Magnum reloaded – Downloadplan
Wer erinnert sich nicht gern zurück an die Anfangszeit der Indoor-Fliegerei. Mehr oder weniger taugliche Modelle jagten durch Dreifachturnhallen und zeigten ihren Piloten gnadenlos, dass das Fliegen auf begrenztem Raum gelernt sein will. Am Ende eines Hallenflugtags wurden die Modelle aufgeteilt in die Kategorien „reparabel“ oder „ausschlachten“. Dabei hob sich ein Modell aus der Menge hervor. Es war alles andere als schön und man hat ihm kaum zugetraut, dass es überhaupt flugfähig ist. Allen Unkenrufen zum Trotz flog genau dieses Modell immer irgendwie. Was war das Besondere an diesem Modell, das auf den Namen Magnum hörte?
Die wesentlichen Merkmale lauteten: Einfacher und kostengünstiger Aufbau, einfache Komponenten, robuste und gutmütige Konstruktion. Der Rumpf bestand aus einem Heizungs-Isolierrohr, die Leitwerke aus Depron, ebenso der Flügel ohne Querruder, der durch zwei Knicke ein angedeutetes Profil erhielt. Geklebt wurde mit
Tape – nicht schön, aber zweckmäßig. Selbst größere Bauungenauigkeiten waren fast belanglos. Ein Speed 280 – mit oder ohne Getriebe – wurde einfach in das Isolierrohr geschoben und mittels Kabelbinder darin festgeklemmt. Flügel, Leitwerke sowie die RC-Komponenten wurden an den Rumpf getaped, fertig. Das elastische Baumaterial wurde durch das Tape sogar noch verstärkt. Und: Der Magnum war von keinem Geringeren als Martin Müller – mehrfacher deutscher Meister im Indoor-Kunstflug und Erfinder des Shockflyer – frei von kommerziellen Interessen entworfen und der Plan frei verfügbar im Internet veröffentlicht worden. Es war ein echter Spaßflieger.
Renaissance
Das alles ist viele Jahre her und es wurde Zeit, den zwischenzeitlich doch arg angestaubten Entwurf an die heutigen Materialien und Komponenten anzupassen. Dabei sollten die alten Tugenden aber erhalten bleiben. Hier ist er nun, der Magnum reloaded. Frisch, ganz auf der Höhe der Zeit und im Gegensatz zum Vorgänger auch außerordentlich hübsch.
Der Magnum reloaded besteht (fast) ganz aus EPP-Plattenmaterial, das es in den benötigten Dicken fertig zu kaufen gibt. Lediglich der Flügel wird gemäß Plan mit einem heißen Draht profiliert. Dieses Profil ähnelt einer gewölbten Platte so stark, dass man es sicher ohne Abstriche bei der Funktion durch eine solche ersetzen kann. Bei Verwendung von buntem EPP sollte man
wissen, dass mit dem Messer geschnittenes oder geschliffenes Plattenmaterial eine eher blasse Farbe hat, bei Heißdraht-geschnittenem Material leuchten die Farben satt.
Nass gemacht
Beim ersten Anblick des Bauplans wurden die schönen Radpuschen in meinen Gedanken immer länger, bis sie am Ende die Form von Schwimmern hatten. Als überzeugter Wasserflieger habe ich den Magnum reloaded gleich mit Schwimmern gebaut. Martin Müller übernahm anschließend die Form dieser Schwimmer in seinen Plan und modifizierte sie als Überzieher für das Fahrwerk. Somit
ist höchste Flexibilität gegeben und das Prinzip der Verwendung von Plattenmaterial konnte auch bei den Aufsteckschwimmern beibehalten werden. Ob da wohl
im Winter noch Aufsteck-Skier folgen werden?
Am meisten Kopfzerbrechen machte mir die Positionierung der Fernsteuerkomponenten im Hinblick auf den geplanten Wassereinsatz, allem voran die Einbauposition des Stellers. Schließlich soll dieser weder mit Spritzwasser in Berührung kommen, noch darf er bei unfreiwilligen Rückenschwimmeinlagen nass werden. Der sicherste Platz hierfür ist der Rumpfbereich direkt unter dem Flügel. Dieser verträgt sich aber nicht allzu gut mit dem Wunsch, den Flügel abnehmbar zu gestalten. Letztendlich habe ich beim ersten Modell auf eine abnehmbare Tragfläche verzichtet, obwohl sich die Konstruktion hierfür anbietet. So konnte die gesamte RC-Ausrüstung unter dem Flügel eingebaut werden. Nach den ersten Rückenschwimmeinlagen weiß ich nun ziemlich genau, wo in diesem „Betriebszustand“ die Wasserlinie verläuft. Das daraus abgeleitete Einbaukonzept berücksichtigt alle Belange des Wasserflugs in ausreichendem Maße und gewährt volle Zerlegbarkeit. Hierfür wurde die Trennstelle zwischen dem am Flügel anzuklebenden Rumpfunterteil und dem Hauptrumpf einige Zentimeter nach hinten verlegt. Daraus ergeben sich einerseits eine gute Steckung für den Flügel, andererseits ein entsprechend „trockener“ Einbauraum für den Motorsteller.
