Cessna 310 Grand Cruiser V2 von Dynam/Natterer

Cessna 310 Grand Cruiser V2 von Dynam/Natterer

Das 1.280 mm spannende Modell der Cessna 310 von Dynam ist schon seit einigen Jahren in der Version 1 auf dem Markt. Bei der jetzt erhältlichen Version 2 wurde vom chinesischen Hersteller aber vieles in puncto Ausstattung und Technik verbessert. Darum hat sich Alexander Obolonsky die aktuell von Natterer Modellbau vertriebene EPO-Zweimot einmal näher angesehen, montiert und ausgiebig geflogen.

Die Erstausgabe des Dynam-Modells war werkseitig noch sehr spartanisch ausgestattet. Zwar konnten einige Extras wie beispielsweise das Einziehfahrwerk später nachgerüstet werden, doch erfahrungsgemäß haben wohl die wenigsten diese Option genutzt. Wer allerdings heute die im Test vorliegende PNP-Version kauft, der bekommt die volle Ausstattung – und die ist auch noch flugfertig montiert. Ich persönlich bin kein Freund von Modellen, die nicht mit einem Einziehfahrwerk ausgestattet sind, obwohl das Original eines hat. So gesehen war ich schon beim Auspacken der Teile aus dem Umkarton erleichtert, denn laut der Beschreibung der Grand Cruiser auf der Natterer-Homepage stand kein Wort von diesem absolut wertsteigernden Feature „Einziehfahrwerk“. Ich habe daraufhin Herrn Natterer einen entsprechenden Hinweis gegeben, der inzwischen den Text zur Modellbeschreibung im Shop ergänzt hat.

Durchblick
Vom grundlegenden Aufbau her hat sich bei der Version 2 im Vergleich zur Vorversion nicht viel geändert und der Zusammenbau der Teile ist, trotz dürftiger Bauanleitung in englischer und chinesischer Sprache, in weniger als einer Stunde erledigt. Dabei benötigt das Aufbringen des selbstklebenden Designs sicher die meiste Zeit. Auch darf man sich von der Anleitung nicht irritieren lassen, denn die zeigt die Arbeitsschritte für die nackte Basis-Ausführung. Bei der vorliegenden BNF-Version ist die Zweimot aber bis auf wenige Handgriffe nahezu flugfertig vorgerüstet.

Der Montagesatz wird in einer bunt bedruckten Verkaufsverpackung geliefert. Da jedes Bauteil darin von einem separaten Karton vor Beschädigungen geschützt wird, dürften Transportschäden nahezu ausgeschlossen sein. Der sehr leichte Rumpf hat zwar eine durchsichtige Verglasung, die aber den Blick auf das Innenleben mit Kabeln und Akku glasklar frei gibt. Wenn ich mich richtig erinnere, waren bei der Version 1 die Fenster leicht braun getönt, was die elegante Form des Modells unterstützte und den Einblick ins Innere etwas kaschierte. Wen es sehr stört, der könnte beispielsweise leicht die Frontscheibe herauslösen und das Kabelgewirr im Rumpf mit einem farblich gestalteten Balsabrett abdecken. Dies werde ich nachträglich auch so machen.

Die von oben sichtbare Außenhaut der Schaumteile ist, mit Ausnahme des Seitenleitwerks, sehr glatt und ohne die produktionsbedingten Noppen, die allerdings am Seitenleitwerk und auf den Unterseiten von Flügeln und Höhenleitwerk sichtbar sind.

Höhen- und Seitenleitwerke können geschraubt oder/und auch geklebt werden. Im Testmodell wurden lediglich Schraubverbindungen eingesetzt

Schnelle Montage
Der Zusammenbau des Modells ist sehr einfach und erfordert keine großen Modellbaukenntnisse. Bei der Montage von Höhen- und Seitenleitwerk hat man die Wahl, ob es nur geschraubt oder zusätzlich geklebt werden soll. Beim Testmodell wurde nur geschraubt. Auch hier sollte man sich nicht von den diversen kleinen Schrauben im Beipack irritieren lassen. Die sind für die Montage der in der PNP-Version alternativen Einziehfahrwerke und Landeklappen gedacht. Da in der vorliegenden Ausführung bereits alles an Bord ist, hat sich dieser Aufwand erledigt. In unserem Fall werden nur die langen 3-mm-Schrauben benötigt, von denen zwei die Leitwerkskonstruktion und vier die einteilige Tragfläche am Rumpf halten.

