Thermik Excel – Simprop erweitert die Excel-Reihe
Wenn ein Modellflieger den Namen Excel hört, denkt er weniger an Tabellenkalkulationen als vielmehr an die Elektrosegler der Firma Simprop. So auch im Falle des Thermik-Excels, der im Frühjahr als Neuheit vorgestellt wurde und nun lieferbar ist. Mit diesem Modell bringt Simprop den Excel der zehnten Generation auf den Markt. Wir wollten wissen, ob er den Erfolg versprechenden Familiennamen in allen Ehren hält.Während die Verwandtschaft eher der Kategorie der etwas flotteren Allrounder zuzuordnen ist, zielt der Thermik-Excel ganz eindeutig in eine etwas gemächlichere Richtung. Dies wird durch den Aufbau der Tragflächen in Rippenbauweise und die Außenohren mit reichlich V-Form auf den ersten Blick deutlich. Ein Excel wäre kein Excel, hätte Simprop nicht auch gleich ein passendes Antriebsset zum Modell parat. Hier hat wieder einmal Dr. Wolfgang Schäper mitgewirkt, um ein optimal zum Modell passendes Antriebspaket zu schnüren und dies – so viel sei vorab bemerkt – ist ihm auch wirklich gut gelungen.
Wie gehabt
Geliefert wird das Modell als ARF-Bausatz, also fertig bebügelt. Dabei ist die zweiteilige Tragfläche mit 2.318 Millimeter Spannweite in Rippenbauweise erstellt. Sie hüllt sich auf der Oberseite in weiße, auf der Unterseite in transparente Folie in Blau und Rot. Die Verklebung aller Teile ist sehr sorgfältig erfolgt, die Oberfläche sauber verschliffen und faltenfrei bespannt. Die Querruder sind bereits angeschlagen, für die Servokabel sind Fäden im Tragwerk eingelegt. Die Steckung für den 5,5-Millimeter-Stahldraht ist ebenfalls schon eingebaut. Gleiches gilt für die Aussparungen im Nasenbereich der Wurzelrippen und die Bohrungen für die Schrauben der Tragflächenbefestigung auf dem Rumpf.
Als Profil gibt Simprop ein HN 1033 mod. an. Es handelt sich hierbei um ein Profil von Norbert Habe mit etwa 2,5 Prozent Wölbung und 8 Prozent Dicke, das ursprünglich für HLGs entwickelt wurde. Das V-Leitwerk wurde ebenfalls in Balsarippenbauweise erstellt und zweifarbig bebügelt. Die Ruderklappen sind fertig angeschlagen und beide V-Leitwerkshälften bereits miteinander verbunden. Was es damit genau auf sich hat, wird sich später noch zeigen.
Der GFK-Rumpf ist recht stabil aufgebaut und an den kritischen Stellen CFK-verstärkt. Angeformte Lufthutzen zur Be- und Entlüftung der Antriebskomponenten, kleine Erhöhungen für mehr Griff beim Start aus der Hand sowie angeformte Striche zur Kontrolle der Schwerpunktlage sind nur einige positive Eigenschaften, die das Bauteil bereithält. Dabei sind die Gewinde für die Flächenbefestigung ebenso eingebaut wie die Klemmung des V-Leitwerks. Eine passgenaue CFK-Haube, deren Befestigung über einen Stahldraht ebenfalls vorbereitet ist, sorgt für die entsprechend aufreizende Optik des Modells. Übrigens, wem der Rumpf und die Haube bekannt vorkommen, der täuscht sich nicht. Diese Bauteile sind identisch mit dem Excel Competition III. Wer später also vom Thermik-Excel zum Competition auf- oder umsteigen will, braucht sich lediglich Tragfläche und Leitwerk neu zuzulegen.
Bewährtes
An Kleinteilen sorgt auch der jüngste Excel-Spross für keinerlei Überraschungen. Sämtliche Sperrholzteile liegen in von Simprop gewohnt guter Qualität bei. Anlenkungsteile, Ruderhörner, ABS-Abdeckungen für die Tragflächenservos, Gabelköpfe und andere Teile sind in ausreichender Anzahl vorhanden und von guter Qualität. Die übersichtliche große Bauanleitung im A1-Format ist mit Skizzen, Bildern und allen notwendigen Infos zum Bau des Modells versehen. Sie enthält auch alle Angaben zum Einstellen der Ruderausschläge und zum Erstflug. Ein mehrfarbig bedruckter Dekorbogen gibt dem Thermik-Excel später noch den letzten Kick.