Zerlegbarkeit
Zwar ist der Magnum reloaded mit einer Spannweite von 800 Millimeter (mm) und einer Länge von 750 mm recht handlich und passt in jeden Kofferraum, aber die Option ihn demontieren zu können stellt sicher, dass er überall hin mitgenommen werden kann. Gelegenheiten zum Fliegen gibt es mit diesem Modell eigentlich immer, schließlich ist der Magnum reloaded ähnlich universell einsetzbar wie ein Schweizer Taschenmesser. Die Kombination aus Hohlprofil, rauer Oberfläche und geringem Gewicht ist ein Garant für eine sehr geringe Mindestgeschwindigkeit. Durch die mit 35 Grad angestellten großen Flügelohren ergibt sich ein eigenstabiles Flugverhalten, sodass auch Anfänger nicht überfordert werden. In Kombination mit den großen Ruderflächen können aber auch sehr enge Manöver, wie sie zum Beispiel für Indoor-Fuchsjagden hilfreich sind, geflogen werden. Damit ist schon mal ein hoher Spaßfaktor garantiert. Das robuste Material EPP lässt erst gar keine Ängste beim Steuern aufkommen.
Wie weit man die Zerlegbarkeit des Magnum reloaded treiben will, hängt sicher vom jeweiligen Einsatzzweck und von den Transportmöglichkeiten ab. Soll er nur
gelegentlich Platz sparend transportiert werden, dann ist eine Klebebandbefestigung für den Flügel die einfachste Lösung. Letzterer wird dabei jeweils vorne und hinten an den Hauptrumpf getaped. Die besten Klebeergebnisse von Tape auf EPP erzielt man, wenn das EPP vorher dünn mit Kontaktkleber eingestrichen wird. Uhu Por eignet sich dafür sehr gut, da es transparent trocknet. In diesem Fall beklebt man zunächst beide Teile mit einem kleinen Streifen Klebeband, das als Haftunterlage für das eigentliche Verbindungs-Tape dient.
Magnetisierend
Da ich überwiegend auf dem Wasser fliege – nasses Tape klebt schlecht – und vorhabe, den Magnum reloaded auch in einem möglichst kleinen Koffer zu transportieren, habe ich mich für eine weitergehende Zerlegbarkeit entschieden: Das Höhenleitwerk soll abnehmbar sein, damit das Modell auf die Seite gelegt werden kann. Hierzu verwende ich einen dünnen, gelochten ABS-Streifen an der Rumpfhinterkante, in den ein im Höhenleitwerk verklebter Führungsstift eingreift. Die Fixierung des Leitwerks erfolgt mit einem kleinen Neodym-Magnetpaar. Das hält auch bei böigem Wind absolut problemlos. Für die Anlenkung des Höhenruders habe ich mir bei Hinrik Schulte eine geniale Steckvariante auf Basis kleiner Ringmagnete abgeschaut. Die Bilder beschreiben Aufbau und Funktion sehr anschaulich.
Wenn schon so viele Magnete zum Einsatz kommen, brauche ich mir auch bei der Flügelbefestigung nichts Neues ausdenken. So benötigt das Abnehmen beziehungsweise Anbringen des Flügels keine zehn Sekunden, beim Leitwerk sind es aufgrund der sorgsam zu handhabenden Trennung der Anlenkungsmagnete zirka
20 Sekunden.
Die Schwimmer werden bei meinem Modell ebenfalls mit einem Magnetpaar aufgesteckt. Ob dies auch ruppigen Verhältnissen auf Dauer standhält, wird die Praxis zeigen. Alternativ kann eine Befestigung analog der klassischen Flächenbefestigung mittels zweier Gummiringe pro Schwimmer erfolgen. Auf jeden Fall sollte die gesamte Unterseite der Schwimmer mit einem Tape beklebt werden. Dies verringert sowohl die Oberflächenreibung beim Wasserstart als auch die erforderliche Motorleistung ganz erheblich. Zugleich sorgt es für ein sehr sanftes Abwassern. Wie oben bereits beschrieben, muss hierfür die Klebefläche mit einem Kontaktkleber eingestrichen werden, damit das Tape hält. Der übrige Zusammenbau des Modells ist absolut selbsterklärend.
Pages: 1 2