Bei der Montage des Kreuzleitwerks muss der Anlenkungsdraht für das Seitenruder über das Höhenleitwerk gelegt werden. Damit das Seitenruder-Bowdenzugröhrchen nicht durch das Leitwerk nach oben gedrückt wird, habe ich in die Leitwerksnase eine kleine, keilförmige Rinne eingeschnitten, in der das Bowdenzugrohr nun spannungsfrei liegt. Damit die Ruder auch das tun, was sie sollen, müssen nur noch die zwei Anlenkdrähte für Seite und Höhe mit den Ruderhebeln verbunden werden.

Zum Lieferumfang gehört auch ein Kontaktklebstoff, der für die Flächentanks und die Dachantenne benötigt wird. Wem dessen Trockenzeit zu lange dauert, kann hier auch Sekundenkleber verwenden, den der EPO-Schaumstoff ohne Auflösungserscheinungen akzeptiert.

Alle sechs Servos in Rumpf und Flügeln sind bereits fertig verkabelt und mit den Stahldrähten zur Anlenkung der Ruder sowie des Bugfahrwerks verbunden. Nur die Kabel links und rechts für die beiden Positionslichter in den Tanks müssen noch in den vorbereiteten Nuten in den Flügeln zum Rumpf hin verlegt werden. Dazu muss die Abdeckung der jeweiligen Regler-Schächte an den Motorgondeln entfernt werden. Dies ist aber in Nullkommanix erledigt, da die Deckel mittels Magneten gehalten werden. Ich habe anschließend die Kabelkanäle mit Tesafilm überklebt, damit die Leitungen im Flug nicht herausrutschen. Bis auf die Montage der Propeller samt Spinner und dem Empfänger wäre der grundlegende Aufbau des Modells an dieser Stelle fertig.

Die Höhenruder sind mit einem U-Stahl untereinander verbunden und werden von der linken Unterseite aus angelenkt

PNP, alles an Bord
Und was unterscheidet letztlich die V2 in der PNP-Ausführung von der Ursprungsversion im Einzelnen? Das sind erst einmal die drei einsatzbereit montierten elektrischen Einziehfahrwerke, deren Beine allerdings nur aus Stahldraht gefertigt sind. Ursprünglich war zumindest das starre Bugfahrwerk gefedert und mit einer Kunststoffverkleidung optisch etwas aufgepeppt. Bei der integrierten Teleskopfeder gab es wohl Festigkeitsprobleme, sodass die jetzige Draht-Version sicher die robustere ist. Außerdem wird das Fahrwerk im Flug sowieso eingefahren und stört somit die insgesamt elegante Optik der Zweimot nicht. Ein weiteres Scale-Detail ist die LED-Beleuchtung an den Tip-Tanks und oben auf dem Seitenleitwerk. Zumindest die beiden konstant rot beziehungsweise grün leuchtenden Positionslampen an den Flügelenden sind im Flug auch bei Tageslicht klar zu erkennen. In der enthaltenen Lichtelektronik sind noch zwei nicht belegte Ausgänge vorhanden.

Hier könnte man selbst noch je ein rotes LED-Licht auf das Rumpfdach und im Rumpfbauch positionieren.

Nächste Plus-Ausstattung ist, dass nun auch die Landeklappen voll funktionsfähig vorinstalliert sind, inklusive Servos und eingehängtem Gestänge. Bei der ersten Version wurde unter anderem bemängelt, dass die Tragflächen im Flug sichtbar schwingen. Dies ist inzwischen auch Schnee von gestern. Ein im Mittenbereich der Tragflächen hochkant verlaufender 3-mm-GFK-Steg sorgt nun sehr effektiv für ausreichend Stabilität. Selbst bei harter Gangart im Flug konnte kein außergewöhnliches Eigenleben der Flügel registriert werden.

