Mike Pateys Draco von Horizon Hobby

Mike Pateys Draco von Horizon Hobby

In Ausgabe 6/2021 veröffentlichten wir bereits in einem Take-off eine Kurzvorstellung zur neuen Draco von Horizon Hobby. FlugModell-Chefredakteur Mario Bicher berichtete mit erkennbarer Begeisterung über die Neuheit. Kein Wunder, denn er konnte kurz zuvor die eindrucksvolle Flugvorführung des Modells durch Timo Stampa, Werkspilot bei Horizon Hobby, live miterleben. Ob sich dieser erste und rundum positive Eindruck auch im Testalltag bestätigen lässt, klärt unser Autor Alexander Obolonsky in seinem Bericht.

Als Tester und Autor für FlugModell hatte ich zweifellos das Privileg, einer der ersten in Deutschland zu sein, der das neueste Baby aus dem Hause Horizon Hobby nicht nur in den Händen hielt, sondern es auch auf Herz und Nieren im Alltagseinsatz prüfen durfte. Bei dem hohen Maß an Tester-Lob aus den USA war selbst ich – mit sicher mehr als hundert Testmodellen Erfahrung – auf die eigene Einschätzung gespannt. Dabei blende ich jeweils bewusst alle Bewertungen Dritter aus und nehme mir jedes Modell als quasi unbeschriebenes Blatt vor. So auch die Draco.

Kurz vorab
Wer das manntragende Flugzeug, das Modell und den Hype darum verstehen will, sollte sich am besten die eindrucksvollen Video-Sequenzen der Originalmaschine auf Youtube anschauen, von denen es einige gibt. Sie zeigen, wie der Erbauer und Pilot der Draco, Mike Patey, seine auf einer Wilga 2000 basierenden, aber stark modifizierte Konstruktion, in bester STOL-Manier startet, fliegt und landet – einfach phänomenal. Ebenfalls beeindruckend ist die Szene in einem Video, in der Mike die Maschine vor seine Halle rollt und sie mit dem Heck so ausrichtet, dass er mit Hilfe der Turboprop-Schubumkehr rückwärts rein rollen kann. Daneben gibt es auch Nachtflüge zu sehen, bei denen die Draco ihre 16 Scheinwerfer und Blinkleuchten stimmungsvoll präsentiert. Also, wer es noch nicht getan hat, schaue sich das an und versuche, den Flugstil auf das Modell zu übertragen. Zumindest die originalgetreue Beleuchtung mit diversen zuschaltbaren Effekten ist bereits in dem 2-m-Nachbau integriert.

Das Modell
Das von Horizon Hobby für den Test zur Verfügung gestellte BNF-Basic-Exemplar hat – außer dem Antriebsakku – alle benötigte Technik an Bord, einschließlich des Spektrum Telemetrie-Empfängers AR637TA mit sechs Kanälen und der bekannten AS3X/SAFE-Funktion. Das ist der einzige Unterschied zur ebenfalls erhältlichen PNP-Ausstattung, bei der der Empfänger eben nicht zum Lieferumfang zählt. Von daher ist die PNP-Version besonders für alle interessant, die nicht im Besitz einer passenden Spektrum-Anlage sind. Allerdings muss man dann auf ein paar nette Features verzichten, die der Spektrum-Empfänger von Haus aus bietet. Dazu später mehr.

Im harten Einsatz besonders strapazierte Stellen des EPO-Modells sind mit intelligent gemachten Schutzkanten aus Hartplastik versehen. Das Foto zeigt den Scheuerschutz für die Fahrwerksverkleidung am Rumpf. Bei der Montage des Fahrwerks müssen die Verkleidungen unterhalb der Plastik-Lippe am Rumpf anliegen

Ab Werk kommt die Draco 2.0m weitgehend vorgerüstet. Alle Bauteile waren sauber verpackt und ohne Blessuren. vorweg, zu bauen beziehungsweise zu montieren gibt es nicht viel. Nur für die Montage der Vorflügel und der Antennen benötigt man einige Tropfen mittelviskosen oder dickflüssigen Sekundenkleber. Alle anderen Bauteile werden nur geklipst oder geschraubt. Für den kompletten Aufbau – ohne Senderprogrammierung – ist die Montage in maximal einer Stunde erledigt. Die Montage ist zwar weitgehend selbsterklärend, doch für die mechanischen und elektronischen Einstellarbeiten ist die beiliegende Bauanleitung absolut sinnvoll.