Vor dem Bau des Modells sind noch vier Servos zu besorgen. Davon sollten zwei Stück maximal 13 Millimeter dick sein, die Rumpfservos dürfen auch eine Breite von 17 Millimeter aufweisen. Wir haben uns für die robusten HS-82 MG mit 12 Millimeter Dicke und Metallgetriebe entschieden und diese für alle Ruder montiert. Bei der Antriebswahl setzen wir dann auch ganz auf die Empfehlung von Simprop. Ein Außenläufer von Typ Magic-Torque 40-07, der dazugehörige Regler Magic-Speed 42 sowie der passende Turbospinner mit 40 Millimeter Durchmesser kommen zum Einsatz. In Verbindung mit einem 3s-LiPo-Akku zwischen 2.100 und 4.000 Milliamperestunden Kapazität werden – je nach Luftschraube – Steigleistungen von 5,5 bis 9 Meter pro Sekunde genannt, was für einen Thermiksegler mehr als ausreichend erscheint.
Startschuss
Die Bauphase beginnt mit der Tragfläche. Bei der Montage der Flächenservos werden die von Simprop bekannten tesa Powerstrips verwendet. Da manche Servogehäuse nicht 100-prozentig darauf halten, haben wir sie eingeschrumpft und dann erst den Klebestreifen aufgebracht. Die Ansteuerung erfolgt über einen einseitig gekröpften Stahldraht, auf der anderen Seite greift ein Gabelkopf in das glasfaserverstärkte Ruderhorn. Die Abdeckungen aus dünnem ABS müssen noch ausgeschnitten und mit einem Klebestreifen befestigt werden.
Durch die eingelegten Bindfäden gelingt das Einziehen der Servokabel mühelos. Im Wurzelbereich der Tragflächenunterseite werden nun noch zwei Balsaunterlegkeile aufgeklebt. Diese dienen zur Anpassung der Thermik-Fläche an den ursprünglichen Competition-Rumpf. Da die beiden Keile sehr passgenau gearbeitet und an ihrer Stirnseite sogar schon weiß lackiert sind, fällt dies im zusammengebauten Zustand überhaupt nicht weiter auf. Nach dem Aufbringen des Dekors ist damit der Bauabschnitt Tragfläche erfolgreich abgeschlossen.
Großes V
Die nächste Stufe befasst sich mit dem V-Leitwerk und hier beweist Simprop einmal mehr die große Erfahrung mit V-Leitwerken. Wie bereits erwähnt, sind die beiden Leitwerkshälften im Wurzelbereich per Folie miteinander verbunden. Dadurch lassen sie sich zum Transport sehr Platz sparend aufeinander klappen. Zur Montage auf dem Rumpf wird das Leitwerk wieder auseinander geklappt und von hinten in den Rumpf eingeschoben. Dafür liegt dem Bausatz eine präzise gefräste Profilleiste bei, die nach deren Ausrichtung mit dem Rumpf fix verklebt wird. Über eine Bohrung durch Leitwerk und Profilleiste lässt sich diese Sektion dann am Rumpf festklemmen. Durch die hohe Passgenauigkeit der Einzelteile ist bei diesem Arbeitsgang nahezu keinerlei Nacharbeit notwendig. Man ist überrascht, wie einfach dieser Bauabschnitt vonstatten geht. Die Anlenkung des V-Leitwerks erfolgt über zwei dünne Stahldrähte, die in spezielle V-Leitwerks-Ruderhörner eingreifen.
Im Rumpf sind bereits zwei Bowdenzüge zur Ansteuerung des Leitwerks eingezogen, womit wir beim größten Bauabschnitt – dem Rumpfausbau – wären. Der Thermik-Excel ist als reiner Elektrosegler konzipiert. Da ist es nur konsequent, dass der Rumpf keine Spitze hat, sondern im Durchmesser von 40 Millimeter mit einem geschlossenen Motorspant versehen ist. Je nach verwendetem Antrieb müssen nun die entsprechenden Bohrungen eingebracht werden. Als Hilfestellung enthält der Dekorbogen einen gedruckten Motorspant mit Bohrbildern gängiger Elektroantriebe. Dieser wird ausgeschnitten, vorne zentrisch auf den Rumpf geklebt und schon kann das Abbohren der entsprechenden Befestigungs- und Lüftungslöcher beginnen.
Antriebsjause
Die Befestigung von Antriebsakku, Rumpfservos und Empfänger geschieht über ein kombiniertes Akku- und RC-Anlagenbrett. Dieser RC- und Akkuboden wird auf einem mit dem Rumpf verharzten Querspant aufgenommen und der Länge nach verschiebbar dort daran befestigt. So lässt sich der Schwerpunkt mit der Lage des Antriebsakkus passend einstellen. Ein Nachteil dabei darf allerdings auch nicht verschwiegen werden: Kommen unterschiedliche Akkutypen zum Einsatz, so muss das RC-Brett – das ja auch die Rumpfservos enthält – an Ort und Stelle bleiben. Dabei ist der Schwerpunkt durch verschiedene Akkupositionen auf dem einmal fixierten Brett einzustellen. Die Passung der einzelnen Holzteile ist sehr gut gelungen, daher wurden sie mit mittelflüssigem Sekundenkleber vorfixiert und später mit Fünf-Minuten-Epoxy fertig geklebt. Die Servos werden übrigens auch im Rumpf über zwei tesa Powerstrips seitlich an einer Pertinax-Platte befestigt.
