiven entlocken. Da gibt es Hinterhalte, Gräben oder Notlandeplätze. Arbeiten kann doch Spaß machen.
Survival of the fittest
Auf Basis vorhandenen Knowhows entwickelte Horizon Hobby einen Heli für Force RC. Das tragende Element, das Chassis, ist extra verstärkt worden, um die Crash-Festigkeit zu steigern. Im Battle-Alltag kommt es immer wieder zu Kollisionen. Entweder mit Wänden, Monitoren, Decken, Pflanzen oder anderen Helis. Das müssen die gerade einmal 28 Gramm wiegenden Mikro-Helis dauerhaft wegstecken. Können Sie auch. Weitestgehend.
Es ist Usus, dass man den Testmustern in der Redaktion von FlugModell nichts schenkt. Die vier Test-Helis wurden hart rangenommen und erst nach etlichen Fights hier und da die Materialgrenzen überschritten. Beim einen bekam das Landegestell einen Knacks, beim nächsten die Haube einen Riss und schließlich verloren einige Helis die Gummitüllen, die die Haube am Chassis halten. Alles harmlos und keine Gründe, nicht weiterzufliegen. Einzig das zunehmend schlechter werdende Nick-Servo bei einem der Kleinen, das dessen Vorwärtsdrang bremst, erforderte eine Umstellung der Kampfstrategie seitens des Piloten. Kurzum: die Mikros sind absolut Battle-tauglich – da gibt’s kaum Anlass zu meckern.
So funzt es
Angetrieben werden die beiden gegenläufigen Rotoren über je einen separaten Bürstenmotor. Deren Drehzahlregelung sorgt fürs Sinken oder Steigen sowie das Links- oder Rechtsdrehen des Helis. Zwei Mikro-Servos verstellen über die Taumelscheibe den Anstellwinkel des unteren Rotors, was seitliches Schweben oder Vorwärts- und Rückwärtsfliegen ermöglicht. Eine zentrale 5-in-1-Control-Unit, auf der sich auch der 2,4-Gigahertz-Empfänger befindet, regelt die Servos und Motoren. Signale sendet die mitgelieferte Fünfkanal-Spektrum-Funke. Sie dient zugleich als Ladegerät für den Flugakku, einem 1s-LiPo mit 120 Milliamperestunden Kapazität. Bis hierhin feinste Hausmannskost, alles tausend Mal gesehen. Erst der fünfte Kanal macht’s interessant.
Herzstück des Force RC-Heli ist das fest installierte Battle-Modul unter dem Akku-Käfig. Es besitzt eine Infrarotkanone, die über den fünften Kanal – den roten Taster am Sender – aktiviert wird. Klartext: einen Infrarotschuss abfeuert. War der zielgerichtet, empfängt der Infrarotsensor des gegnerischen Battle-Moduls das Signal, lässt eine LED im Heli aufblitzen und den Koax schlagartig einmal um seine eigene Achse drehen. Treffer. Beim Nächsten dreht er sich links und dann rechts um die eigene Achse. Der dritte ist dann ein Volltreffer. Der Koax sinkt langsam, sich drehend und kontrolliert zu Boden. Game Over. Fürs Erste. Wenige Sekunden später wird die Elektronik wieder freigegeben und der Heli kann erneut auf Mission fliegen. Simpel, effektiv, selbst erklärend.
Team-Player
Da die 5-in-1-Control-Unit intelligent ist, lassen sich bei mehreren Kombattanten bis zu drei Teams bilden. Innerhalb der Teams kann man sich nicht abschießen. Außerdem besteht die Option, die Reichweite der Infrarotkanone von etwa fünf auf drei Meter zu reduzieren. Auch das erhöht den Spielspaß. Leider streut das Infrarotlicht sehr breit und erlaubt auch Treffer, die nicht mal Streifschussqualitäten hatten. Wer alleine spielen möchte oder üben muss, für den eignet sich das Zubehör Ground Target. Es ersetzt nicht den Gegner, ist aber ein dankbares Ziel.
Horizon Hobby kündigte bereits Erweiterungen zu Force RC an, beispielsweise Fahrzeuge und Flugzeuge, was den Aktionsradius und Spielspaß nochmals steigern dürfte. Da darf man gespannt sein, was kommt.
Schlachtengetümmel
„Let the battle begin!“ heißt es auch im FlugModell-Video unter www.modell-aviator.de. Rotoren an, Gas rein, zielen, schießen. Rataratarata schallt es aus dem Handsender. Die Kommentare der Kollegen – ausdrucksstark, aber nicht druckreif – untermalen das Geballer. Zwischen 6 und 8 Minuten hält der Spielspaß an. Mehr muss nicht sein. Obwohl. Wer dem Griff zum Zweitakku nicht entsagen kann, der fordert seine Gegner, pardon Kollegen, erneut heraus. Kleiner Tipp: Am besten den Chef mitfliegen und auch mal gewinnen lassen.