Betreiber einer DSM2/DSMX-Fernsteuerung werden sehr detailliert Schritt für Schritt durch die einzelnen Einstellungen geführt. Sie können auch von der werkseitig speziell auf die Draco abgestimmten Empfänger-Programmierung profitieren. Welcher Spektrum-Sender letztendlich die volle Konfigurationsmöglichkeit zur Verfügung stellt, kann man auf der Seite 25 der deutschen Bauanleitung nachlesen. Auf der Firmen-Homepage (www.horizonhobby.de) unter „Draco – Quick Links – Handbücher und Unterstützung – Manual German“ findet man die komplette Anleitung zum Download. Für den FlugModell-Test standen zwei Spektrum-Sender zur Verfügung: zum einen die neue, verlagseigene NX8 sowie meine eigene, ältere DX9, die dann letztlich für den Flugeinsatz verwendet wurde.

E-flite Draco im Detail
Die Entwickler des Modells haben in enger Zusammenarbeit mit Mike Patey eine Menge Hirnschmalz investiert, um den im Maßstab 1:6 ausgeführten Buschflieger möglichst vorbildgetreu zu gestalten – ohne aber die Anwendertauglichkeit aus den Augen zu verlieren. Der Grad des Scale-Nachbaus liegt erstaunlich nahe an 100%, besonders wenn man bedenkt, dass es sich hier um ein Modell aus EPO-Schaum handelt, bei dem schon aus Festigkeitsgründen der eine oder andere Kompromiss eingegangen werden muss.

Es ist wirklich beeindruckend, das Modell im Detail zu betrachten und mit Bildern des Vorbilds zu vergleichen. Als man Mike Patey die fertige Mini-Draco vorstellte, suchte dieser nach eigenen Worten vergeblich nach einem fehlenden Detail. Kein Wunder, denn auf der Oberfläche des Modells sind alle Blechstöße, Sicken, Nieten, Deckel, Hutzen, Vorflügel (auch an den Höhenruder-Ausgleichsflächen) und andere technische Feinheiten dem Original entsprechend vorhanden.

Besondere funktionale und optische Leckerbissen sind das Scale-Hauptfahrwerk und das Spornfahrwerk. Die dort verbauten King-Federzylinder sind ein echter Blickfang und funktionieren auf unebener Piste hervorragend – nicht zu weich und nicht zu hart. Beide genannten Fahrwerke kommen komplett vormontiert aus der Verpackung und müssen nur noch mittels Schrauben mit dem Rumpf verbunden werden. Entsprechend dem Original verfügt auch das Modell über 16 Beleuchtungskörper, vom Positionslicht bis hin zu blinkenden Effektscheinwerfern, die bei der manntragenden Maschine zum Teil aus einer Boeing 737 stammen. Ein nettes Gimmick ist das beleuchtete Glas-Cockpit vor dem Piloten. Bei genauerer Betrachtung erkennt man auf den beiden grün strahlenden Monitoren sogar die feinen Strukturen einer angedeuteten Bilddarstellung. Und dass Mike Patey in Wirklichkeit besser aussieht als die Pilotenbüste, sei den Machern der Attrappe verziehen.

Das Höhenleitwerk kann bei Bedarf zum Transport/Lagern einfach demontiert werden

Arbeitstier
Wie zuvor erwähnt, haben die Konstrukteure dem Modell die Strapazierfähigkeit quasi in die Wiege gelegt. So sind beispielsweise alle besonders beanspruchten Kanten, Halterungen, Deckel und Verkleidungen aus strapazierfähigem, rot eingefärbtem Hartplastik – meist geschraubt und daher leicht auszutauschen. Ein bei Elektromodellen sehr empfindlicher Bereich sind die Deckelränder vom Akkuschacht und oft auch der Zugang zur Steuerelektronik. Bei der Draco sind die relevanten Kanten durch Hartplastik geschützt. Die mittels Magneten gehaltenen Deckel von Akkuschacht und Heckscheibe haben zum Öffnen auf beiden Seiten leicht hervorstehende Plastiknasen. So bleiben die beiden gefährdeten Teile auf Dauer makellos.