Nicht optimal ist die Tatsache, dass beide Bowdenzüge im Rumpf etwa um 100 Millimeter verlängert werden mussten. Dem Bausatz liegt das Material zwar bei und die Vorgehensweise wird in der Anleitung auch beschrieben. Aber die Gefahr, dass gerade bei dieser Verlängerungsaktion eine schwergängige Anlenkung die Folge ist, sollte man nicht unterschätzen. Beim Testmodell war zum Beispiel das Bowdenzugrohr fast ganz außen am Ende nochmals mit dem Rumpf fixiert. Als dann das Verlängerungsstück darüber geschoben werden sollte, lief der Stahldraht deutlich schwergängiger. So wurde der Bowdenzug in diesem Bereich vom Rumpf abgelöst und erst nach der Verlängerung wieder dort fixiert, um das Problem aus der Welt zu schaffen.
Die Endmontage des Thermik-Excels besteht abschließend neben dem Verschrauben des Motors, Spinners und der Luftschraube aus der Akkufixierung mittels Klettband sowie dem Aufbringen des restlichen Dekors auf Leitwerk und Rumpf. Das Abfluggewicht inklusive eines 3s-LiPo-Packs mit 3.200 Milliamperestunden Kapazität beträgt dabei genau 1.426 Gramm, was so ziemlich in der Mitte der von Simprop genannten Gewichtsangabe von 1.300 bis 1.500 Gramm liegt. Mit einer aero-naut CAM-Carbon-Luftschraube der Abmessung 12,5 x 7,5 Zoll liegen 10,9 Volt am Motor und es fließt ein Strom von 25 A. Die Ruderausschläge werden nach Bauanleitung eingestellt und mit diesem Setup geht’s auch schon zum Erstflug.
Ungeduldig
Der Motor zieht beim Probelauf so stark am Modell, dass der Excel auch gleich mit einem kleinen Schubs aus dem Stand in den Abendhimmel emporsteigt. Der Steigwinkel ist mit über 45 Grad fast ein wenig heftig. Nach knapp zehn Sekunden wird der Motor gestoppt und der Segelflug beginnt. Dabei fällt auf, dass die Querruder etwas aus der Mitte getrimmt werden müssen. Der Grund ist ein leicht verzogenes Querruder, das später mit dem Bügeleisen wieder gerade gerichtet wird. Am Leitwerk ist die Wirkung angenehm direkt. Die Querruder wirken wegen der großen V-Form in den Außenohren etwas träger, als man es gemeinhin gewohnt ist. Für Umsteiger von der Zweiachs-Fliegerei zur dritten Achse ist das aber genau richtig und passt damit zum Modell wie die Faust aufs Auge. Dabei fliegt der Excel auch nur mit dem Seitenruder gerne seine Kreise.
Seine Eigenstabilität beim Thermik-Kreisen macht dann seinem Namen alle Ehre. Egal ob flach und weiträumig oder eng und steil gekreist, der Excel weiß in dieser Disziplin zu gefallen. Lässt man ihn etwas laufen, ist auch seine Streckenflugleistung nicht zu verachten und so setzt er sich gegen den Wind recht gut durch. Sehr schön gelingen Loopings und Turns. Ja, auch mit einem V-Leitwerk lassen sich sehr schöne Turns fliegen, wenn es gut abgestimmt ist. Der Rückenflug ist durch die hohe Eigenstabilität des Modells konstruktionsbedingt nicht seine Stärke, dafür fliegt der Thermik-Excel in Normalfluglage auch mal ein paar Kreise von alleine. Für schöne Rollen braucht man etwas Schwung und ordentlich Querruderausschlag, dann klappt auch dies und so wird das Fliegen mit dem Modell nie langweilig. Bei der Landung wirft unser Erfolgs-Excel dann wieder seine Eigenstabilität in die Waagschale: anfliegen, gerade ausrichten, beide Querruder nach oben und kurz über dem Boden etwas abfangen. Wenn doch nur alles im Leben so einfach und ausgewogen wäre.
Bilanz
Der Thermik-Excel ist sehr weit vorgefertigt und überzeugt durch eine sehr gute Teilequalität. Fortgeschrittene Einsteiger werden beim Fliegen mit ihm genauso viel Freude haben wie Feierabend- oder Sonntagspiloten. Aber auch Vielflieger, die ein Entspannungsfluggerät für zwischendurch suchen, finden mit dem Thermik-Excel ein passendes Modell. Alle gefundenen Kritikpunkte sind eigentlich nur Kleinigkeiten und bereits nach dem ersten Flug vergessen. Daher sei die Frage erlaubt: Wann werden Sie zum Excel-Pilot?