Damit die Seitenruderanlenkung spannungsfrei läuft, wurde für die Lagerung des Bowdenzug-Röhrchens eine kleine, keilförmige Kerbe in die Nase der Höhen-Dämpfungsfläche geschnitten

Links und rechts
Ebenfalls betriebsbereit eingebaut sind die beiden 1.100-kv-Außenläufer, sowie zwei passende 50-A-Regler der Marke Skylord, die auch den nicht im Lieferumfang enthaltenen Empfänger und die angeschlossenen Servos mit Bordstrom versorgen. Das bereits installierte Anschlusskabel zum LiPo-Antriebsakku ist mit einem XT60-Stecker ausgestattet. Wer an seinen Akkus eine grüne MPX-Buchse verwendet, könnte gleich den Stecker-Adapter Nr. 210851 mitbestellen, um sich das Löten zu sparen.

Besonders zu beachten ist, dass die Motoren von Haus aus gegenläufig, also jeweils in Richtung Rumpf drehen. Dies bedingt, dass die Motorwelle des linken Motors (in Flugrichtung) ein Rechtsgewinde und der rechte Motor ein Linksgewinde hat. Im Beipack enthalten sind zwei 8 ∑ 6-Zoll-Dreiblatt-Propeller, die passend auf Rechts- beziehungsweise Linkslauf abgestimmt sind. Wer bei der Propmontage unsicher ist, kann anhand des kleinen Aufdrucks an der Propellernabe (R oder L) den richtigen Prop identifizieren.

Als Antriebsakku wird ein 3s-LiPo mit 2.200 mAh Kapazität empfohlen. Im Test wurden 216 g schwere 3s-LiPos mit 2.600 mAh und 30C eingesetzt, mit denen der Schwerpunkt ohne weiteres Trimmgewicht bei 60 mm erreicht wurde. Der verwendete Akkutyp passt mit den Abmessungen (110 ∑ 35 ∑ 32 mm) gerade so in den Schacht. Verwendet man einen längeren, müsste der Anschlag im Rumpfinneren entsprechend modifiziert werden, was aber den Akku sehr weit in Richtung Frontscheibe drückt und der Optik nicht gerade zuträglich ist. Wer auf besonders stabilen Geradeauslauf des Modells setzt, kann mit einem entsprechenden Ballast in der Flugzeugnase den Schwerpunkt auf 55 mm von der Flügelvorderkante einstellen. Weiter als 60 mm nach hinten würde ich aber nicht empfehlen.

Auch die Regler waren ab Werk fertig justiert. Beim ersten Anstecken des Akkus, selbstverständlich ohne montierte Propeller, muss der Gashebel auf Vollgas stehen. Nach dem Quittungston des Reglers wird der Hebel auf Leerlauf zurückgenommen. Damit hat die Elektronik den Gasweg erlernt. Weitere Justagearbeit war im aktuellen Fall nicht zu verrichten – alles passte. Sind die Propeller dann auf den Motorwellen gesichert, müssen noch die Spinner aufgesetzt werden. Hier ist darauf zu achten, dass sie sauber in der Grundplatte lagern, damit sie erstens nicht unrund drehen und sich zweitens nicht während des Betriebs lösen.

Unter dem Rumpf ist die GFK-Verstärkung zu erkennen, die der Tragfläche die erforderliche Stabilität verleiht

Ab auf die Bahn zum Start
Apropos Bahn. In meinem Heimatverein verfügen wir zwar über eine meist gut gemähte, aber trotzdem relativ unebene Grasbahn. Inzwischen habe ich dort etliche Starts und Landungen mit dem Testmodell absolviert, ohne dass das Fahrwerk irgendwelche sichtbaren Macken davongetragen hätte. Wer gar über eine Hartbahn verfügt, braucht sich folglich über diesen Punkt keine Sorgen machen.