Gleiches gilt auch für die Anschlussrippen der Flügel, die dank der Verstärkungen locker ein Modellleben durchstehen. Die Tragflügelverbindung erfolgt über ein starkes, gewickeltes CFK-Rohr (Durchmesser 12,7 mm, Wandstärke 3 mm), das im Test auch die härtesten gerissenen Figuren klaglos hinnahm. Nicht ganz so zufrieden bin ich aber mit der Verriegelung der Tragflügel am Rumpf. Mit ihnen kann man zwar werkzeuglos und schnell die Bauteile untereinander sichern, aber das Entriegeln geht zumindest beim Testexemplar nur mit Fingerspitzengefühl.

Zweifellos gut gemacht ist die Aufnahme des demontierbaren Höhenleitwerks. Dieses lässt sich von hinten in eine Führungsschiene einschieben und verriegelt sicher und hörbar mittels eines rumpfseitig verbauten Arretierungs-Clips. Jetzt nur noch die beiden Streben des Leitwerks auf die vormontierten Kugelanschlüsse am Rumpf aufstecken und den Kugelkopf des Höhenruders mit dem Steuergestänge verbinden. Mit anderen Worten, man braucht für die Aufrüstung am Platz kein Werkzeug.

Echte Scharniere
Beim vorliegenden Modell waren übrigens alle verbauten Gestänge nahezu perfekt voreingestellt. Lediglich das Höhenruder benötigte später beim Erstflug eine Minimalkorrektur. Auch nicht selbstverständlich ist, dass Seiten- und Höhenruder an den Finnen nicht nur angeschäumt, sondern zusätzlich mehrfach durch eingelassene Scharniere bestens gesichert sind. Diese dürften auch bei längerem und härterem Einsatz keine Probleme bereiten. Dagegen sind Querruder und Landeklappen vorbildgetreu mit einer Hohlkehllagerung ausgestattet. Wie beim Original sind in der Fläche Lagerböcke montiert, an denen die Klappen abgesetzt vom Flügel hängen. Da ist es fast selbstverständlich, dass auch die Anlenkungen von Ruder und Klappen verdeckt wirken.

Soweit zum Thema Scale und Montage. Weitere Beschreibungen erspare ich dem Leser an dieser Stelle, denn der Aufbau der Draco ist dermaßen einfach und dazu noch in der Bauanleitung so unmissverständlich beschrieben und bebildert, dass sicher keine Fragen offen bleiben.

Vier Magnete halten die (abgenommene) Turboprop-Haube. Der Außenläufer wird von einem stabilen Motorträger gehalten. Der Raum dahinter ist lang genug für einen 6s-LiPo mit 7.000 mAh Kapazität.

Die Bordelektronik
Der zuvor beschriebene, gute Eindruck, den das äußere Erscheinungsbild der Draco bietet, setzt sich bei den inneren Werten fort. Dass Horizon Hobby bei der Ausstattung der Bordelektronik nicht geknausert hat, zeigen die Daten der verwendeten Komponenten. Für das Nachempfinden des Original-Flugstils der mit einer 680 PS starken Propellerturbine motorisierten Draco, benötigt auch das Modell einen leistungsfähigen Motor. Mit dem eingebauten E-flite BL-Außenläufer 5065 mit 400 kv ist schon mal diese Vorgabe erfüllt. Im Testmodell erhält der Antrieb sein Futter von einem 6s-Li-Po mit 5.000 mAh Kapazität und 30C Belastbarkeit. Selbstverständlich kann auch ein 5s-Akku eingesetzt werden, dann aber unter Verzicht des vollen Leistungspotenzials. Zumindest bietet der Akku-Schacht ausreichend Platz für 6s-Packs mit einer Kapazität bis 7.000 mAh.

