Fun-Delta mit Vektorsteuerung von Horizon Hobby
Scimitar vom Englischen ins Deutsche übersetzt bedeutet Krummsäbel. Über die Parallelen, die der Entwickler Quique Somenzini in dem topmodernen Modell zu einer mittelalterlichen Hiebwaffe sah, darf man gerne spekulieren. Vielleicht war es die Tragflächenform des E-flite Scimitars von Horizon Hobby, eventuell aber auch die elegante Linie des Rumpfs. Man weiß es nicht. Doch der Begriff Scimitar passt auf alle Fälle auf das elektrisch betriebene Delta-Modell wie die Faust aufs Auge.
Der E-flite Scimitar von Horizon Hobby ist in der besonders stabilen Carbon-Z-Technologie aufgebaut. Das bedeutet, dass die Z-Foam-Fläche im Inneren mit CFK verstärkt wurde, um so für die wildesten Flugmanöver gerüstet zu sein. Denn der für den Antrieb zuständige, recht stattliche Außenläufer mit der Bezeichnung BL 32 sitzt im Heck des Modells in einem Käfig, der sich seitlich schwenken lässt. Die so genannte Schub-Vektor-Steuerung ermöglicht dadurch Flugmanöver, die allein durch Ruder nicht möglich wären.
Kraftprotz
Horizon Hobby gibt das Schub-Gewichts-Verhältnis mit 2:1 an. Das bedeutet, dass der Antrieb bei einem Gewicht von 2.000 Gramm etwa 4.000 Gramm Schub leisten würde. Zugegeben, wir haben ihn nicht gemessen, doch tatsächlich scheint dies beim Sichten der Komponenten auch durchaus möglich zu sein. Die Luftschraube ist mit einer Größe von 10 × 8 Zoll für den Betrieb an einem Außenläufer mit 1.010 Umdrehungen in der Minute pro Volt an einem 4s-LiPo relativ groß und sollte daher die 60 Ampere Belastbarkeit des E-flite-Reglers fast ausreizen.
Der Scimitar kommt in einer so genannten BNF-Version. Tatsächlich liegt dem Nurflügler alles zum sofortigen Losfliegen bei: ein 4s-LiPo mit 3.200 Milliamperestunden Kapazität samt 12-Volt-Ladegerät, sechs bereits eingebaute digitale Mini-Highspeed-Servos, ein E-flite 60A Pro-Brushlessregler, die Luftschraube samt Mitnehmer und ein AR600-Spektrum-Empfänger. Dieser kann an jeden DSM2- oder DSMX-Sender gebunden werden. Da ein Modell mit Druckantrieb dieser Größenordnung auf keinen Fall mit der Hand geworfen werden darf, liegt dem Set ein starres Fahrwerk bei. Wir fanden jedoch, dass der Scimitar mit dem optional erhältlichen Einziehfahrwerk eine gehörige Portion schnittiger aussieht.
Da der Scimitar im Grunde schon fix und fertig gebaut ist, bleiben zur Montage lediglich noch die Seitenrudergestänge einzuhängen und die Tragflächenhälften mitsamt den Seitenrudern zu montieren. Diese Komponenten fädelt man auf zwei Kohlefaserrohre auf und fixiert alles mit einer Kunststofflasche an der Unterseite. Die Verkabelung ist bereits eingezogen und sogar beschriftet. So kann auch beim Zusammenstecken der Elektrik nichts schiefgehen. Auch das Einziefahrwerk ist in dieser Weise schon vorbereitet. Es wird mit einem Drei-in-ein-Servokabel an einem Kanal im Empfänger eingesteckt. Da auch die zwei Seitenruderservos, das Lenkservo des Bugfahrwerks und eventuell auch das Servo der Schubvektorsteuerung an einem Kanal arbeiten, genügt der beigelegte Empfänger vollauf.
Gut gerüstet
Der Scimitar hat eigentlich mit einem üblichen Schaummodell nicht mehr viel gemein – bis auf die Tatsache natürlich, dass er aus Hartschaum besteht. Doch dieser ist an exponierten Stellen mit Kunststoff-Armierungen versehen. Das verhindert im normalen Modellflieger-Alltag angeschlagene Randbögen oder abgeknickte Ecken der Querruder. War früher ein Schaummodell eher ein Zweitmodell, sind diese modernen Fluggeräte durch gezielte Verstärkungen und schöne Lackierungen zur absoluten Allzweckmaschine mutiert. Auch schon deshalb, da nicht nur die Kabinenhaube, unter der der Antriebsakku sitzt, mit Magneten fixiert wird. Auch die Rumpfspitze ist abnehmbar gestaltet und ermöglicht so einen einfachen Austausch, falls die Landung doch einmal schiefgeht. Früher musste das Hartschaummodell seine restliche Zeit mit einer schiefen Nase leben.
Ein Nurflügelmodell einzufliegen kann schon mal Überraschungen bereithalten. Nicht so beim Scimitar. Stellt man bei ihm zum Start die Höhenruder leicht nach oben, ist derselbe nur noch eine Sache der Geschwindigkeit. So bleibt zum Offtake nur noch eines: Vollgas und die Kiste gerade auf der Bahn halten. Den Rest erledigt der Scimitar. In einem flachen Winkel steigt das Modell in den Himmel. Die Schub-Vektor-Steuerung wurde in der Spektrum DX8 mittels eines Schalters abschaltbar gestaltet. So kann man sich zunächst ohne diese Trudelhilfe an das Flugverhalten des Flugsäbels gewöhnen.
Schnittig
Tatsächlich, der Scimitar geht mit der eingebauten Antriebsauslegung ab wie Schmitts Katze. Nach einer kurzen Trimmflugrunde konnte es daher auch schon gleich ans Eingemachte gehen. Loopings kommen
zackig und gelingen ohne Ausbrechtendenzen rund. Doch die großen Ausschläge und die flächigen Ruder sind für mehr gemacht. Für unglaublich schnelle Rollen zum Beispiel. Wenn
man möchte, kann man in voller Fahrt das Höhenruder voll durchziehen.
Was dann passiert, spottet jeder Beschreibung. Der Scimitar hebt die Nase und Luft rauscht lautstark um das Modell herum, doch ein seitliches Ausbrechen bleibt aus. Das macht Mut, auch einmal in niedriger Geschwindigkeit über den Platz zu schleichen. Auch hierbei erhöht sich lediglich der Anstellwinkel des Modells. Ganz klar, der Motor darf dabei nicht abgestellt werden. Fast Halbgas ist manchmal schon nötig.
Die Höchstgeschwindigkeit des Modells ist nicht berauschend. Doch sobald man die Schub-Vektor-Steuerung aktiviert, erkennt man das Konzept hinter der Konstruktion des Scimitar: Spaß. Denn greift man beherzt ins Seitenruder, dreht sich der Säbel um seine Hochachse wie ein Teller auf dem Stock eines Zirkusartisten. Dass man dabei auch ordentlich Gas stehen lassen sollte, versteht sich von selbst. Zum Beenden des Flugzustands ist noch Vollgas und kurzes Gegensteuern mit dem Seitenruder nötig. Insgesamt ist zum Steuern des Scimitar schon etwas Erfahrung im Umgang mit RC-Flugmodellen nötig. Zum Beispiel gelingt der Messerflug mit ordentlich Speed sehr einfach. Ist man zu langsam – nun, man sollte besser nicht zu langsam sein.