Nach dem obligatorischen Reichweitentest vor dem ersten Flug geht es an den Start. Landeklappen auf null und alle Ruder in Neutralstellung, den Gasknüppel langsam auf volle Leistung und die Zweimot rollt kerzengerade und zügig in Richtung Abhebepunkt. Ein leichtes Lupfen am Höhenruder und die 310 hebt bereits nach etwa 8 bis 10 m Rollstrecke sauber ab. Der weitere Steigflug ist völlig neutral. Lediglich eine leichte Höhenkorrektur war erforderlich, um die Zweimot in der anschließenden Horizontalen zu halten. So getrimmt, kann das Modell gleich beweisen, was es kann.

Die Motorleistung ist mit dem 3s-Akku absolut ausreichend. Zuallererst kann die Cessna mit eingefahrenem Fahrwerk mit ihrem tollen Flugbild glänzen. Tiefe Vorbeiflüge für die Kamera, das sieht sehr scale aus. Für den Langsamflugtest das Gas reduzieren und die Klappen setzen. Erst halb und dann voll. Einziger Unterschied bei ausgefahrenen Klappen ist die abrupt reduzierte Fahrt. Ein Wegsteigen ist dagegen nicht zu registrieren. Insgesamt ändert das Modell darüber hinaus sein Verhalten nicht. Dann Klappen einfahren und die raue Tour versuchen.

Da der Akku von der Unterseite in den Rumpf eingeschoben wird, empfiehlt sich ein Modellständer aus Schaumstoff, damit das Dach der Grand Cruiser nicht beschädigt wird

Loopings, Rollen, einleiten zum Trudeln. Letztgenanntes will sie nicht so richtig. Dafür ist das Modell zu gutmütig.

Der Turn gelingt nur, wenn man frühzeitig die Motorleistung reduziert, und dies, ehe man mit dem Seitenruder die Drehrichtung einleitet. Lässt man das Gas stehen, stabilisieren die Motoren das Modell derart, dass ein sauberer Turn nicht zu fliegen ist. Sehr präzise lässt sich die Cessna besonders im Rückenflug steuern. Das macht richtig Spaß, in dieser Lage im Tiefflug über den Platz zu fegen. Ich weiß, dass das ein absoluter Stilbruch ist, aber da muss die Zweimotorige durch. Nun die Landung. Klappen voll raus, etwas Schleppgas gesetzt und der weiße Schwan kommt aufgrund seiner geringen Flächenbelastung völlig harmlos Richtung Landebahn. Fast könnte man das Modell mit der Hand fangen, so langsam lässt es sich bei geschickter Schleppgasstellung am gewünschten Punkt auf die Piste setzen. Toll.

Mit dem 2.600er Akku erreicht man je nach Gasanteil sichere Flugzeiten von 7 bis 8 Minuten. Bei Verwendung eines Akkus mit 2.200mAh würde ich als Anfangseinstellung 5 Minuten in den Timer eingeben. Optisch und fliegerisch überzeugt die Nachfolger-Version der Cessna 310 voll und ganz.


Mein Fazit

Die weit vorgefertigte Cessna 310 von Dynam ist so komplett ausgestattet, dass eigentlich keine Wünsche offen bleiben. Lediglich die Verglasung würde besser aussehen, wenn sie leicht getönt wäre. Die Flugeigenschaften sind in allen Bereichen eher zahm und völlig berechenbar. Das Modell wird zwar nicht für Anfänger empfohlen, ist aber ganz sicher schon von einem leicht fortgeschrittenen Piloten zu beherrschen und vor allem sehr leicht zu landen.

Alexander Obolonsky


Technische Daten

310 Cessna Grand Cruiser V2 von Dynam
Preis: 279,90 Euro
Bezug: Fachhandel
Internet: www.natterer-modellbau.de
Spannweite: 1.280 mm
Länge: 1.100 mm
Gewicht: 1.526 g
Motor: 2 x Brushless, 1.100 kv
Regler: 2 x 50-A-Klasse
Servos: 6 x 9-g-Klasse
Luftschrauben: 8 x 6 Zoll, rechts- und linkslaufend
Akku: 3s-LiPo, 2.600 mAh