Das wichtigste Bindeglied zwischen den genannten Komponenten ist der Regler. Auch hier hat der Hersteller nicht gespart. Der verbaute 100-A-Geschwindigkeitsregler Spektrum Avian SMART (SPMXAE1100) funktioniert mit 3s- bis 6s-LiPos und kann am BEC-Ausgang sowohl 6 oder 7,4 als auch 8,4 V mit maximal 8 A ausgeben. Obwohl er in der mir vorliegenden Beschreibung ohne Drehrichtungsumkehr angegeben ist, kann es der eingebaute Regler sehr wohl – allerdings nur in Verbindung mit einem SMART-Throttle-fähigen Empfänger, wie dem AR-637TA, der ebenfalls im Testmodell montiert ist, und einem DSM2/DSMX-Sender mit mindestens sieben Kanälen.

Der Regler gibt seine Telemetriedaten, beispielsweise Spannung, Stromstärke und anderes über das normale Servokabel zum Empfänger aus, was wieder ein Kabel weniger bedeutet. Wer keinen kompatiblen Spektrum-Sender besitzt oder generell ein anderes System betreibt, der kann das Modell trotzdem wie gewohnt einsetzten, muss aber dann leider auf die Showfunktion „Gegenschub“ und die Vorprogrammierung verzichten. Aber der Verlustschmerz wird sich sicher in Grenzen halten, da die genannten Features nicht die Flugeigenschaften betreffen oder gar den Spaß am Turnen schmälern.

Mit an Bord ist auch ein fertig verkabeltes Lichtmodul, welches über sieben verschiedene Lichtmodi verfügt. So können über einen Drehregler einzelne Leuchten ab- und zugeschaltet werden. Welche Einstellung was bewirkt, wird auf Seite 30 des Manuals eingehend erklärt. Wie man die gewünschten Modi auch ohne Drehregler ansteuern kann, steht dort ebenfalls.

Nimmt man die ebenfalls von Magneten gehaltene Heckscheibe ab, erhält man Zugriff auf Empfänger und Lichtmodul. Beide sind betriebsfertig angeschlossen und können die 16 Leuchten mit bis zu sieben Licht-Modi schalten.

Bind-N-Fly Basic
Wie bereits erwähnt, ist in der BNF-Ausstattung der Spektrum-Empfänger AR637TA samt aller Anschlüsse vorinstalliert. Er bietet unter anderem die implementierte AS3X-Funktion, die als Drei-Achs-Stabilisierung vieles ausgleicht, was so im Laufe des Flugs aufs Modell einwirkt. Dabei wirkt das AS3X sehr fein im Hintergrund und beeinträchtigt das gewohnte Steuergefühl nicht. Anders im alternativen SAFE-Select-Modus. Der ist quasi die Rundum-Beruhigungsschaltung für das Modell und den Piloten. Ist SAFE Select aktiv, kehrt das Flugzeug umgehend (auch aus dem Rückenflug) in den Horizontalflug zurück, sobald sich die Steuerknüppel von Höhe und Quer in Neutralposition befinden. Allerdings begrenzt SAFE im Normalflug die Schräglage und Neigung des Modells. Von daher ist dieser Schaltzustand wirklich nur für „Käsebergs Rundflug“ oder zur Modellrettung bei unklaren Situationen gut.

Daneben bietet der Empfänger aber weitere Ausstattungen, die den Flugspaß eher steigern. Dazu gehört nicht nur die eingangs erwähnte Drehrichtungs-Umkehr des Motors im Zusammenspiel mit dem Regler, um damit die Bremsfunktion des Originals zu imitieren, sondern auch, dass der in der BNF Basic-Version verbaute Empfänger auf die Draco vorprogrammiert ist. Zum Beispiel wird das negative Wendemoment bei Betätigung der Querruder durch den automatischen, proportionalen Ausschlag des Seitenruders eliminiert. Dann ist da noch die Telemetriefähigkeit des Empfängers. Wird das Modell mit einem kompatiblen Sender gesteuert, erhält man bei entsprechender Einstellung diverse Sensor-Parameter von Bord auf das Display übermittelt. Toll gemacht ist, dass mit der SMART-Throttle-Funktion (der intelligenten Gasfunktion) des Empfängers über lediglich ein Servokabel nicht nur die Drehzahl des Motors gesteuert wird, sondern auch die Telemetrie-Daten vom Regler zurück zum Empfänger übermittelt werden.

Spektrum bietet auf seiner Website spezielle Downloads mit fertigen Programmierungen für diverse Modell an. Darunter auch für die Draco. Leider hatte ich vergeblich versucht, die Daten auf die SD-Karte meines DX9-Senders zu ziehen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Fehler nicht doch bei mir lag. Aber letztendlich ging es auch so.

Die Draco will fliegen
Nach der kurzen Montage und der Einrichtung der Funkstrecke sowie der Überprüfung aller Funktionen analog der Betriebsanleitung ging es zum Platz. Von vornherein hatte ich die Draco als zahmes Modell eingeschätzt, was sich schon auf den ersten Metern Rollstrecke andeutete. In Klappenstellung Null und etwas über Halbgas ließ ich den Hochdecker länger als nötig am Boden. Dabei zeigte sich ein hervorragender Geradeauslauf. Bei nur einem Tick Höhenruderausschlag hob die Draco dann sanft ab. Auch im Flug hält sie kerzengerade die Spur. Eine Platzrunde zum Eintrimmen, was außer für die Höhenfunktion nicht erforderlich war. Nicht vergessen, nach dem Trimmen die Knüppel 3 Sekunden nicht berühren, damit der Empfänger die neue Einstellung abspeichert.

Das Modell hat, wie das Original, ein Hohlprofil. Beim Aufstecken der Flügel an den Rumpf verbinden sich automatisch alle erforderlichen Servo- und Lichtanschlüsse. Nylon-Bolzen sichern das Ganze.

Allgemein reagiert das Modell sehr ruhig auf die Steuerbefehle, ist in keiner Weise zickig – im Gegenteil, vielmehr ist es recht harmlos zu fliegen. Schnell zeigte sich, dass die Motorkraft mit dem 6s-Akku mehr als ausreichend war. Beim Original unmögliche Flugzustände wie Messerflug, Torquerolle, Rückenflug, gerissene und gestoßene Figuren meistert das Flugmodell – auch dank der überschüssigen Power – erstaunlich gut. Die Querruderwirkung ist gut, steuert die Rollen bei Vollausschlag aber trotzdem nicht sehr schnell. Rollen gelingen eben à la Hochdecker. Dazu kommt, dass das Modell auf der Flügelunterseite ein relativ stark gewölbtes Profil hat, welches in der Rückenlage einen verstärkten Tiefenruder-Ausschlag erfordert.

Fährt man die Klappen aus, tritt ohne die Kompensation durch das Tiefenruder ein deutlicher Nose-up-Effekt auf. Den von der Klappenstellung abhängigen Tiefenruder-Ausschlag habe ich aus der Betriebsanleitung übernommen. Zu bedenken ist dabei aber, dass auch die Motordrehzahl die Nose-up-Komponente beeinflusst. Hier sollte jeder seine persönliche Einstellung finden. Als Grundeinstellung sind die angegebenen Werte aber erst einmal gut. Die erste Landung habe ich mit den Klappen in Mittelstellung und leichtem Schleppgas eingeleitet. Die Nase im Anflug schön runter gehalten. Kurz vor dem Aufsetzen in zirka einem Meter Höhe dann die Nase steigen lassen und der nachlassenden Fahrt mit wenigen Rasten Gas entgegenwirken. Die Draco setzte ihr Fahrwerk brav in Dreipunktlage auf die Wiese und rollte nach wenigen Metern aus.

Salz in der Suppe
Beim nächsten Versuch flog ich höher und mit vollem Klappenausschlag an. Hier machte sich das Schleppgas relativ stark auf das Anheben der Nase bemerkbar. Mit leichtem Tiefenruder und variierender Motordrehzahl hielt ich das Modell in einem beachtlichen Anstellwinkel bis zum Boden. Dabei wird der Winkel mehr mit dem Gasknüppel als mit dem Höhenruder korrigiert. Aber Vorsicht, denn die Draco reagiert wie alle STOL-Flieger. Sie kann zwar extrem langsam geflogen werden, übertreibt man das aber, fliegt sie urplötzlich nicht mehr und sackt einfach durch. Den idealen Punkt zu finden, ist schon eine Herausforderung, die aber das sprichwörtliche Salz in der Suppe ist.

Mit zirka 1/3 Gas und abenteuerlichem Anstellwinkel schwebte der rote Hochdecker langsam zur Landung ein und setzte das Spornrad weit vor der Bodenberührung des Hauptfahrwerks auf der Bahn auf. Und dann kam zum Abschluss das, worauf ich schon heiß war: der Gegenschub. Ein kurzes Aufheulen des Props und die Draco stand nach nicht einmal einem Viertelmeter. Im Flug sollte man den Gegenschub unterbleiben lassen, da dabei das Flugverhalten des Modells unkalkulierbar werden kann – ich habe es ausprobiert. Das Starten mit voll ausgefahrenen Klappen ist ebenfalls nicht zu empfehlen, da die Tendenz zum steilen Anstieg bei Vollgas doch recht deutlich ist. Mit Klappenstellung auf Halb und Vollgas hebt das STOL-Modell schon nach maximal einem halben Meter sauber ab, ganz wie man es von einem Modell mit diesen Genen erwartet.

Für den Test standen zwei Anlagen zur Verfügung, eine recht neue Spektrum NX8 des Verlags und die eigene Spektrum DX9 des Autors. Beide Sender können die vom eingebauten Empfänger zur Verfügung gestellten Telemetrie-Daten empfangen und anzeigen

Haltbarkeit, Schutz und Preis
Bei einem der vielen Testeinsätze ist mir das Spornrad beim Rückwärtsrollen abgebrochen – so etwas erlebt man sonst ja nicht. Wie die Bilder oben zeigen, lässt sich das Problem aber leicht beheben und vermeiden. Grundsätzlich gilt aber, dass das Modell durch den eingearbeiteten Hartplastik-Kantenschutz an allen neuralgischen Stellen auch im härteren Alltagseinsatz lange seine herrliche Optik behalten wird. Trotzdem habe ich mir für die Tragflächen gleich passende Schutztaschen (1.100 ∑ 500 mm) bei Pichler bestellt, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Und was den Preis der Draco in der voll ausgestatteten BNF Basic betrifft, der ja vielfach kritisiert wird, muss man die wertige Bordelektrik und -elektronik berücksichtigen, bei der für Motor, Regler und Telemetrie-Empfänger im Einzelkauf fast 300,– Euro auf der Rechnung stehen würden. Bei dem Preis wäre noch nicht einmal das Modell mit all seinen Scale-Details, dem aufwändigen Fahrwerk und der tollen Beleuchtung dabei. Umgekehrt wird ein Schuh draus: tolles Modell, fairer Preis.


Mein Fazit
Mit dem gelungenen Modell-Nachbau von Mike Pateys Draco hat Horizon Hobby ein beachtliches Produkt auf den Markt gebracht, das in Sachen Vorbildtreue und realistischer Flugleistung Maßstäbe setzt. Bis auf die extremen STOL-Landungen, bei denen Übung und Feingefühl gefragt sind, ist das Modell in allen Lagen absolut harmlos zu fliegen. Selbst ein leicht fortgeschrittener Modellpilot sollte damit nicht überfordert sein – zumindest solange die Nerven mitspielen. Dazu verzeihen die große Tundra-Bereifung und das stabile Fahrwerk so manche harte Landung.

Alexander Obolonsky


Technische Daten
Draco 2.0m von Horizon Hobby
Preis: 629,99 Euro BNF, 579,99 Euro PNP
Bezug: Fachhandel
Internet: www.horizonhobby.de
Spannweite: 1.973 mm
Länge: 1.345 mm
Gewicht: 4.500 g
Motor: EFLM5065D 400 kv
Regler: 100 A Spektrum
Avian SMART
Servos: 6 × 9-g-Digital mit
Metallgetriebe
Empfänger: Spektrum AR637T
Propeller: Vierblatt 14,5 × 9 Zoll
Flugakku: 6s-LiPo, 5.000 mAh,
Hacker TopFuel